[swahili, "Geschichte, Legende"]

Uantu und der Büffeljäger

Uantu hatte sich einmal ein Maisfeld angelegt, aber immer wieder kamen die Büffel, fraßen den jungen Mais und richteten großen Schaden an. Da begab sich Uantu zu Gbasso und sprach: »Dein Sohn ist ein guter Büffeljäger. Lass ihn mit mir gehen, er soll die Büffel vertreiben, die mein Maisfeld verwüsten.«

»Oh, das ist eine große Sache, das ist nicht so einfach«, wehrte Gbasso ab. »Was wird, wenn die Büffel meinen Sohn töten?« Aber Uantu versicherte: »Ich passe schon gut auf. Geht dein Sohn abends aufs Feld, bleibe ich wach, und sollte er von den Büffeln bedrängt werden, kann er sich in mein eisernes Haus flüchten, dort kann ihm nichts geschehen.« Nach diesen Worten war Gbasso bereit, seinen Sohn mit Uantu ziehen zu lassen. Die beiden machten sich auf den Weg.

Am Abend, die Büffel waren wieder dabei, das Feld zu verwüsten, schickte Uantu den Jäger aus. Er versprach ihm, dass er wach bleiben würde und fügte noch hinzu: »Wenn die Büffel dich verfolgen, lauf geschwind in mein eisernes Haus. Die Tür lasse ich offen, erst wenn du drin bist, schließe ich ab.«

Gbassos Sohn schlich nun dorthin, wo die Büffel ästen und schleuderte seine Speere nach den Tieren. Die Büffel aber witterten den Jäger und gingen auf ihn los. Gbassos Sohn floh, die Büffel blieben ihm auf den Fersen. Als der Jäger vor Uantus Haus anlangte, war die Tür verschlossen und Uantu nirgends zu sehen. Der Jäger wusste, dass Uantu sich doch schlafen gelegt hatte, er rief und rief, aber Uantu hörte nichts, er schlief viel zu fest. Die Büffel waren schon nahe, da wandte sich Gbassos Sohn erneut zur Flucht, diesmal zum Haus seiner Mutter. Er rief nach ihr, wie er nach Uantu gerufen hatte, und die Mutter hörte das Rufen ihres Sohnes, öffnete die Tür und ließ ihn ein. Es war höchste Zeit, schon wollten die Büffel hinterdrein stürzen, aber die Tür flog zu. Zwar gingen die Büffel nun mit den Hörnern auf das Haus los, um es zu zertrümmern und so doch noch an den Jäger heranzukommen, aber trotz all ihrer Kraft schafften sie das nicht. Schließlich zogen die Büffel sich zurück.

Spät in der Nacht, als die Gefahr vorüber war, nahm die Mutter des Jägers Blut, schlich zu Uantus Dorf und verspritzte das Blut auf dem Boden und am Haus. Dann rief sie Uantu heraus und fragte ihn, wo Gbassos Sohn sei. Mit Schrecken fiel nun Uantu ein, dass er versprochen hatte, am Abend vorher wach zu bleiben. Als er jetzt das Blut sah, glaubte er, Gbassos Sohn wäre von den Büffeln getötet worden. Nun fing er mächtig an zu jammern und rief: »Wie furchtbar, nun ist der Jäger doch umgekommen, und mich wird Gbassos Zorn treffen!«

»Ja, eine schlimme Sache«, antwortete die Mutter und kehrte nach Hause zurück. Uantu versprach ihr ein hohes Sühnegeld.

Bald machte sich Uantu mit Geld und Geschenken auf den Weg zu Gbasso. Als er dort alles bezahlt hatte, rief man den Jäger herbei, und Gbasso sprach: »Siehst du, so ist das. Gibt jemand nicht Acht auf das, was man ihm anvertraut hat und sorgt nicht dafür, dass der Besitzer es wohlbehalten zurückbekommt, muss er eben büßen.«