[swahili, "Geschichte, Legende"]

Mangama und Otetek

Mangama und Otetek waren Brüder von einem Vater und einer Mutter, Mangama war der Ältere. Beide wohnten zusammen in einem Dorf, und zwar wohnte Mangama oben und der Jüngere unten. Bei Regen wurde der gesamte Schmutz des Dorfplatzes, auch der von Mangamas Seite, in das Versammlungshaus Oteteks gespült, so dass jener ständig den Schmutz wegräumen musste. Er tat das auch ohne Murren. Lud Otetek aber seinen Bruder zum Essen ein, so erschien der mit seinem Gewehr und in voller Ausrüstung, als ob er auf einen Raubzug ginge, legte alles ins Versammlungshaus und kam dann zum Essen. Otetek bemerkte das und fragte Mangama: »Wie kommt es, mein Bruder, dass du als Gast mit dem Gewehr und in deiner ganzen Kriegsausrüstung erscheinst, als wenn es in den Kampf ginge?« Mangama erwiderte: »Oh, das ist so meine Gewohnheit.« Da meinte der Jüngere: »Ich glaube, ehe du nicht einen ums Leben gebracht hast, wirst du ein Draufgänger bleiben!« Lud Mangama dagegen den Otetek ein, so nahm der erst einmal eine Maisspindel, ging zum Abort, wo er eine halbe Stunde blieb, und kam dann in aller Gemächlichkeit zum Essen, das unterdessen ganz kalt geworden war.

Eines Tages sagte Mangama: »Lass uns zu einem Rechtsstreit gehen, der im nächsten Dorf abgehalten wird, ein Mann von dort hat uns benachrichtigt.«

Während Otetek sich langsam fertig machte, hatte Mangama schon die gewohnte Kriegsausrüstung angelegt, Gewehr und Speer an sich genommen und eilte davon, schwer wie ein Elefant. Noch hatte er das nächste Dorf nicht erreicht, als er strauchelte, hinfiel und sich den eigenen Speer in den Bauch rannte. Er war tödlich verwundet. Nach geraumer Zeit langte Otetek ganz gemächlich an, und als er seinen Bruder sah, sagte er zu ihm: »Siehst du, habe ich dir nicht immer gesagt, du würdest dein hastiges Wesen nicht eher ablegen, bis du jemanden getötet hast? Nun hast du dich selbst umgebracht, und alle deine Frauen, die vielen, die du dir durch deine Geschäftigkeit erworben hast, nützen dir nun nichts mehr, und ich werde sie erben.«