[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Jüngling und die Wegelagerer

Es waren einmal Vater und Sohn. In seinem langen Leben hatte der Vater vierzig Goldmünzen gespart. Eines Tages, als Kaufherrn eine Karawane ausrüsteten, rief er den Sohn, nähte ihm die Goldmünzen in den Kragen des Chalats und sprach: »Lieber Sohn, ich übergebe dir unser ganzes Vermögen, mach dich auf den Weg, sei ehrlich, gerecht und sprich stets wahr.« Über kurz oder lang wurde die Karawane von Wegelagerern überfallen. Die Kaufleute erschraken und gaben alles her, was sie bei sich führten, ohne sich zu widersetzen. Selbst ihre Taschen kehrten sie um. Während die Wegelagerer die Beute unter sich teilten, stand der Jüngling ein wenig abseits und beobachtete mit großen Augen, was um ihn geschah. Da sagte ein Wegelagerer miteins: »Kommt, wir wollen diesem armen Burschen dort einen Teil der Beute geben.«

»He, du dort, im verschlissenen Chalat!« riefen zwei Wegelagerer. »Komm her!« Der Jüngling gehorchte. Ein Wegelagerer zwinkerte ihm spöttisch zu: »Na, was können wir dir abnehmen?«

»Vierzig Goldmünzen«, erwiderte der Jüngling. »Vierzig?!« »Ha-ha-ha!«, die Wegelagerer hielten sich die Bäuche vor Lachen und fuhren fort zu spotten: »Hast du soviel Gold überhaupt schon einmal auf einem Haufen gesehen?«

»Zeigt ihm mal, wie die aussehen!« Der Jüngling zog seinen Chalat aus, trennte den Kragen auf und die Goldmünzen fielen heraus. Die Lacher verstummten. »Warum hast du sie uns gezeigt?«

»Wir wollten dir doch von unserer Beute abgeben...!«

»Nun nehmen wir dir auch noch dein Geld.« Die Wegelagerer redeten wild durcheinander und lachten dröhnend. »Als mein Vater mich mit der Karawane ziehen ließ«, versetzte der Jüngling, »trug er mir auf, ehrlich zu sein und immer die Wahrheit zu sprechen. Ich bin gewohnt, ihm stets und in allem Gehorsam zu leisten.« Die Wegelagerer tauschten erstaunte Blicke. Dann führte einer sein Pferd herbei. Ein anderer half dem Jüngling in den Sattel. Der dritte reichte ihm seinen Churdshun mit Essen und Geld.

Der Jüngling bedankte sich für die Gaben und ritt heim.