[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Eheversprechen

Es war einmal ein Königssohn der um die Hand eines Mädchen angehalten hatte. Doch als er sie gut genug kennen gelernt hatte, war er plötzlich der Meinung, dass er das Heiraten auch bleiben lassen könne und so wollte er sie schließlich wieder loswerden. Denn aus irgend einem Grunde war ihm das hübsche Mädchen plötzlich nicht mehr fein genug!

Weil er sich aber nicht traute, ihr offen die Meinung zu sagen, versuchte der Königssohn es auf eine elegante Art und sagte zu ihr, das er sie dennoch zur Frau nehmen wolle, wenn sie zu ihm käme und zwar: Nicht fahrend und nicht reitend,
Nicht gehend und nicht rodelnd,
Nicht hungrig und nicht satt,
Nicht nackend und nicht bekleidet,
Aber auch weder am Tage noch in der Nacht!
Als die erstaunte Braut diese Worte hörte, war sich der Königssohn bereits sicher, dass sie die ihr gestellte Aufgabe nie und nimmer würde zuwege bringen. Sie aber war nicht nur hübsch, sondern auch ausgesprochen schlau.

Zuerst nahm sie ein Gerstenkorn und aß es. Jetzt war ihr Magen nicht mehr nüchtern, aber sie war dennoch nicht satt. Danach besorgte sie sich ein Netz aus Wolle und warf es sich über ihren Körper und somit war sie weder nackend, aber auch nicht bekleidet. Dann ging sie in den nahe gelegenen Stall, nahm sich einen Schafbock und setzte sich auf ihn und stakte so mit dem Schafbock unter ihrem Körper in Richtung Schloss, während sie ihre Beine auf dem Boden hinter sich her schleifen ließ. Damit sie aber auch die letzte Bedingung des Königssohn erfüllte, machte sie die ganze Aktion auf der Grenze zwischen Tag und Nacht. Genau zu jenem Zeitpunkt, an dem die erste Dämmerung anbrach.

Als sie in ihrer eigenartigen Aufmachung das Schlosstor erreicht hatte und den Königssohn sprechen wollte, mochte ihr die Schlosswache nicht aufmachen. Denn zu skandalös sah sie in ihrer wunderlichen Aufmachung aus und es entstand schließlich ein heftiger Wortwechsel.

Die Wachen weigerten sich beharrlich das Tor zu öffnen und es entstand ein heftiger Wortwechsel der immer lauter wurde. So laut, dass schließlich sogar der Königssohn davon wach wurde. Neugierig begab er sich an sein Fenster und blickte hinunter zum Eingang.

Als das Mädchen ihn hinter der Fensterscheibe erkannte, stakte sie mit dem Schafbock genau unter das Fenster des Königssohn, drehte dem Bock ein Horn ab, stellte sich flugs auf seinen Rücken und klopfte mit dem Horn kräftig an die Fensterscheibe. Da musste man das Mädchen schließlich einlassen und der Königssohn sie zu seiner Prinzessin machen.