[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie die Bracer Verstand einkaufen wollten

Eines Tages erfuhren die Leute von der Insel Brac, dass es in Venedig Unmengen von Verstand gäbe, und beschlossen, eine Abordnung hin zu senden, die für die ganze Gemeinschaft welchen einkaufen sollte. Die Abordnung fuhr übers Meer. Als die schlauen Venezianer von dem seltsamen Verlangen der Bracer erfuhren, verzogen sie keine Miene und erklärten sich einverstanden, ihnen den Verstand für eine hohe Summe zu verkaufen. Sie übergaben ihnen ein Fass, das nichts enthielt als eine Maus, und sagten: »Aber ihr dürft das Fass keinesfalls anrühren oder gar öffnen, bevor ihr auf eurer heimatlichen Insel angelangt seid.« Die Bracer prägten sich diese Anordnung ein und machten sich mit dem Fass auf den Rückweg. Als ihr Schiff im Hafen anlegte, liefen Alt und Jung, Fischer und Bürgermeister ans Ufer, und Salutschüsse krachten. Feierlich wurde das Fass an Land gebracht, der Bürgermeister hielt eine Rede und nahm den Deckel ab. Da sprang die Maus heraus, lief am Ufer entlang, tauchte aus Angst vor den vielen Menschen ins Meer und schwamm zu einem kleinen Felsenriff, das unweit des Ufers aus dem Wasser ragte. »Ach herrje!« rief der Bürgermeister entsetzt. »Unser Verstand reißt aus!« Stracks ließ er Stricke und Ketten bringen und sie um das Felsenriff schlingen, um den Verstand an Land zu ziehen. Die kräftigsten Bracer kamen herbei, packten die Stricke und zogen. Sie ächzten und stöhnten vor Anstrengung, doch das Felsenriff rührte sich nicht von der Stelle, und sie erreichten nichts anderes, als dass die Stricke rissen. Da purzelten sie übereinander und konnten noch von Glück sagen, dass sie sich nicht das Genick brachen.

Aber das Felsenriff steht noch bis zum heutigen Tage.