[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie der Kchokomodumo besiegt wurde

Einmal traf der Vogel Kchokomodumo Jungen, die auf dem Feld Vieh hüteten. Einer von ihnen litt unter Ausschlag. Als der Vogel das sah, riss er sich eine Feder aus und forderte den Jungen auf: »Röste sie am Feuer!« Als die Feder geröstet war, wurde sie zermahlen. Den Staub tupfte man auf den Ausschlag des Jungen, und er bekam wieder eine schöne glatte Haut. Der Vogel bat ihn, niemandem die Geschichte seiner Heilung zu erzählen. Als nun der Knabe nach Hause kam und die Seinen ihn sahen, staunten sie sehr, dass er gesund geworden war und eine glatte Haut bekommen hatte. Sie fragten ihn, auf welche Weise er geheilt worden sei, doch der Junge wehrte ihre Frage ab.

Kaum war der Junge zum Weideplatz zurückgekehrt, erkundigte sich der Vogel, ob er jemandem etwas verraten hätte, und der Junge konnte die Frage guten Gewissens mit nein beantworten. Lange Zeit wurde er einerseits von seiner Familie und andererseits dem Vogel mit Fragen geplagt. Schließlich gab er auf und erzählte zu Hause: »Als wir auf dem Weideplatz waren, kam ein großer Vogel und erkundigte sich, was mir fehle. Ich sagte es ihm. Er riss sich eine Feder aus, wir rösteten sie, zermahlten sie und tupften den Staub auf meinen Ausschlag. So wurde ich gesund.« Der Vogel Kchokomodumo aber hatte das alles gehört.

Auf dem Weideplatz kam Kchokomodumo und wollte wissen, ob der Junge etwas erzählt hätte. Der Junge verneinte. Der Vogel fragte abermals und wurde zusehends zorniger. Der Junge versuchte sich herauszureden und wollte fliehen. Da verschlang ihn der Kchokomodumo. Als die anderen Hirtenjungen das sahen, flohen auch sie. Aber der Vogel nahm die Verfolgung auf und verschlang einen nach dem anderen. Ein paar Jungen nur gelangten bis nach Hause. Inzwischen aber hatte sich der Kchokomodumo in ein zottiges Tier verwandelt und war den Jungen, die übrig geblieben waren, bis in ihr Dorf gefolgt. Unterwegs hatte er alles gefressen, was ihm begegnet war, Ziegen, Rinder, Schafe. Als er im Dorf ankam, griffen die Männer zu den Waffen und versuchten, gegen ihn zu kämpfen. Doch vergeblich, der Kchokomodumo verschlang sie alle. Nur eine alte Frau blieb verschont. Eine kleine Taube flog zu ihr und versprach: »Streue Rizinuskörner, dann will ich dir etwas sagen!« Die alte Frau streute Körner, und das Täubchen verlangte nun: »Nimm ein Schneckengehäuse und krieche hinein!« Die Frau tat, wie ihr geheißen. Da kam der Kchokomodumo und verschlang das Schneckengehäuse samt der alten Frau. Doch das Gehäuse kam wieder heraus, sooft es der Kchokomodumo auch verschlang. Schließlich gab er auf. Als die alte Frau aus dem Gehäuse kroch, waren ihre Knie angeschwollen. Weder erschien das Täubchen, wollte Rizinuskörner, und die Frau streute Körner aus. Da sagte die Taube: »Ritze deine Knie auf, nimm Gefäße und lass das Blut hineinfließen!« Die alte Frau füllte mit ihrem Blut einen Hirsekorb und suchte noch ein Gefäß. Da flog wiederum das Täubchen herbei, verlangte Rizinuskörner und sprach dann zu der alten Frau: »Öffne den Hirsekorb!« Als sie den Korb öffnete, fand sie darin zwei Knaben, Maschilo und Maschilwane, und ihre Hunde. Als die beiden sich sogleich auf die Jagd begeben wollten, gebot ihnen die alte Frau: »Wenn ihr ein großes zottiges Tier findet, so tötet es, aber schneidet es nicht auf, sondern kommt und ruft mich!« Eines Tages erblickte Maschilwane unterwegs einen Mochobaum mit reifen Früchten. Da Maschilo in einiger Entfernung mit den Hunden jagte, stieg er allein auf den Baum, pflückte Früchte und aß sie. Während er noch auf dem Baum saß, näherte sich, gefolgt von einer riesigen Staubwolke, das große zottige Tier, der Kchokomodumo. Maschilwane erkannte sofort, dass es jenes Tier war, von dem ihnen die alte Frau erzählt hatte. Der Kchokomodumo setzte sich unter den Baum und verlangte, dass Maschilwane auch für ihn Früchte pflücken solle. Maschilwane warf die reifen Früchte hinunter, bis nur noch unreife übrig waren. Aber auch die wollte der Kchokomodumo haben. Nach und nach verschlang er alles, Früchte, Blätter, Äste. Maschilwane hatte zwischendurch immer wieder auf seiner Flöte geblasen, um Maschilo und die Hunde herbeizurufen. Maschilwane saß auf dem letzten Ast, da kam Maschilo mit den Hunden herbei. Maschilwane wollte sie noch warnen, nicht zu nahe heranzukommen, aber schon packten die Hunde den Kchokomodumo. Dieser verschlang einen Hund, dann die anderen, aber sooft er sie auch verschlang, immer wieder kamen sie heraus. Schließlich war der Kchokomodumo so erschöpft, dass Maschilo und Maschilwane ihn mühelos töten konnten. Sie erinnerten sich nun an die Mahnung der alten Frau, das große zottige Tier nicht auszuweiden, sondern sie zu rufen. Maschilwane holte die alte Frau, und als sie sah, dass der Kchokomodumo tot war, begann sie vor Freude zu tanzen und zu singen. Dann sagte sie zu den beiden Knaben: »Weidet das Tier recht vorsichtig aus. Die Eingeweide dürft ihr aber nicht öffnen!« Die Knaben taten wie befohlen, bis nur noch die dünne Haut der Eingeweide übrig blieb. Die alte Frau verlangte nun, dass sie die Haut vorsichtig aufreißen sollten, und da kamen Menschen, Rinder, Schafe, Ziegen und viele andere Dinge zum Vorschein. Die Menschen bauten ihre Dörfer wieder auf, denn der Kchokomodumo war nun besiegt.