[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie Aldar-Kosse Knechte bewirtete

Einmal verdingte sich Aldar-Kosse bei einem Bei als Knecht. »Wie geht es euch?« fragte er die anderen Knechte. »Schlecht, wir wissen überhaupt nicht mehr, wie Fleisch schmeckt«, antworteten sie ihm. »Verzagt nicht, ich bewirte euch auf Kosten des Beis mit Fleisch.« Die Knechte schüttelten nur die Köpfe: »›Bitte nie in einer Jurte, wo nie Gäste weilen‹, heißt es im Volksmund.«

»Ich gedenke auch nicht zu bitten. Er gibt es von selbst.«

»Was heckst du aus, findiges Köpfchen!«

»Wenn kein Wind weht, raunt das Schilf nicht«, antwortete Aldar-Kosse ausweichend.

Am selben Tag - keiner weiß wie und warum - fiel der beste Hammel aus der Herde des Beis in eine Grube und brach sich ein Bein. Der Bei raufte sich die Haare: »Oje, oje, Aldar-Kosse, der Hammel ist hin! Was tun?«

»Ihn schnell schlachten!« riet der Knecht. »Jammerschade, ein Hammel weniger...« zeterte der Bei. »Wenn es dir schade drum ist, soll er selbst verenden«, sprach Aldar-Kosse seelenruhig. Nun musste der Bei den Hammel schlachten und er befahl: »Bringe das Hammelfleisch auf den Basar und verkaufe es so teuer wie möglich.«

Aldar-Kosse lud sich das Fleisch auf den Rücken und schleppte es zum Basar. Dort schrie er: »He, liebe Leute! Verkaufe für eine Goldmünze einen verreckten Hammel! Kauft!« Die Leute lachten: »Nein, nein, Aldar-Kosse, diesmal führst du uns nicht an der Nase herum. Ziehe ab mit dem verreckten Hammel, schleppe ihn dorthin, woher du ihn gebracht hast.« Das wollte Aldar-Kosse nur hören.

Zum Bei zurückgekehrt, sagte Aldar-Kosse, mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischend: »Bei, wir müssen das Fleisch selber essen, keiner kauft den Hammel. Habe unnötig meine Kräfte vergeudet. Keiner will den Hammel...« Der Bei wollte dem Knecht nicht glauben: »Warum will ihn keiner! So einen guten Hammel! Du lügst, Aldar-Kosse. Morgen gehen wir zusammen auf den Basar.«

Am frühen Morgen begaben sie sich zu zweit auf den Markt. Der Bei schrie: »He, gute Leute! Kauft den Hammel! Wer braucht einen Hammel?« Aldar-Kosse rief gedehnt: »Kauft den gestrigen Hammel! Es ist derselbe Hammel, nehmt den gestrigen Hammel für eine Goldmünze!« Da wurden die Leute böse. »Schert euch weg, ihr Nichtsnutze! Keinen Groschen geben wir euch! Esst euren Hammel selbst.« Da mussten sich die Händler trollen.

»Was soll nun werden?« fragte Aldar. »Das Fleisch essen oder es den Wölfen in die Schlucht werfen?«

»Lass mich nachdenken, Aldaken, lass mich nachdenken«, versetzte der Bei zerschmettert. Dann ließ er alle Knechte zu seiner Jurte kommen und sprach zu ihnen: »Hirten, es geht das dumme Gerede um, ich sei ein böser und geiziger Mann. Möge Allah die Schwätzer für ihre verleumderischen Worte bestrafen. Heute sollt ihr erfahren, wie gut euer Herr ist. Ich will euch in allen Ehren bewirten. Das beste und fetteste Hammelfleisch ist mir für euch nicht zu schade. Aldar-Kosse, koche das Fleisch! Aber eins ist meine Bedingung: Das Feste im Kessel gehört mir, alles übrige euch.«

Die Knechte schauten sich an, ließen die Arme sinken, fanden keine Worte der Antwort. Auch so wären sie's zufrieden: Gibt es keine Hoffnung auf Fleisch, ist die Brühe auch kein schlechtes Essen. Aldar-Kosse hantierte eifrig. Das Feuer brannte, das Wasser im Kessel brodelte, das Hammelfleisch kochte. Aldar-Kosse ließ das Fleisch so lange kochen, dass der Bei schon unruhig wurde: »Ist das Essen nicht bald fertig, Aldar-Kosse?«

»Bald, bald, gedulde dich noch ein wenig, Bei.«

Als das Fleisch so weich gekocht war, dass es sich von den Knochen löste, sagte Aldar zu seinem Herren: »Bei, wiederhole, was in diesem Kessel dir gehört?«

»Das Feste! Das Feste!« sagte der Bei hastig. »Hier ist alles Feste!« Mit diesen Worten legte Aldar-Kosse dem Bei die Knochen vor. »Und uns gehört alles übrige.« Die Knechte setzten sich um den Kessel und machten sich über das Essen her. Der Bei lief blau an vor Zorn, die Knechte aber lachten. Als sie sich an Hammelfleisch satt gegessen hatten, wischten sie sich die Bärte und sagten wie aus einem Munde: »Habe Dank für die Bewirtung, Aldaken!«