[swahili, "Geschichte, Legende"]

Was Tausendfüßer und Spinne über die Menschen denken

Tausendfüßer und Spinne waren Freunde und gingen oft zusammen aus. Als sie eines Tages im Gespräch beieinander saßen, sprach der Tausendfüßer zur Spinne: »Mein lieber Freund, Lass dir von mir sagen, dass die Menschen ganz bestimmt taub sind.« Höflich erkundigte sich die Spinne: »Was kannst du mir von der Taubheit der Menschen berichten?« Da begann der Tausendfüßer zu sprechen: »Nun, folgendes, hör zu. Dem Menschen muss man erst auf dem Körper herumtrampeln, bis er sagt: ›Da ist ein Tausendfüßer.‹ Dabei höre ich doch bei jedem Schritt meine Füße stampfen. Laut wie ein Dampfer, der in Fahrt ist, stampfen sie. Es macht: ›Uch! Uch! Uch!‹ Aber die Menschen bemerken den Lärm einfach nicht.«

»Mein Freund, du sprichst die Wahrheit!« antwortete die Spinne, als sie ihn angehört hatte. Darauf erzählte sie dem Tausendfüßer: »Weißt du, Freund, ich glaube, die Menschen sind nicht nur taub, sondern außerdem noch blind. Habe ich mir nämlich ein Haus gebaut, die Wände, die Veranda, alles ist fertig, dann kommen die Menschen, stolpern über die Schwelle, fallen durch die Tür. Und doch sagen sie nicht: ›Ach, ach, das Netz der Spinne umgibt mich!‹ Mit den Händen zerreißt der Mensch, was ich gebaut habe, und zerstört es völlig. Ich selbst laufe dann immer schnell fort und lasse mich ins Gras fallen. Danach suche ich mir einen anderen Platz für ein neues Netz. Aber ich sage dir, die Menschen sind blind, sie sehen überhaupt nichts.« Und der Tausendfüßer pflichtete ihr bei und nickte.