Warum die Frauen nicht gleich sind
In alten Zeiten lebte ein Alter mit seiner Alten, und sie hatten eine Tochter. Der Alte war sehr gerecht. Als die Tochter herangewachsen war, kam mit seinen Heiratsvermittlern ein armer, aber ebenfalls gerechter Mann angefahren. Der Alte war einverstanden, ihm die Tochter zu geben, und schon fängt man an, die Hochzeit auszurichten. Da kommt ein anderer gefahren, ein noch besserer und reicherer! Der Alte weiß nun nicht recht, was er tun soll. Es wäre schon besser, sie dem Reicheren zu geben. Er fängt bereits an, mit dem Reichen darüber zu sprechen - da kommt ein dritter gefahren, ein noch reicherer! Der Alte wird schon ganz wirr im Kopfe und weiß nicht, was er tun soll, welchem er sie geben soll. Die drei werden sich seine Tochter kaum untereinander teilen wollen! Da lässt er einfach alles im Stich und geht von Hause fort.
Der Alte geht und geht und kommt in einen sehr großen Wald. Als er so seines Weges ging, begann es schon zu dämmern. Der Alte legte sich neben dem Wege nieder. Er schlummert ein wenig ein, er wird wieder wach und sieht: voller Licht ist es ringsum und schön! Der Wegrand ist voller kleiner Bäumchen, rechts und links vom Wege sind Leuchter aufgestellt. Der Alte geht wieder rüstig weiter.
Wie er so geht, begegnet er einer Hündin, die ihm entgegenläuft. Er dachte: Dieser Weg ist bestimmt ein Glücksweg, vielleicht bedeutet auch diese Hündin Glück! Er rief sie zu sich, und sie lief hinter ihm her. Als er weitergeht, sieht er eine Schlange, die ihm entgegen kriecht. Der Greis meinte: Auch die Schlange muss ich mitnehmen, vielleicht bringt auch sie Glück! Der Alte nimmt also auch die Schlange mit und wandert weiter, der Weg ist so schön, voller Licht, und weiter wandert er. Und dieser Weg führte wieder zu seiner kleinen Hütte! Wie der Alte so weiterwanderte, kam er dann auch zu seinem Häuschen. Er geht hinein - die Tochter liegt im Bett und schläft. Der Alte legt auf die eine Seite der Tochter die Hündin, auf die andere Seite die Schlange. Er selbst legt sich abseits nieder.
Am Morgen steht er auf: Er findet drei Töchter. Der Alte weiß, dass das die Hündin und die Schlange sind, die sich in Mädchen verwandelt haben, doch die Tochter wusste von alledem nichts. Der Alte geht den ganzen Tag hin und her, arbeitet mal hier, mal dort etwas. Da erfuhren jene drei Schwiegersöhne davon, und gegen Abend kamen sie angefahren. Sie kommen und sehen, dass da drei Mädchen sind! Der Alte gab jedem eine Tochter: Dem Armen gab er seine eigene Tochter und den beiden Reichen die Töchter, die sich aus der Schlange und der Hündin verwandelt hatten. So half sich der Alte aus seiner Verlegenheit. Die guten und schlechten Eigenschaften der Weiber hängen nun heute von folgendem ab: wo die Weiber gut sind, da stammen sie von des Alten Tochter; die aber zungenfertig sind, die kommen von der Hündin; die bösen wiederum sind Nachkommen der Schlange. Deshalb also gibt es gute, böse und schwatzhafte Frauen.