[swahili, "Geschichte, Legende"]

Von einem Mann, der Sonne, dem Mond und dem Wind

Einstmals lebte ein Mann mit seiner Frau. Sie hatten drei Töchter. Eines Tages ging der Mann hinaus auf die Felder, um zu pflügen. Da bewölkte es sich, es wurde kalt. Der Mann sprach: »Wenn die Sonne hervorkäme und mich wärmte, ich gäbe ihr dafür meine älteste Tochter!« Da trat sogleich die Sonne aus den Wolken hervor und wärmte ihn, aber gerade kam seine älteste Tochter und brachte ihm das Mittagessen. Da sagte der Vater: »Ich habe dich der Sonne versprochen.«

»Gut, Väterchen, wenn du mich der Sonne versprochen hast, dann heirate ich sie.« Da kam sofort die Sonne herab und holte das Mädchen zu sich. Als der Mann vom Pflügen heimkam, fragt ihn die Frau: »Und wo ist die Tochter?« Er sagt: »Ich habe sie mit der Sonne verheiratet.«

Dann fuhr der Mann in den Wald, um Holz zu schlagen. Er schlug den ganzen Tag, doch ehe er alles auf den Wagen geladen hatte, war es schon so dunkel geworden, dass er das Beil in seiner Hand nicht mehr sehen konnte. Er sagt: »Wenn doch wenigstens der liebe Mond zu leuchten anfinge, ich würde ihm meine jüngere Tochter geben!« Sogleich begann der Mond zu leuchten, und es wurde so hell wie am Tage. Gerade zu der Zeit kam auch die mittlere Tochter zum Vater - sie hatte Pilze gesucht, hatte sich verirrt und so verspätet. »Na«, sagt der Vater, »ich habe dich dem Mond versprochen, mein Kindlein.«

»Gut, Väterchen, wenn du mich dem Mond versprochen hast, heirate ich ihn.« Und sogleich kam der liebe Mond herab und holte das Mägdlein zu sich. Und als der Mann heimkam, fragte ihn das Weib: »Wo ist denn nur die Tochter, dass sie gar nicht nach Hause kommt?« Er sagt: »Ich habe sie mit dem Mond verheiratet.«

Die Heumahd kam heran. Der Mann ging Gras mähen. Doch es ist solch eine Hitze, dass er die Sense nicht mehr in der Hand halten kann! Er sagt: »Wenn nur der Wind wehen möchte, dann wäre es kühler; ich würde ihm die jüngste Tochter dafür versprechen!« Und augenblicklich begann der Wind zu wehen, und schon ist es ihm angenehm kühl, aber zur selben Stunde kommt seine jüngste Tochter und bringt ihm das Mittagessen. »Ich habe dich dem Winde versprochen, mein Kindlein.«

»Wenn du mich dem Winde versprochen hast, so will ich ihn heiraten.« Und sogleich kam der Wind und holte sie zu sich. Doch als der Mann heimgekommen war, fragte ihn das Weib: »Wo ist denn die Tochter?« Er sagt: »Ich habe sie mit dem Winde verheiratet.«

Na gut alle drei Töchter hatte er nun verheiratet. Aber es vergingen ein paar Wochen - und er hatte Sehnsucht nach seiner ältesten Tochter. Er geht zur Sonne, seinem Schwiegersohn, zu Besuch. Und als er dorthin kam, war es schon Abend. Da sagte die Sonne, der Schwiegersohn: »Rühre Mehl ein und backe deinem Vater Pfannkuchen!« Da sagt die Tochter: »Es ist Abend, wie kann ich jetzt im Ofen Feuer machen!« Doch die Sonne sagt: »Wir brauchen kein Feuer, ich backe sie so. Fülle mir nur den Teig auf den Kopf!« Da füllte sie den Teig auf den Kopf der Sonne, und so buk sie die Pfannkuchen.

Als der Vater lange genug zu Gast gewesen war, machte er sich wieder auf den Heimweg. Und als er zu Hause ankam, da war es schon Abend. Da sagt er zu seinem Weibe: »Rühre Mehl ein, wir wollen Pfannkuchen backen!«

»Was dir jetzt in der Nacht einfällt! Wir haben weder Feuer noch sonst etwas.«

»Wir brauchen kein Feuer, ich kann sie so backen«, sagt er, »fülle mir den Teig auf den Kopf!« Da schüttete das Weib ihm den Teig auf den Kopf, dass dem Greis alles verklebt: die Haare, die Ohren, die Augen und das Maul! Sein Haar und sein Gesicht waren so verfilzt und beschmiert, dass er sich kaum in drei Tagen im Badehaus sauberwaschen konnte.

Nach einigen Tagen bekam er Sehnsucht nach der zweiten Tochter. Er geht zum Mond, zu seiner Tochter. Er kam dort an - es war wieder Abend und schon dunkel. Da sagt der Mond, der Schwiegersohn: »Geh in den Erdkeller, hole deinem Vater Honigmet!« Doch die Tochter sagt: »Wie kann ich in den Erdkeller gehen, da es schon so dunkel ist!«

»Das macht nichts, ich werde leuchten.« Der Mond legte seinen Finger auf den Zaun - da konnte sie in dem Keller sehen wie am Tage.

Als er dort nach Herzenslust zu Gast gewesen war, kehrte er nach Hause zurück. Er sagt zu seinem Weibe: »Geh in den Erdkeller und hole mir Honigmet!«

»Bist du verrückt? Wie kann ich in den Keller gehen, wo es schon dunkel ist!« Er sagt: »Ich werde dir leuchten.« Das Weib ging hinaus zum Erdkeller. Er legte seinen Finger auf den Zaun und wollte ihr so leuchten. Doch das Weib war in tiefem Dunkel. Darum fiel sie, als sie die Leiter hinab stieg, kopfüber in den Keller und schlug sich das Maul blutig. Da kam das Weib ganz blutig zurück und fluchte auf den Alten.

Es vergingen wieder einige Tage, da bekam der Mann Sehnsucht nach seiner jüngsten Tochter. Er geht und geht. Als er dort ankam, war es noch hell. Dort nahmen die Tochter und ihr Mann den Vater sehr herzlich auf. Später sagt der Wind: »Nimm den Pelz, wir wollen noch ein wenig auf dem Wasser spazieren fahren.«

»Wir werden ertrinken!«

»Wo denkst du hin?« sagt der Wind, »bringe nur den Pelz! In der Stube ist es heiß, wir fahren wenigstens ein bisschen auf dem Wasser umher.« Sie warf den Pelz in den Fluss, sie sprangen beide darauf, der Wind blies etwas - und sie fuhren los wie in einem Boot.

Der Alte kommt nach Hause und sagt zu seinem Weibe: »Na, nimm den Pelz! In der Stube ist es warm, wir gehen ein bisschen auf dem Fluss spazieren fahren.«

»Was redest du da? Bist du schon ganz von Sinnen? Wir werden ertrinken!« sagt das Weib. »Wie wirst du ertrinken? Ich habe gesehen, wie mein Schwiegersohn auf einem Pelz Boot gefahren ist.« Da nahm sie sogleich den Pelz, brachte ihn hin und warf ihn auf das Wasser des Flusses. Beide sprangen auf den Pelz, um spazieren zu fahren. Der Pelz ging unter, und von den beiden sah man nur noch die Füße, sonst nichts, und so trug sie das Wasser fort.