[swahili, "Geschichte, Legende"]

Sankhambi und die Paviane

Sankhambi begegnete einmal einer Löwin mit ihren Jungen. »lass mich auf die Kleinen aufpassen«, sagte er. Die Löwin war einverstanden und meinte: »Nimm du dir die Knochen und gib die Fleischstücke den Jungen.« Sankhambi aber aß das Fleisch selber und gab den Jungen die Knochen. »Das wird ihre Zähne stärken«, sagte er. Anschließend verschlang er eins von den Jungen. Als er sie der Löwin am nächsten Morgen vorzählte, zählte er ein Junges zweimal. So verfuhr er nun jeden Tag, bis er alle Löwenjungen aufgegessen hatte.

Als das letzte Löwenjunge verschlungen war, schlug sich Sankhambi selbst mit Stöcken, wälzte sich in der Asche und setzte sich traurig dreinblickend hin. Als die Löwin kam und fragte: »Wo sind meine Kleinen?« sagte Sankhambi leise weinend: »O weh, die Paviane haben sie gegessen. Siehst du denn nicht, dass auch ich verletzt bin, beinahe hätten sie auch mich totgeschlagen.« Da sprach die Löwin: »Ich werde die Paviane suchen!« Aber Sankhambi hielt sie zurück: »lass mich gehen.« Damit ging er und fand bald darauf die Paviane beim Spielen. »Wie geht es euch?« fragte er. Die Paviane antworteten: »Unsere Sippe hält sich an den Ästen fest, aus Angst, herunterzufallen.« Da setzte Sankhambi sich zu ihnen und brachte ihnen bei zu sagen: »Wir haben die Löwenjungen gegessen, was wird jetzt aus uns?« Die Paviane lauschten ihm und plapperten dann den Satz nach, bis sie ihn ganz flüssig sagen konnten. Nun versprach ihnen Sankhambi: »Ich grabe für euch jetzt süße Knollen aus, hülle sie in Gras ein und bringe sie dann.« In Wirklichkeit ging er zur Löwin zurück, wickelte sie in Gras ein, legte süße Knollen darauf und trug das Bündel zu den Pavianen. »lasst uns zuerst noch ein wenig spielen«, sagte er zu ihnen, »dann wollen wir die Knollen essen.« Sankhambi begann: »Unsere Sippe hält sich an den Ästen fest, aus Angst, herunterzufallen.« Und die Paviane erwiderten, wie Sankhambi sie gelehrt hatte: »Wir haben die Löwenjungen gegessen, was wird jetzt aus uns?«

Ein kleiner Pavian saß nahe bei dem Grasbündel, weil er es eilig hatte, an die süßen Knollen zu gelangen. Er beobachtete, wie sich das Grasbündel bewegte, und rief aus: »Es atmet.« Aber die anderen geboten ihm: »Sei still.« Noch einmal ließ sich der kleine Pavian vernehmen: »Da ist etwas im Gras!« Er hatte nämlich die Augen der Löwin gesehen. Da sprach Sankhambi: »Kommt, wir wollen essen.« Als sich die Paviane um ihn versammelt hatten, zerschnitt er die Stricke, die das Bündel zusammenhielten. Da sprang die Löwin heraus und tötete die Affen. Sie glaubte, die Diebe gefunden zu haben, die ihre Kleinen auf dem Gewissen hatten. Sankhambi aber stand stets hinter ihr und schnitt den Pavianen die Schwänze ab. Nicht einen bekam die Löwin, den sie zu Hause den anderen Löwen hätte zeigen können. Das Fleisch der Paviane aber schmeckte Sankhambi nicht, und so blieb es liegen.