[swahili, "Geschichte, Legende"]

Sankhambi und das Krokodil

Sankhambi wanderte einmal, auf einem Paar Hörnern blasend, am Flussufer entlang. Ein Krokodil hörte ihn, tauchte aus dem Wasser auf und fragte: »Was machst du da, Sankhambi?«

»Oh«, erwiderte der, »ich spiele auf meinen Hörnern.«

»lässt du es mich auch einmal versuchen?« bat das Krokodil. Sankhambi gab ihm die Hörner. Das Krokodil begann zu blasen, und weil ihm das so gut gefiel, wollte es die Hörner behalten. Daher stürzte es plötzlich mit ihnen ins Wasser zurück und tauchte unter. Sankhambi ärgerte sich und überlegte nun, wie er dem Krokodil das heimzahlen konnte.

Einige Tage später kam er mit einem anderen Paar Hörnern und mit etwas Vogelleim wieder zum Flussufer. Er begann zu blasen, und es dauerte nicht lange, da tauchte das Krokodil mit den gestohlenen Hörnern auf. »Wie ich sehe«, sagte es, »hast du noch mehr Hörner, Sankhambi.«

»Ja«, antwortete Sankhambi, »setzen wir uns ans Ufer und spielen gemeinsam.« Nachdem die beiden ein Weilchen auf ihren Hörnern gespielt hatten, zeigte Sankhambi den Vogelleim und schlug vor, nun damit etwas anzufangen. Das Krokodil war einverstanden. Sankhambi rieb sich das Gesicht mit Leim ein und forderte das Krokodil auf, es ihm nachzumachen. Das Krokodil tat das auch, aber es hatte nicht bemerkt, dass Sankhambi sich vorher Fett auf die Haut gestrichen hatte, so dass der Leim nicht haften konnte. Mit geschlossenen Augen fragte Sankhambi nun: »Bist du fertig?«, und das Krokodil antwortete, ebenfalls mit geschlossenen Augen, dass sein Gesicht über und über mit Vogelleim eingerieben wäre. Da wischte sich Sankhambi eilig den Leim wieder ab, was wegen der Fettschicht darunter mühelos gelang. Dann nahm er einen großen Stock und schlug heftig auf das Krokodil ein. Das Krokodil wusste nicht, was auf einmal los war, und versuchte vergeblich, die Augen zu öffnen, aber die waren vom Leim fest verklebt. Sankhambi holte sich seine Hörner zurück, versetzte dem Krokodil noch ein paar Schläge und ging, wobei er sagte: »Ich gehe. Du kannst ja hier bleiben und in der Sonne schmoren. Vielleicht lernst du daraus, in Zukunft nicht mehr zu stehlen.«