Perkunas, der Teufel und der Musikant
In einem Gutshause wohnten Perkunas, der Teufel und ein Musikant. Ihr ganzes Land hatten sie mit Kartoffeln bepflanzt. Ein unbekannter Dieb machte sich daran, die Kartoffeln auszubuddeln und zu stehlen. Sie mussten Wache halten.
Als erster ging Perkunas auf Wache. Er ging zum Feld, setzte sich neben die Kartoffeln und wartete auf den Dieb. Er saß und saß, und um Mitternacht hört er. dass irgendjemand über das Feld angeklappert und angepoltert kommt! Auf einem kleinen Wagen ohne Pferde kommt eine Deive angefahren und fragt Perkunas: »Was tust du hier? Du passt doch wohl nicht auf die Kartoffeln auf?«
»Doch, auf die Kartoffeln«, antwortete Perkunas. Als er kaum ausgesprochen hatte, dass er auf die Kartoffeln aufpasst, da fing sie an, mit einer kleinen Drahtpeitsche auf ihn einzuschlagen. Sie prügelte und prügelte ihn; dann setzte sie sich in ihren kleinen Wagen, schlug nur mit den Handflächen an ihre Seiten, knallte mit ihrer kleinen Peitsche und fuhr über den Acker zurück, nachdem sie sich genug Kartoffeln ausgegraben hatte. Perkunas erhob sich und kam halbtot zu Hause an. Dort sagte er niemandem ein Sterbenswörtchen davon, was ihm widerfahren war.
Die nächste Nacht geht der Teufel Wache halten. Er machte es wie Perkunas, ging hin und setzte sich neben die Kartoffeln. Er saß und saß, da hörte er dieselbe Deive angefahren kommen. Sie kommt heran und fragt: »Was machst du hier? Du bewachst doch wohl nicht die Kartoffeln?«
»Doch. die Kartoffeln«, antwortete der Teufel. Kaum hatte er das ausgesprochen, da fing sie an, mit derselben kleinen Peitsche auf ihn einzuschlagen. Sie schlug und schlug ihn und fuhr dann ihrer Wege, nachdem sie sich genug Kartoffeln ausgebuddelt hatte. Der Teufel stand auf und ging halbtot nach Hause.
In der dritten Nacht geht der Musikant Wache halten. Als er von Hause fort ging, nahm er seine Geige, ein Beil und einen Hauklotz mit. In dem Hauklotz war eine Spalte und darin ein Keil. Er ging hin, setzte sich an den Rand des Feldes und spielte sich eins auf. Als er so spielte, hörte er die Deive mit dem kleinen Wagen angefahren kommen. Sie kommt heran und fragt den Musikanten: »Was tust du hier? Du passt doch wohl nicht auf die Kartoffeln auf?«
»Nein, ich mache Musik!« antwortete der Musikant. »Lass mich auch mal spielen!«
»Du hast dazu zu dicke Finger. Stecke sie in die Spalte des Hauklotzes, dann werden sie etwas dünner!« Die Deive steckte beide Hände in den Hauklotz. Der Musikant schlug - bums, bums - den Keil aus dem Klotz, da waren ihre Hände in dem Hauklotz festgeklemmt! Der Musikant nahm ihre eigene kleine Peitsche und begann aus Leibeskräften auf sie einzuschlagen, und sie kann sich nicht von der Stelle rühren, sie weint nur immer und bittet, dass er sie freilassen möchte: »Was du willst, das sollst du haben, nur lass mich frei!«
»Gib den kleinen Wagen und die Peitsche, dann lasse ich dich frei!«
»Ich gebe dir beides.«
»Jetzt sage mir. wie ich damit fahren kann!«
»Mit den Händen schlage dir an die Seiten, mit der Peitsche musst du knallen, dann wirst du auch fahren.« Der Musikant setzte sich hinein, schlug sich mit den Händen an die Seiten, knallte mit der Peitsche, und das Wägelchen fährt ganz vortrefflich! Er sah. dass sie die Wahrheit gesagt hatte, und befreite sie aus dem Hauklotz.
Sie ging ihrer Wege. doch er setzte sich in den kleinen Wagen und fuhr nach Hause.
Als er zu Hause angekommen war. versteckte er das Wägelchen und die kleine Peitsche, damit Perkunas und der Teufel nichts davon erfahren.
Nachdem sie lange Zeit in dem Gutshaus zusammen gelebt hatten, beschlossen sie. sich voneinander zu trennen. Doch sie konnten sich durchaus nicht einig werden, wie sie ihren Besitz zu gleichen Teilen untereinander aufteilen sollten. Schließlich kamen sie überein: Wer von ihnen die beiden anderen aus dem Gutshause vertreiben kann. dem soll das ganze Gut gehören, und die anderen müssen es verlassen.
Schön. Als erster geht Perkunas, die anderen in Schrecken zu versetzen. Am Abend ging er hinaus: Wie donnert da der Donner, wie zucken da die Blitze, wie mischen sich da Erde und Himmel miteinander! Doch der Teufel und der Musikant hatten keine Angst. Sie haben sich hingelegt, liegen da und lachen. Perkunas tobte bis zum Morgenrot, dann kam er ins Haus und fragte: »Habt ihr keine Angst?«
»Nein, wir haben keine Angst.« Also bekam Perkunas das Gut nicht.
Jetzt ist der Teufel dran, den anderen Entsetzen einzujagen. Er ging hinaus, spaltete die Wände, knickt große Bäume, deckt Dächer ab! Doch Perkunas und der Musikant haben keine Angst. Er tobte und wütete bis zum Morgengrauen. Als es hell geworden war, kehrt er ins Gutshaus zurück und fragt: »Habt ihr keine Angst?«
»Nein, wir haben keine Angst.« Auch er bekam das Gut nicht.
In der dritten Nacht muss der Musikant gehen. Er nahm das Wägelchen und die kleine Peitsche, die er der Deive abgenommen hatte. Als es kaum dunkel geworden war, stieg er in den kleinen Wagen. Klatschklatsch schlug er sich mit den Händen an die Seiten, mit der kleinen Peitsche knallte er und fährt um das Gutshaus herum. Er fährt und fährt nur immer um das Haus! Als Perkunas und der Teufel das Poltern des kleinen Wagens hörten, meinten sie, die Deive käme gefahren, um sie wieder zu verprügeln. Da sprangen sie ganz verstört auf und flohen blindlings aus dem Gutshause. Sie wollten nur so schnell wie möglich fort und ließen alles im Stich.
Als der Musikant am Morgen zurückkehrte, fand er nicht einen mehr von seinen Gefährten, und so wohnte er auf dem Gut, das ihm jetzt allein gehörte. Perkunas und der Teufel aber sind nie mehr zu dem Gutshaus zurückgekehrt.