[swahili, "Geschichte, Legende"]

Kratzefuß

Vor Zeiten gab es einmal drei Bären und die lebten in einem Schloss in einem großen Wald. Einer von ihnen war ein großer dicker Bär, und einer war ein mittlerer Bär, und einer war ein kleiner Bär. Im selben Wald gab es auch einen Fuchs, Kratzefuß hieß der, und er lebte ganz allein. Kratzefuß hatte vor den Bären sehr große Angst, trotzdem wollte er alles über sie wissen. Und als er eines Tages durch den Wald ging, sah er, dass er ganz nahe an dem Bärenschloß war, und er überlegte, ob er nicht vielleicht hineingelangen könnte. Er sah sich nach allen Seiten um und konnte niemanden erblicken. So ging er sehr leise näher, bis er schließlich zum Schloßtor kam. Er versuchte es zu offnen. Ja! Das Tor war nicht verschlossen, und er öffnete es gerade nur ein wenig, steckte seine Nase hinein und schaute und konnte niemanden erblicken. Da öffnete er es ein wenig weiter, schob eine Pfote hindurch, und dann noch eine Pfote und noch eine und noch eine, und da war er ganz drin im Bärenschloß. Er sah, dass er in einem großen Saal war, und in dem standen drei Sessel: ein großer, ein mittlerer und ein kleiner Sessel. Und er dachte, er würde sich gern niedersetzen und ausruhen und sich umsehen, also setzte er sich in den großen Sessel. Aber den fand er so hart und unbequem, dass ihm die Knochen weh taten, und gleich sprang er herunter und setzte sich in den mittleren Sessel, und da drehte er sich hin und her und rundherum, aber es wurde nicht bequemer für ihn. Da ging er nun zu dem kleinen Sessel und setzte sich da hinein, und der war so weich und warm und bequem, dass Kratzefuß sich ganz wohl fühlte. Aber auf einmal brach er unter ihm auseinander, und er konnte die Teile nicht mehr zusammenbekommen!

Da stand er auf und begann sich wieder umzusehen, und da sah er auf einem Tisch drei Schüsseln stehen, davon war die eine groß, eine mittel, und eine war eine ganz kleine Schüssel. Kratzefuß war sehr durstig, und er begann aus der großen Schüssel zu trinken. Aber er kostete nur eben die Milch in der großen Schüssel, sie war so sauer und eklig, dass er davon keinen Tropfen mehr kosten mochte. Dann versuchte er es bei der mittleren Schüssel und trank ein wenig davon. Er versuchte zwei oder drei Schlucke, aber es schmeckte nicht gut, und so ließ er es sein und ging zu der kleinen Schüssel, und die Milch in der kleinen Schüssel war so süß und so fein, dass er immer weiter trank, bis er alles ausgetrunken hatte.

Dann dachte Kratzefuß, er würde gern nach oben gehen. Und er lauschte und konnte niemanden hören. So ging er die Treppe hinauf, und da fand er ein großes Zimmer, in dem standen drei Betten. Das eine war ein großes Bett, und eines war ein mittleres Bett, und eines war ein kleines weißes Bett. Und er kletterte in das große Bett hinauf, aber das war so hart und klumpig und unbequem, dass er gleich wieder herunter sprang und es mit dem mittleren Bett versuchte. Das war schon besser, aber er konnte es sich darin nicht bequem machen. Nachdem er sich eine kleine Weile darin herumgedreht hatte, stand er wieder auf und ging zu dem kleinen Bett, und das war so weich und so warm und so fein, dass er sogleich fest einschlief.

Und nach einer Zeit kamen nun die Bären nach Hause, und als sie in den Saal kamen, ging der große Bär zu seinem Sessel und sagte: »Wer hat in meinem Sessel gesessen?«, und der mittlere Bär sagte: »Wer hat in meinem Sessel gesessen?«, und der kleine Bär sagte: »Wer hat in meinem Sessel gesessen und hat ihn zerbrochen?« Und dann gingen sie und wollten ihre Milch trinken, und der große Bär sagte: »Wer hat von meiner Milch getrunken?«, und der mittlere Bär sagte: »Wer hat von meiner Milch getrunken?«, und der kleine Bär sagte: »Wer hat von meiner Milch getrunken und hat sie ganz ausgetrunken?« Dann gingen sie hinauf und ins Schlafzimmer, und der große Bär sagte: »Wer hat in meinem Bett geschlafen?«, und der mittlere Bär sagte: »Wer hat in meinem Bett geschlafen?«, und der kleine Bär sagte: »Wer hat in meinem Bett geschlafen? - Und seht her, da ist er!« Da kamen nun die Bären und überlegten, was sie mit ihm machen sollten. Und der große Bär sagte: »Wir wollen ihn aufhängen!«, und dann sagte der mittlere Bär; »Wir wollen ihn ertränken!«, und dann sagte der kleine Bär: »Wir wollen ihn aus dem Fenster werfen!«

Und da schleppten ihn die Bären zum Fenster, und der große Bär nahm zwei Beine auf der einen Seite, und der mittlere Bär nahm zwei Beine auf der anderen Seite, und sie schwenkten ihn vor und zurück, vor und zurück und zum Fenster hinaus.

Der arme Kratzefuß war sehr erschrocken und dachte, jeder Knochen in seinem Leib müsste zerbrochen sein. Aber er stand auf und schüttelte zuerst das eine Bein - nein, das war nicht gebrochen, und dann noch eines, und das war auch nicht gebrochen, und dann noch eines und noch eines, und dann wedelte er mit dem Schwanz und merkte, dass kein Knochen gebrochen war. Da sauste er nun heim, so schnell er konnte, und niemals wieder ging er in die Nähe des Bärenschlosses.