[swahili, "Geschichte, Legende"]

Kontasch

Es war einmal ein Bauer mit Namen Kontasch, der hatte ein gar mageres Pferdchen, eine wahre Schindmähre. Eines Tages ließ er seine Mähre auf der Wiese zum Weiden und ging heim. Nach einem Weilchen wollte er sehen, wie sein mageres Pferd graste, und erblickte die Füchsin, den Bären, das Wildschwein, den Wolf und den Hasen. Einer nach dem anderen schwangen sie sich auf sein Pferd und trieben es zum Galopp. Das erzürnte Kontasch. Er griff nach einem Stock und wollte die Füchsin verprügeln. »Bester Kontasch, verprügle mich nicht. Ich will dir auch etwas Gutes tun!« flehte die Füchsin. Da holte Kontasch nach dem Bären aus, doch der sagte: »Bester Kontasch, schlage mich nicht. Ich will dir einen Stamm zeigen, der voller Honig ist.« Kontasch hob den Prügel und ging auf das Wildschwein los. »Bester Kontasch, schlag mich nicht. Ich will auch deine Saaten bewachen«, versprach das Wildschwein. Kontasch drehte sich nach dem Wolf um, der aber rief: »Bester Kontasch, prügle mich nicht. Ich will dir drei fette Hammel geben!« Zum Schluss schickte sich Kontasch an, den Hasen zu verwalken. »Bester Kontasch, schlag mich nicht. Ich will dir drei Körbe Walderdbeeren bringen«, flehte der Hase. So verprügelte Kontasch keines der Tiere.

Als der Sommer ins Land zog, hoppelte der Hase herbei. »Kontasch, hole dir deine Erdbeeren ab.« Kontasch ging mit ihm und brachte drei Körbe voll Walderdbeeren heim. Dann trabte das Wildschwein herbei. »Kontasch, geh auf dein Feld, den Weizen ernten.« Kontasch machte sich auf, die Ernte einzubringen. Dann kam der Wolf. »Kontasch, hol dir deine Hammel ab.« Kontasch ging zum Wolf und suchte sich drei fette Hammel aus. Schließlich erschien der Bär und sagte: »Kontasch, ich habe einen Baumstamm mit Honig für dich bereit.« Kontasch schirrte die Ochsen an, lud drei irdene Töpfe auf seinen Bauernwagen und fuhr nach dem Honig. Als sie an Ort und Stelle waren, sagte der Bär: »Schlage den Baumstamm mit einem Axthieb um und stoße ihn diesen Berg hinab. Damit beweist du mir deine Kraft. Vermagst du es nicht, so schleudere ich dich mitsamt deinen Ochsen in den Abgrund.« Kontasch erschrak zu Tode.

Doch da erschien die Füchsin und rief: »Die Trommel vom Padischah muss neu bespannt werden! Dazu wird dringend ein Bärenfell gebraucht! Gibt es hier kein Bärenfell?« Der Bär bekam es mit der Angst zu tun. »Liebster Kontasch, sag nein, bitte, sag nein!«

»Nein, nein!« antwortete Kontasch rasch. »Was heißt nein, wenn hier eins ist!« rief die Füchsin. Der Bär flüsterte: »Sag, das ist ein Baumstamm, liebster Kontasch.« Kontasch antwortete: »Ach was, das ist nur ein Baumstamm!« Doch die Füchsin ließ sich nicht beirren. »Seit wann hat ein Baumstamm Ohren?«

»Schlag mir die Ohren ab«, bat der Bär. Kontasch schlug dem Bären die Ohren ab, doch die Füchsin rief wieder: »Die Trommel vom Padischah muss neu bespannt werden, dazu wird ein Bärenfell gebraucht! Gibt es hier kein Bärenfell?« Der Bär flüsterte: »Liebster Kontasch, sag nein!«

»Nein«, antwortete Kontasch. »Wer steht denn dort?« erkundigte sich die Füchsin. Der Bär erschrak zu Tode. »Sag, das ist ein Baumstamm, liebster Kontasch.« Kontasch entgegnete: »Das ist nur ein Baumstamm.«

»Seit wann hat ein Baumstamm Füße?« rief die Füchsin verwundert. »Schlag mir die Beine ab, liebster Kontasch!« flehte der Bär. Kontasch schlug ihm die Beine ab. Doch die Füchsin wollte nicht Ruhe geben. »Die Trommel vom Padischah muss neu bespannt werden, dazu wird ein Bärenfell gebraucht. Habt ihr dort kein Bärenfell?«

»Nein, das ist ein Baumstamm«, gab Kontasch zur Antwort. »Seit wann hat der Baumstamm einen Kopf?« wollte die Füchsin wissen. Da flüsterte der Bär: »Schlag mir den Kopf ab, liebster Kontasch.« Und Kontasch schlug dem Bären den Kopf ab. Drauf trat die Füchsin zu Kontasch und sprach: »Siehst du, nun habe ich dir auch etwas Gutes getan.« Kontasch dankte der Füchsin. Sie füllten gemeinsam die irdenen Töpfe mit Honig und kehrten in den Aul zurück.

So wurden die Füchsin und Kontasch gute Freunde. Kontaschs Frau missfiel zwar, dass die Füchsin mit ihrem Schwanz in den Honigtopf tunkte und Schmutz ins Haus brachte. Deshalb schlug sie eines Tages die Füchsin mit der Topfgabel, mit der sie gerade die Fladen auf dem Herd zurecht schob. Das kränkte die Füchsin. Sie ging zum Ashdacha und lud ihn zu Gast zu Kontasch, um den Honig zu probieren. Der Drache glaubte der Füchsin jedoch nicht und sagte: »Du Hundetochter willst mich sicher betrügen. Lockst mich in eine Falle und willst mich dann umbringen.« Die Füchsin schwor Stein und Bein, dass sie nichts Böses im Schilde führe. Drauf schlug der Ashdacha vor: »Wenn du die Wahrheit sprichst, so wollen wir uns mit einem Seil aneinanderknüpfen und zu Kontasch gehen.« Die Füchsin willigte ein, nahm ein Seil, wickelte sich das eine Ende um ihren Hals, das andere aber legte sie dem Ashdacha um den Hals. Dann machten sie sich auf den Weg, um von Kontaschs Honig zu naschen. Als Kontasch die beiden erblickte, fragte er die Füchsin: »Du solltest mir doch sieben Drachen bringen, warum führst du nur einen am Seil?« Erbost schrie der Drache die Füchsin an: »Du verfluchte Tochter eines Maulesels! Willst also auf meine Kosten deine Schulden begleichen!« Der Ashdacha nahm Reißaus und zerrte die Füchsin hinter sich her. Er rannte so schnell über Stock und Stein, dass die Füchsin stolperte, der Länge nach hinfiel, sich alle Zähne ausschlug und verreckte.

Kontasch aber lebte hinfort in Frieden und Eintracht mit seiner Frau, und sie besaßen Dörrfleisch, Honig und Weizenbrot im Überfluss.