[swahili, "Geschichte, Legende"]

Jane Herd und ihr Glückshäubchen

Als Jane Herd geboren wurde, war ihr Kopf und ihr Gesicht von einer Haut wie mit einer Maske bedeckt, und wie es zu jener Zeit ganz natürlich war, bewahrte ihre Mutter dieses Häubchen sorgfältig auf. Es zeigte sich, dass es eines von ganz besonderer Kraft war. Wenn Jane es auf die Bibel legte und sich wünschte, irgendjemanden zu sehen, dann wurde der gezwungen zu erscheinen. Und viele andere Wunder konnte sie mit ihrer Glückshaube bewirken. Jane war, wie es scheint, ein frommes Mädchen und benutzte sie nie zu einem bösen Zweck, obgleich das, wie mein Gewährsmann mir sagte, möglich gewesen wäre, wenn ihr der Sinn danach gestanden hätte. Als Jane eines Tages ihre Glückshaube für einen redlichen Zweck verwendete, da blies sie ein Windstoß durch das offene Fenster davon. Jane lief natürlich gleich auf die Straße und wollte ihren Schatz zurückbekommen, aber die Glückshaube war fort, und man konnte sie nicht finden. Sie war ja von so überaus zarter Art, dass der Wind sie fort getragen hatte, und keiner wusste wohin.

Und von diesem Tag an wurde das Leben Jane zur Last. Ihr Liebster zeigte ihr die kalte Schulter - der Hochzeitstag war festgesetzt worden, aber er lehnte ab, sein Versprechen zu halten -, an ihrem Nacken bekam sie eine hässliche Beule, und ihr rechtes Knie befiel eine Schwellung und ein fürchterlicher Schmerz, so dass sie lahm daherhinkte, und sie wurde ein richtiges Wrack. Schließlich stand es derartig schlimm um sie, dass die Leute zu argwöhnen begannen, eine übelgesinnte Person könnte ihre Haube gefunden haben und ihr nun damit Schaden antun. Als Jane auf die Straße gelaufen war, um ihren verlorenen Schatz zurückzubekommen - so erinnerte man sich nun -, da war als einzige eine gewisse Molly Cass zu sehen gewesen, ein Hexenweib, das in jenen Tagen in der Gegend einen beträchtlichen Ruf hatte. Aber Molly war damals so weit weg von Janes Hütte gewesen, dass man sie nicht einmal befragt hatte.

Zu guter Letzt nahm Jane Zuflucht zu dem Weisen Mann - oder besser den Weisen Männern jener Zeit, zu Meister Sadler und Thomas Spence; beide lebten in Bedale. Diese beiden würdigen Männer machten nach vielen Fragen sowohl um die Beule als auch um das Knie ein Zeichen und sagten Jane, sie solle gewisse Dinge zusammensuchen - man konnte sich nicht mehr erinnern, welche das waren - und sie am nächsten Tag um Mitternacht bringen. Nachdem Jane diese Dinge zusammengesucht und richtig den Beschwörern übergeben hatte, vermischten diese sie mit anderen Zutaten und kochten das Ganze auf einem Feuer aus Ebereschenholz, und Jane musste es mit einem Ebereschenstock rühren. Als sie mit dem Kochen fast zu Ende waren, erhob sich aus dem Topf ein gewaltiger Rauch, und Jane wurde geheißen, ihn einzuatmen. Sie tat es, aber sie erstickte fast daran. Dennoch schluckte sie davon weiterhin Mundvoll nach Mundvoll, bis sie das neunmal gemacht hatte, dann sagten sie ihr, sie solle aufhören zu rühren, aber den Stock mit einer Hand festhalten und die andere auf die Bibel legen. Nun sollte sie folgende Frage wiederholen: »Hat der und der« - und dabei wurde der Name eines Verdächtigen genannt - »meine Glückshaube?« Darauf sagte nach einer kurzen Pause Meister Sadler: »Nein, sie ist frei.« Danach fiel Meister Spence mit ein: »Bei der Macht der Heiligen Schrift und dem Zauber von Hagothet und Arcon, nenne den Namen einer anderen Person, der du misstraust.«

Nach dieser Formel gingen sie vor, bis der Name von Molly Cass genannt wurde. Kaum war der Name der Hexe ausgesprochen, da kochte der Topf über und erfüllte den Raum mit solch einem entsetzlichen Gestank, dass alle drei in den Hof laufen mussten. Das ging so schnell vor sich, dass sie die alte Hexe dabei überraschten, wie sie hastig von einer Bank kletterte, auf der sie gestanden hatte, damit sie durch ein kleines Loch in den Fensterläden hindurchblinzeln konnte. Sofort wurde sie ergriffen, in den Raum gezerrt und dort festgehalten, bis sie so nahe am Ersticken war, dass sie bekannte, sie habe die Glückshaube bei sich, und versprach, sie hier und jetzt herauszugeben. Als man sie mehr tot als lebendig aus dem Raum gebracht hatte, bekannte sie weiter, dass sie gezwungen worden sei, den ganzen Weg von Leeming bis hierher zu laufen - von dem Augenblick an, in dem sie den Topf auf das Feuer aus Ebereschenholz gesetzt hatten. Die Leute glaubten allerdings, sie sei auf dem Besen daher geritten. Sie bat, man möge ihr vergeben, aber sie wurde zur Strafe in einem Stall eingesperrt, und ein Pflock aus Ebereschenholz wurde in die Tür getrieben, damit die Hexe am Fliehen gehindert werde. Und am nächsten Tag wurde sie zur Unterhaltung der Einwohner schleunigst zum Mühlendamm gebracht und, wie es sich gehörte, neunmal getaucht.