Jägerlatein
Einer sagt: »Ich war auf Jagd im Walde, plötzlich sehe ich: Da ziehen zwei Wildschweine, eins dicht hinter dem anderen. Ich überlegte bei mir - schieße ich das eine, dann zerreißt mich das andere. Da zielte ich so, dass ich beide treffen musste. Kaum habe ich - pauksch! - geschossen: da fallt das vordere - plumps! - um, doch das andere bleibt stehen. Dann sprang das erste wieder auf und jagte davon, doch das andere steht immer noch. Ich schaue und schaue: es steht - und basta. Ich fasste mir ein Herz und ging näher heran, und ich sehe: da steht ein blindes Wildschwein, das einen Wildschweinschwanz zwischen den Zähnen hält. Also, siehst du, das erste hatte das alte, blinde geführt, und ich, als ich so schoss, dass es beide treffen sollte, habe ich doch den Schwanz durchgeschossen. Ich nahm den Schweineschwanz, ruckte ein wenig - und das Wildschwein kommt mit. Da habe ich es, ob du's glaubst oder nicht, zu mir nach Hause geführt.«
Der zweite Jäger sagt: »Ich zog einmal los auf die Jagd, und es friert und friert ganz entsetzlich. Ich hatte natürlich schon vier Hasen und ein Dutzend Rebhühner geschossen und gehe weiter. Ich sehe: da kommt ein Rudel Wölfe angerannt. Wo sollte ich nun bleiben? Sofort kletterte ich auf eine Fichte. Da war auch schon das ganze Rudel Wölfe heran, sie fraßen meine Hasen und Rebhühner, und als sie mich oben auf der Fichte sitzen sahen, da heulten sie los. Ich sofort - pauksch! - einen umgelegt. Auf der Stelle - schnapp, schnapp! - verschlangen ihn die anderen Wölfe. Viele schoss ich nieder, und immer wieder fraßen die anderen sie auf. Da fiel mir mein Feuersteinzunder hinunter. Also ließ ich meinen Speichel fließen, der fror bis zur Erde. So holte ich mir meinen Feuersteinzunder wieder herauf und schoss alle Wölfe nieder. Seit der Zeit hat die Zahl der Wölfe stark abgenommen.«