[swahili, "Geschichte, Legende"]

Jack Hannaford

Es war einmal ein alter Soldat, der lange Zeit im Krieg gewesen war, so lange - dass er nun ganz zerrissene Kleider am Leibe trug und nicht wusste, wovon er leben sollte. So wanderte er in die Heide hinauf und in die Täler hinab, bis er schließlich zu einem Bauernhof gelangte. Der Bauer war auf den Markt gefahren und die Frau allein zu Haus geblieben. Sie war eine sehr dumme Frau, der Bauer aber gehörte auch nicht gerade zu den Schlauesten. Es ist schwer zu sagen, wer von den beiden der dümmere war.

Bevor der Bauer zum Markt ging, sagte er zu seiner Frau: »Hier sind zehn Pfund, alle in Gold, pass darauf auf, bis ich nach Haus komme.« In seinem Karren fuhr er los, und die Frau sprach zu sich: Ich will die zehn Pfund gut verstecken. Sie band sie in einen Stofffetzen und hängte sie in ihrer Stube in den Kamin. Dort, dachte sie, wird kein Dieb sie finden. Das ist mal sicher.

Da klopfte Jack Hannaford, der alte Soldat, an die Tür. »Wer ist da?« fragte die Bäuerin. »Jack Hannaford.«

»Woher kommst du?«

»Aus dem Paradies.«

»Großer Gott! Vielleicht hast du da meinen Alten getroffen?« Sie meinte damit ihren ersten Mann, denn sie war bereits Witwe gewesen, als der Bauer sie heiratete. »Doch, den hab ich getroffen.«

»Und wie geht es ihm?« fragte die gute Frau. »Mäßig. Er flickt alte Schuhe, und zu essen bekommt er nichts als Kohl.«

»Ach, du meine Güte!« rief da die Frau. »Hat er dir nicht eine Nachricht für mich mitgegeben?«

»Ja, das hat er«, erwiderte Jack Hannaford. »Er lässt dir sagen, er hat kein Leder mehr, und seine Taschen sind leer. Du sollst ihm ein paar Schillinge schicken, damit er sich einen frischen Ledervorrat anschaffen kann.«

»Die soll er haben, der arme Kerl.« Sofort ging die Frau zum Stubenkamin und zog den Stofffetzen mit den eingewickelten zehn Pfund herunter. Sie gab dem Soldaten die ganze Summe und sagte, ihr Alter könnte davon soviel nehmen, wie er brauchte. Den Rest aber solle er zurückschicken. Nachdem Jack das Geld erhalten hatte, blieb er nicht mehr lange im Haus. So schnell er konnte ging er davon.

Kurz darauf kehrte der Bauer heim und fragte nach seinem Geld. Die Frau erzählte ihm, dass sie es mit einem Soldaten an ihren ersten Ehemann ins Paradies geschickt hätte. Er sollte sich dafür Leder kaufen, damit er den Heiligen und den Engeln im Himmel die Schuhe flicken konnte. Der Bauer war sehr ärgerlich und behauptete: »Ich habe niemals einen dümmeren Menschen gesehen als dich.« Die Frau aber antwortete: »Du bist ein noch größerer Dummkopf, denn du hast mir das Geld zum Aufheben gegeben.« Es war aber keine Zeit, viele Worte zu verschwenden. Der Bauer bestieg seih Pferd und setzte Jack Hannaford nach.

Als der alte Soldat das Hufgeklapper hinter sich hörte, legte er sich auf den Boden, schützte die Augen mit der einen Hand und schaute zum Himmel hinauf. Mit der andern wies er nach oben. »Was treibst du denn da?« fragte der Bauer, der inzwischen herangekommen war. »Donnerwetter!« rief Jack. »Das war wirklich etwas, was man nicht alle Tage zu sehen bekommt.«

»Was war es denn?«

»Da wanderte ein Mann in den Himmel hinauf, gerade so, als wenn er eine Straße entlang marschierte.«

»Kannst du ihn noch sehen?«

»Ja, das kann ich.«

»Wo?«

»Steig vom Pferd und leg dich hier hin.«

»Willst du mir inzwischen das Pferd halten?« Das tat Jack bereitwillig. »Ich kann ihn nirgendwo entdecken«, sagte der Bauer. »Schütz die Augen mit der Hand, und du wirst gleich den Mann fortfliegen sehen.«

Und so war's auch, denn Jack sprang aufs Pferd und ritt eilig davon. Ohne Pferd wanderte der Bauer heim. »Hab ich dir's nicht gleich gesagt, dass du ein viel größerer Narr bist als ich«, sprach die Frau zu ihm. »Ich habe eine Dummheit gemacht, du aber hast gleich zwei gemacht.«