[swahili, "Geschichte, Legende"]

Märchen aus tausend und einer Nacht Geschichte des Prinzen Seif Almuluk und der Tochter des Geisterkönigs

Man erzählt, o glückseliger und einsichtsvoller König! wie einmal in der Hauptstadt Ägyptens ein König war, welcher Assem, der Sohn Safwans, hieß; er war gerecht, edel und Ehrfurcht gebietend, besaß viele Länder und Schlösser, viele Festungen und Truppen. Sein Wesir hieß Fares, Sohn Salechs; sie kannten jedoch nicht den erhabenen Gott, sondern beteten die Sonne an. Dieser König lebte hundertachtzig Jahre, wurde daher in seinem hohen Alter sehr schwach und kränklich, und hatte kein Kind, weder einen Sohn noch eine Tochter; dies betrübte ihn Tag und Nacht. Nun wird erzählt, dass er einst auf seinem Thron saß, wie gewöhnlich von aufwertenden Wesiren und Großen des Reichs und Mamelucken umgeben. So oft jemand mit Kindern hereintrat, die neben ihrem Vater Platz nahmen, war er traurig, denn er dachte dabei: »Ein jeder ist glücklich und vergnügt mit seinen Kindern, und ich habe keines. Wenn ich sterbe, so werde ich mein Reich, meinen Thron, meine Pferde, meine Diener und meine Schätze Fremden hinterlassen müssen, und niemand wird mehr meiner mit Liebe erwähnen, ja, man wird gar meines Namens nicht mehr gedenken.« Diese betrübenden Gedanken beschlichen das Gemüt des Königs, sobald Leute mit ihren Kindern an ihm vorübergingen. Er musste weinen, stieg vom Thron herab, setzte sich auf die Erde und jammerte. Als der Wesir und die übrigen Anwesenden dies sahen, fürchteten sie für ihr Leben. Sodann riefen die Großen des Reichs und die Djausch: »Geht alle nach Hause und bleibt ruhig, bis der König von seinem jetzigen Zustand sich ermannen wird.« Alle entfernten sich, nur der Wesir blieb beim König zurück.

Als der König wieder zu sich kam, küsste der Wesir die Erde vor ihm und sagte: »O König der Zeit! was bedeutet dieses Weinen und dieses Seufzen? Sage mir, welcher König der Erde hat dir Unrecht getan? oder welcher Herr von Vesten und Schlössern? oder welcher Große des Reichs? Sage mir, wer hat sich deinen Befehlen widersetzt, dass wir uns gegen ihn aufmachen und ihm das Herz aus seinem Leib reißen?« Der König antwortete nicht, und hob auch seinen Kopf nicht in die Höhe. Der Wesir küsste dann die Erde wieder und sagte: »O Herr! ich bin doch wie dein Sohn und dein Sklave, ich habe dich auf meinen Armen getragen; wenn ich deinen Zustand, deinen Gram und deinen Schmerz nicht kennen darf, wer soll ihn dann kennen? Wer kann meine Stelle bei dir vertreten? Sage mir, warum du weinst und so traurig bist?« Aber der König sprach kein Wort, öffnete seinen Mund nicht und hob den Kopf nicht in die Höhe, sondern weinte immer fort; der Wesir sah ihm eine Weile zu, dann sprach er: »O König! wenn du mir nicht sagst, was dir geschehen, so bringe ich mich um und stoße mir lieber dies Schwert ins Herz, als dass ich dich länger so betrübt sehe. Der König hob dann seinen Kopf in die Höhe, trocknete seine Tränen und sagte: »O verständiger und wohlratender Wesir! überlasse mich meinem Gram und meinem Schmerz! Ich habe wohl genug an dem, was mich getroffen.« Der Wesir versetzte: »Sag mir, warum du weinst, vielleicht kann durch mich geholfen werden.« Da sprach der König: »O Wesir! ich weine nicht um Geld, noch um ein Königreich, oder etwas dem Ähnliches. Aber ich bin nun ein alter Mann geworden, schon hundert Jahre sind an mir vorübergegangen und ich habe weder Sohn noch Tochter! und wenn ich sterbe, wird mein Name mit mir begraben werden und jede Spur von mir verschwinden! Fremde werden meinen Thron und mein Reich nehmen, und niemand wird meiner mehr gedenken.« Da sagte der Wesir Fares: »O Herr! ich bin hundert Jahre älter als du; auch ich habe kein Kind und lebe deswegen Tag und Nacht in Gram dahin; doch was können wir beide tun?« Der König antwortete: »O Wesir! weißt du dafür gar kein Mittel und keine Aushilfe?« Er versetzte: »Wisse, ich habe gehört, im Lande Saba sei ein König, der Salomo, Sohn Davids, heiße, von dem behauptet wird, er sei ein Prophet; er ist ein sehr mächtiger König, der den Himmel, die Menschen, die Vögel, die Tiere, die Luft und die Geister beherrscht; denn er versteht die Sprache der Vögel wie die der Völker; er fordert alle auf zum Glauben an seinen Herrn, wir wollen ihm daher in deinem Namen, großmächtiger König! einen Gesandten schicken und von ihm fordern, was du wünschest. Ist sein Glaube der wahre, so wird sein Gott mächtig genug sein, um dir und mir einen Sohn oder eine Tochter zu bescheren; wir werden uns dann zu seinem Glauben bekehren und seinen Gott anbeten, wo nicht, so müssen wir eben Geduld haben und auf andere Mittel denken.«

Der König sprach: »Dein Rat ist der beste und deine Rede tut meinem Herzen wohl; doch wo findet sich ein Bote für eine so wichtige Angelegenheit? denn das ist kein geringer König; es ist eine ernste Sache, vor ihm zu erscheinen, und ich möchte nicht, dass ein anderer als du zu ihm ginge, denn du bist alt und erfahren; ich wünsche daher, dass du diese Mühe übernähmest, da du doch in derselben Not bist, wie ich: reise du zu ihm und suche Hilfe, vielleicht wird sie uns durch dich.« Der Wesir sagte: »Dein Wille ist mir Gebot! doch jetzt erhebe dich! besteige deinen Thron und versammle die Fürsten, die Großen des Reichs, die Truppen und dein Volk, wie gewöhnlich, vor dir; denn sie sind alle mit unruhigem Herzen von dir gegangen; ich will aber dann nicht länger zögern, zu dem fremden König zu reisen.« Der König erhob sich sogleich, setzte sich auf den Thron und der Wesir befahl dem obersten Kammerherrn: »Sage den Leuten, sie könnten, wie gewöhnlich, ihre Aufwartung machen.« Da kamen nun die Offiziere der Truppen und die Großen des Reichs; es wurden Tische für sie gedeckt, sie aßen und tranken und verließen, als dies vorüber war, den König wieder. Der Wesir entfernte sich dann auch; er ging in sein Haus und machte seine Vorbereitungen zur Reise; dann kehrte er wieder zum König zurück, der ihm seine Schatzkammer öffnen und die kostbarsten Stoffe und andere unschätzbare Gegenstände, die weder ein Wesir, noch ein Fürst zu umfassen imstande ist, übergeben ließ. Er empfahl ihm dann noch, vor Salomo mit Würde zu erscheinen, ihn ja zuerst zu grüßen und in seiner Gegenwart nicht zu viel zu sprechen. Dann sagte er: »Trag ihm deine Angelegenheit vor, und sagt er dir seine Hilfe zu, so ist's schon gut, kehre dann schnell zurück, denn ich erwarte dich!« Der Wesir küsste noch die Hand des Königs und reiste fort mit den Geschenken Tag und Nacht, bis er nach dem Lande Saba kam und nur noch vierzehn Tagesreisen von der Hauptstadt entfernt war. Da offenbarte Gott dem Salomo, Sohn Davids - Friede sei mit ihm! - »Der König von Ägypten schickt dir seinen Wesir mit vielen Geschenken, er befindet sich an dem und dem Ort; sende du nun deinen Wesir Asaf, den Sohn Barachjas, ihm entgegen, und wenn der Gesandte nun vor dir erscheint, so frage ihn, hat dich nicht dein König in der und der Angelegenheit hergesandt? Dann lade sie ein, den wahren Glauben anzunehmen.« Salomo, Friede sei mit ihm! befahl sogleich seinem Wesir Asaf, Sohn Barachjas, einige von seiner Umgebung, mit reichem Proviant beladen, mitzunehmen und dem Wesir aus Ägypten entgegenzueilen. Asaf macht sich reisefertig und ging dem Wesir entgegen; er grüßte ihn, nahm ihn gut auf, ließ große Mahlzeiten für ihn herrichten und sprach: »Willkommen und erfreulich sind mir solche Gäste, wie ihr! Lasset euch nur wohl sein, und wisset, dass eurem Anliegen willfahrt werden wird.« Da sagte der Wesir Fares: »Wer hat euch das gesagt?« Asaf antwortete: »Unser Prophet Salomo - Friede sei mit ihm!« - Da fragte Fares: »Und wer hat es eurem Herrn Salomo gesagt?«

»Der Herr des Himmels und der Erde!« antwortete Asaf. Da sagte der Wesir Fares: »Wahrlich, das muss ein mächtiger Gott sein!«

Asaf fragte nun: »Und was für einen Gott betet ihr denn an?« Der Wesir Fares antwortete: »Wir beten die Sonne vor allen anderen Gestirnen an; doch kann sie gewiss nicht Gott sein, denn sie geht ja unter, während Gott über alles wacht.« Sie reisten dann langsam fort, bis sie nach der Residenz kamen. Da befahl Salomo allen wilden Tieren, sich nach ihren verschiedenen Gattungen in Reihen aufzustellen; dann erschienen noch mehrere Abteilungen Geister in den verschiedensten und furchtbarsten Gestalten, und stellten sich gleichfalls in Reihen; so noch die Vögel, welche in den mannigfaltigsten Sprachen und Dialekten redeten, Als die Ägypter dahin kamen, fürchteten sie sich und wagten es nicht, weiter zu gehen. Asaf aber sprach zu ihnen: »Geht nur vorwärts und fürchtet euch nicht! denn alle diese sind Diener Salomos, des Sohnes Davids, Friede sei mit ihm! und es wird euch niemand etwas zuleide tun.« Asaf mit seinem ganzen Gefolge ging voraus und die anderen folgten dann furchtsam zwischen ihnen durch die Stadt, wo sie in ein für fremde Gäste bestimmtes Haus geführt wurden; man erwies ihnen drei Tage lang viele Ehre; Festlichkeiten und Mahlzeiten wurden ihretwegen veranstaltet. Nach drei Tagen stellte sie Asaf dem König Salomo, Friede sei mit ihm! vor. Als sie in den Saal traten, wollten sie die Erde vor ihm küssen, aber Salomo ließ das nicht zu und sagte: »Nur vor dem erhabenen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, ziemt es sich, dass man sich verbeuge; denn«, fuhr er fort, »die Erde gehört Gott, und wir alle sind seine Sklaven. Wer von euch sich setzen will, der setze sich; wer stehen bleiben will, der bleibe stehen! aber niemand setze sich zu meiner Bedienung.« Der Wesir Fares setzte sich dann mit einigen seiner Vertrauten, und einige jüngere Diener blieben zu seiner Bedienung stehen. Kaum saßen sie, so wurde der Tisch gedeckt und jedermann aß; dann sprach Salomo, Friede sei mit ihm! zu dem Wesir von Ägypten: er möge ihm nur die Angelegenheit, wegen der er diese beschwerliche Reise unternommen habe, ohne Furcht vortragen, damit sie ins reine gebracht werde; - »doch«, fuhr er fort, »ich will sie dir selbst sagen, Wesir! Der König Assem ist schon sehr alt und Gott hat ihm kein Kind beschert, was ihn Tag und Nacht bekümmert und grämt. So saß er auch einst auf seinem Thron, da kamen die Wesire, die Fürsten und die Großen seines Reiches, und jeder hatte ein Kind oder auch mehrere bei sich, die dem König ihre Aufwartung machten. Nun dachte der König im Übermaße der Trauer: Wer wird wohl nach meinem Tod über mein Reich und meine Untertanen herrschen? gewiss nur ein Fremder, und ich werde vergessen sein, als wäre ich nie gewesen. Er blieb in solchen Gedanken versunken, bis seine Augen Ströme von Tränen vergossen; da bedeckte er sein Gesicht mit einem Tuch und weinte heftig, stieg vom Thron herab auf den Boden und schrie laut, und nur der erhabene Gott wusste, was er im Herzen hatte. Dann hießen seine Kammerherrn und die Djausch die Leute weggehen, indem sie ihnen sagten: Geht eures Weges, denn der Sultan ist krank; hierauf gingen alle fort, du allein bliebst beim König, küsstest die Erde vor ihm und fragtest ihn, warum er so weine? aber er antwortete nicht.« Und so erzählte ihm dann unser Herr Salomo, Friede sei mit ihm! alles, was zwischen dem König und ihm vorgefallen, das zu wiederholen überflüssig wäre.

Nachdem der König Salomo geendet hatte, sprach der Wesir Fares: »O Prophet Gottes! das ist alles wirklich wahr; als ich aber mit dem König von dieser Sache sprach, war niemand anwesend; wer kann dir wohl das alles berichtet haben?« Salomo antwortete: »Der Herr, der da weiß, was offenbar und verborgen ist.« Da sagte der Wesir: »O Prophet Gottes! das muss ein großer, mächtiger Herr sein;« und hierauf wurden der Wesir und alle Leute, die mit ihm waren, Muselmänner. Da sagte Salomo, Sohn Davids: »Hast du nicht die und die Geschenke bei dir?« Der Wesir antwortete: »Ja!« Da sagte Salomo: »Ich nehme alles an und schenke es dir.« Dann fuhr er fort: »Geh jetzt, Wesir! ruhe dich diese Nacht recht aus, denn du bist noch müde von der Reise. Morgen, so Gott will, wird alles gut gehen und deine Angelegenheit wird bestens besorgt werden nach dem Willen des Herrn des Himmels und dessen, der das Licht nach der Dunkelheit schuf.« Der Wesir ging dann in seine Wohnung und dachte die ganze Nacht über unsern Herrn Salomo nach. Als der Morgen anbrach, stand er auf und ging zu Salomo, der so zu ihm sprach: »Wenn du zum König Assem kommst und ihr beide zusammen seid, so nehmet Bogen, Pfeil und Schwert und geht nach dem Ort so und so, dort findet ihr einen Baum, den besteigst, ihr werdet dann zwei Schlangen unter dem Baum hervorkriechen sehen, die eine wird einen Kopf haben, so groß wie eine Kuh, und die andere den Kopf eines Geistes, beide aber werden goldene Ketten um den Hals tragen; sobald ihr diese Schlangen seht, werft die Pfeile nach ihnen und tötet sie; dann schneidet Fleisch von der Länge einer Spanne aus ihren Köpfen, und ebensoviel von ihren Schwänzen; aus dem übrigen Fleisch lasset Gebackenes machen und gebt es euren Weibern zu essen: dann schlaft jene Nacht bei ihnen, und sie werden mit Erlaubnis des erhabenen Gottes mit zwei Söhnen schwanger werden.« Der Prophet Salomo, Friede sei mit ihm! ließ hierauf einen Siegelring, ein Schwert und eine Schachtel, in welcher zwei mit Gold verzierte Kleider lagen, herbeibringen und sprach: Wesir! wenn die Kinder groß sind, so gebt jedem eines davon!« Er fügte hinzu: »Nun, Wesir! Gott wird euren Wünschen willfahren, du hast nicht nötig, länger hier zu bleiben, reise mit dem Segen Gottes, denn der König Assem erwartet deine Ankunft Tag und Nacht, und seine Augen sind stets nach dem Weg gerichtet, den du kommen sollst.« Der Wesir Fares nahm jetzt von Salomo Abschied und reiste vergnügt ab, weil er seine Angelegenheiten so gut besorgt hatte. Er reiste Tag und Nacht, bis er in die Nähe der Hauptstadt seines Königs kam; da schickte er einige seiner Diener voraus, um dem König seine Ankunft zu melden. Als der König diese Nachricht empfing, freute er sich mit den Vornehmsten seines Reiches sehr darüber und zog dem Wesir entgegen. Als sie einander begegneten, stieg der Wesir vom Pferd, küsste Hand und Fuß des Königs und benachrichtigte ihn sogleich, dass sein Wunsch auf die beste Weise in Erfüllung gehen werde; dann schlug er ihm den wahren Glauben vor, den auch der König Assem mit allen Großen seines Reichs und sämtlichen Bewohnern seines Landes annahm, nebst allen Fremden, die sich darin aufhielten. Der König Assem war sehr erfreut und sagte dem Wesir: »Geh jetzt nach Hause, nehme ein Bad und ruhe dich eine Woche aus; dann komm wieder zu mir, damit ich dir meine Befehle erteilen kann.«

Der Wesir küsste die Erde, ging mit seinem Gefolge und seinen Dienern nach Hause und ruhte dort acht volle Tage von den Beschwerden der Reise aus; nach Verlauf dieser Zeit trat er wieder seinen Dienst an und erzählte dem König alles, was zwischen ihm und dem Herrn Salomo, Friede sei mit ihm! sich zugetragen. Er sagte dann zu dem König: »Komm jetzt allein mit mir und lass uns zusammen gehen!« Sie nahmen dann Bogen und Pfeil und bestiegen den Baum, den Salomo bezeichnet hatte; sie blieben da ruhig bis Mittag; da krochen zwei Schlangen unter dem Baum hervor. Als der König sie sah, gefielen sie ihm sehr und er sagte: »O Wesir! diese Schlangen haben goldene Ketten, das ist bei Gott wunderbar! Wir wollen sie fangen, in einen Käfig sperren und uns an ihnen ergötzen.« Aber der Wesir antwortete: »Gott hat sie zu einem anderen Zweck geschaffen; wirf du deinen Pfeil nach der einen, ich werde ein gleiches mit der anderen tun.« Sie stiegen jetzt vom Baume herunter und töteten die Schlangen; sie schnitten eine Spanne groß vom Kopf und ebensoviel vom Schwanz, nahmen das übrige Fleisch und gingen damit in den Palast des Königs; hier ließen sie den Koch kommen und sagten ihm: »lass dieses Fleisch gut backen und bringe sogleich zwei Schüsseln davon her, zögere nicht!« Der Koch nahm das Fleisch und röstete es in Fett und allerlei Gewürzen und stellte es in zwei Schüsseln vor dem König auf. Der König nahm eine Schüssel davon und gab daraus seiner Frau zu essen, und der Wesir nahm die andere und gab sie der seinigen. Beide wohnten mit dem Willen und der Macht Gottes in jener Nacht ihren Frauen bei. Der König brachte nun drei Monate lang in größter Spannung und Unruhe zu und dachte bei sich: wird es wohl wahr werden oder nicht? Seine Frau aber, welche eines Tages ruhig dasaß, fühlte plötzlich, wie sich das Kind in ihrem Leibe bewegte; sie ließ einen ihrer ältesten Diener kommen und sagte ihm: »Lauf schnell zum König und sage ihm, wo er auch sein mag: Herr! meine Herrin ist wirklich gesegneten Leibes, denn schon bewegt sich das Kind darin.« Der Diener lief freudig zum König, der allein und betrübt saß, das Gesicht auf die Hand gestützt und nachsinnend, ob wohl die Speise auf seine Frau die gehoffte Wirkung haben werde oder nicht. Der Diener küsste die Erde vor ihm und sagte: »Ich bringe dir gute Nachricht, Herr! meine Gebieterin ist gesegneten Leibes, das Kind bewegt sich darin, sie hat schon Schmerzen und sieht blass aus.« Als der König dies hörte, sprang er vor Freude auf, küsste die Hand des Dieners und seinen Kopf und machte ihm ein Geschenk. Er sagte dann zu den Großen seines Reiches, die dazukamen: »Wenn ihr mich liebt, so erweist ihm Gutes und schenkt ihm Geld, Edelsteine und Rubine, Maulesel und Pferde, Güter und Gärten. Sie schenkten dem Diener Unzählbares. Zur nämlichen Zeit trat der Wesir herein und sagte: »O Herr! ich saß allein zu Hause und dachte über die Wirkung der Speise nach, die ich meiner Frau vorgesetzt hatte, da kam ein Diener zu mir und kündigte mir an, meine Frau spüre nun, dass sie gesegneten Leibes sei, denn das Kind habe sich schon darin bewegt, sie fühle Schmerzen und sehe blass aus. Vor Freude schenkte ich ihm alle Kleider, die ich an mir hatte, dazu noch tausend Dinare und ernannte ihn zum ersten aller meiner Diener.«

Der König sprach dann zu dem Wesir: »Da der erhabene Gott, gepriesen sei er, uns so gnädig war, und aus der Finsternis zum Licht geführt hat, so will ich auch allen Leuten eine Freude machen.« Der Wesir sagte: »Befehle nur, was du tun willst!« Da sprach der König: »Geh und lass alle Verbrecher aus dem Gefängnis los, befreie auch die, auf denen Schulden lasten; wer aber von nun an noch ein Verbrechen begeht, dem lasse ich den Kopf abschlagen und ihn bestrafen, wie er es verdient. Auch will ich dem Volke die Abgaben auf drei Jahre erlassen. Sodann lass rings um die Stadt Herde mit Töpfen aufrichten, auf denen die Köche Tag und Nacht kochen sollen, und alle Leute aus der Stadt und Umgegend sollen essen und trinken und es sich wohl sein lassen. Sodann soll die Stadt festlich geschmückt werden und die Läden sollen bei Nacht wie bei Tag offen bleiben. Geh nun, Wesir! tue, was ich befohlen, sonst lasse ich dir den Kopf abschlagen!« Der Wesir ging und vollzog die Befehle des Königs. Alle Schlösser und Festungen des Landes wurden prachtvoll verziert. Jeder zog seine kostbarsten Kleider an, und das Volk aß und trank und spielte, und ließ es sich wohl sein. Als nun die Zeit der Niederkunft herannahte, da ließ der König Assem alle Gelehrten und Sterndeuter, die Häupter des Volks, die Schreiber usw. kommen, und sie warteten nun, bis eine Perle in eine Tasse geworfen wurde, denn das hatten die Sterndeuter als Zeichen der Niederkunft mit den Hebammen und den Dienern verabredet. Als die Zeit herannahte, wurde dasselbe gegeben; der Knabe aber, der zur Welt kam, glich dem aufgehenden Monde. Da fingen nun alle an, ihre Berechnungen zu machen über die Zeit der Schwangerschaft und die Geburt und trugen es in die Chronik ein. Dann standen sie auf, küssten die Erde und sagten dem König Assem: »Der Stern dieses Kindes ist ein glücklicher, und die Zeit seiner Geburt ist eine gesegnete, doch wird ihm in seiner Jugend manches zustoßen, das wir dem König nicht gerne mitteilend Der König sprach: »Redet und fürchtet euch nicht!« Sie fuhren dann fort: »O Herr! er wird dieses Land verlassen und in die Fremde reisen, wird Schiffbruch leiden und in Gefangenschaft geraten, und viele Not und Gefahr auszustehen haben; doch wird er zuletzt alles überwinden und am Ziele anlangen. Die Tage seines übrigen Lebens werden angenehm sein, er wird seinen Feinden Trotz bieten und über Länder und Völker herrschen.« Als der König die Worte der Sterndeuter hörte, sprach er: »Ihr weissagt so schlimmes nicht; denn was der erhabene Gott über den Menschen bestimmt, das muss geschehen, und der Mensch kann nichts daran ändern. Der Allmächtige sei gepriesen! denn er wird uns, bis mein Sohn seine Prüfungszeit der Leiden antritt, tausend Freuden an ihm erleben lassen.« Er dachte weiter nicht mehr an das, was sie gesagt, beschenkte sich reichlich und sie verließen den Hof. Da kam der Wesir Fares voller Freude zum König und sagte, nachdem er die Erde vor ihm geküsst: »Herr! soeben ist meine Frau mit einem Sohne, leuchtend wie der Mond, niedergekommen.« Der König erwiderte: »O Wesir! bringe deine Frau und deinen Sohn hierher, damit er mit dem meinigen im Schloss erzogen werde.«

Der Wesir brachte seine Frau und seinen Sohn ins Schloss; die Ammen trugen die Kinder sieben Tage lang herum; dann legten sie sie auf ein Polster, brachten sie vor den König und fragten ihn, welche Namen er ihnen geben wolle. Er aber sprach: »Gebt ihr einen Namen!« Sie versetzten: »Niemand anders als der König darf bestimmen, wie die Kinder heißen sollen.« Der sagte aber: »Nennt meinen Sohn Seif Almuluk (Schwert der Könige), wie mein Großvater hieß, und den Sohn des Wesirs Said (der Glückliche)!« Er beschenkte dann die Ammen und sagte ihnen: »Gebt wohl auf die Kinder acht und wartet ihrer sorgfältige Die Ammen warteten der Kinder, bis sie fünf Jahre alt waren, dann übergaben sie sie einem Gelehrten, der sie im Schreiben und im Koran unterrichtete, bis sie zehn Jahre alt wurden; dann lehrte man sie Reiten, Schießen, Fechten, Ball spielen und alle Ritterkünste, bis sie fünfzehn Jahre alt waren und alle anderen ihres Alters an ritterlicher Gewandtheit und Geschicklichkeit übertrafen. Jeder von ihnen konnte allein gegen tausend Reiter kämpfen und ihnen widerstehen. Der König Assem sah ihnen oft zu und freute sich ihrer, bis sie fünfundzwanzig Jahre alt wurden. Da ließ der König den Wesir Fares allein zu sich kommen und sagte zu ihm: »O Wesir! mir ist etwas eingefallen, worüber ich dich zu Rate ziehen möchte.« Der Wesir antwortete: »Tue, was dir dein Herz sagt! denn der Segen kommt aus deinem Munde.« Da versetzte der König: »Da ich nun ein ganz alter Mann bin, möchte ich die Last meiner Regierung ablegen und sie meinem Sohne Seif Almuluk übergeben, denn er ist ein guter Jüngling, vollkommen in allen Rittertugenden und verständig. Ich aber werde den Rest meiner Tage in der Zurückgezogenheit mit Gebet zubringen. Was sagst du dazu?« Der Wesir erwiderte: »König, was du sprichst, ist Segen bringend. Ich werde deinem Beispiel folgen und das Wesirat meinem Sohne Said übergeben, der auch ein guter, kenntnisreicher und einsichtsvoller Jüngling ist; so werden dann zwei junge Leute beisammen sein, denen wir raten werden, um sie auf den Pfad des Guten, der Gerechtigkeit und Wohltätigkeit zu leiten.« Der König aber sprach zum Wesir: »Stelle die Briefe aus, halte die Boten bereit nach allen Ländern, Provinzen, Schlössern und Festungen, die unter uns stehen; sie (die Verwalter) sollen alle an einem Tag auf der Rennbahn der Gerechtigkeit sich versammelnd Der Wesir ging sogleich und schrieb allen Befehlshabern, Verwaltern und Schlosshauptleuten, sich nebst allen ihren Untergebenen, groß und klein, in einem Monat daselbst zu versammeln.

Der König befahl dann seinen Kämmerlingen, den großen Gang mitten auf der Rennbahn mit Teppichen zu belegen, die Rennbahn selbst aber mit den kostbarsten Stoffen auszuschmücken; auch sollten sie den großen Thron dahin bringen lassen, auf welchem der König nur an den Festtagen zu sitzen pflegte; dies alles geschah sogleich. Es versammelten sich dann die Leute von allen Orten her und waren besorgt über das, was der König von ihnen begehren werde. Jetzt erschienen die Kammerherrn und Adjutanten und die Leibwache des Königs und die Großen des Reichs, und riefen unter die Leute: Am Namen Gottes! nahet euch zur Audienz!« Darauf nahten sich die Richter, die Gutsbesitzer, die Fürsten und die Wesire, traten in den Gang und machten, wie gewöhnlich, jeder nach seinem Rang, dem König ihre Aufwartung. Der König setzte sich auf seinen Thron, die Mehrzahl der Leute aber blieb stehen, bis alle versammelt waren. Dann befahl der König, die Tafeln aufzustellen, und sogleich wurden Tafeln, mit den auserlesensten Leckerbissen und Getränken besetzt, herangebracht. Die Versammelten aßen und tranken und beteten für den König; sodann befahl dieser seinen Kammerherrn, sie sollten niemand sich entfernen lassen, bis jeder des Königs Worte vernommen habe. Man hob dann den Vorhang auf und der König sprach: »Wer mich liebt, der verweile und höre meine Worte!« Alle setzten sich ruhig und ihre Furcht verschwand. Derselbe stand dann auf, und beschwor alle Anwesenden, auf ihren Sitzen zu bleiben und sprach: »Wesire und Große des Reichs, Hohe und Niedere, Anwesende und Abwesende! ihr Wisst, dass ich mein Reich von meinen Vätern und Ahnen ererbt habe.« Sie antworteten einstimmig: »O König! es ist wahr, wir alle wissen es!« Dann fuhr der König fort: »Wir alle beteten die Sonne und den Mond an, bis uns Gott den wahren Glauben schenkte, und uns aus unserem Irrtum erlöste und zum Islamismus führte. Nun wisset, dass ich sehr alt und schwach geworden; ich will daher alle meine Zeit zurückgezogen dem Gebet widmen, und den erhabenen Gott für vergangene Sünden um Verzeihung bitten. Ich kennt wohl meinen hier anwesenden Sohn Seif Almuluk, und wisset, dass er ein guter, kenntnisreicher, beredsamer, edler, geschickter, verständiger, gelehrter, tugendhafter und gerechter Jüngling ist; ich will ihm nun sogleich mein Reich übergeben, damit er an meiner Statt Sultan werde. Was sagt ihr dazu?« Es standen alle auf, küssten die Erde und antworteten: »Wir sind bereit, zu gehorchen, König und Beschützer! Selbst wenn du einen deiner Sklaven über uns setzen wolltest, würden wir ihm gehorchen, umso mehr, da du uns deinen Sohn Seif Almuluk zum Herrscher gibst, den wir, bei unserm Haupte und unsern Augen, gern als unsern König annehmen.« Der König stieg hierauf von seinem Thron herunter und sagte den Fürsten und allen Anwesenden, indem er seinen Sohn auf den Thron setzte: »Seht hier euern König!« Er nahm dann auch die goldene Krone von seinem Haupt, setzte sie seinem Sohne auf, umgürtete ihn mit dem Reichsgürtel und setzte sich, während sein Sohn auf dem großen Thron saß, auf einen goldenen Sessel neben ihn. Die Richter, die Wesire, die Fürsten, die Großen des Reichs und alle Anwesenden küssten die Erde vor ihm und riefen aus: »O König! du verdienst König zu sein, mehr als jeder andere.« Die Djausch riefen dann Sicherheit aus, beteten für sein Glück und seinen Ruhm, und streuten Gold, Edelsteine und Rubine über die Köpfe der Leute aus; der König machte viele Geschenke, verlieh Ehrenkleider und übte Gerechtigkeit.

Der Wesir Fares wandte sich hierauf zu den Fürsten und Großen und sprach: »O ihr alle hier Anwesenden! Ihr Wisst, dass ich Wesir war schon zu der Zeit, ehe noch der König Assem regierte, und es noch in diesem Augenblick bin, in welchem er der Regierung entsagt, um sie seinem Sohne zu übergeben. Ich will nun auch das Wesirat zugunsten meines Sohnes Said niederlegen; was sagt ihr dazu?«

»Niemand verdient mehr, wie dein Sohn Said, des Königs Seif Almuluk Wesir zu werden, denn sie passen ganz zusammen.« Hierauf nahm der Wesir Fares den Wesirturban von seinem Haupt und setzte ihn auf das Haupt seines Sohnes; dann legte er das Tintenfass des Wesirats vor seinem Sohn hin. Die Djausch riefen aus: »Gesegnet! gesegnet! Er verdient es! er verdient es!« Hierauf standen der Wesir und der König Assem auf, öffneten ihre Schätze und machten den Fürsten, Wesiren und Großen des Reichs viele Geschenke; sie schrieben ihnen neue Firmane mit dem Zeichen des Königs Seif Almuluk und des Wesirs Said. Die Leute blieben eine Woche beisammen, dann reiste jeder in seine Provinz zurück. Der König Assem ging aber mit seinem Sohn und dem neuen Wesir ins Schloss; hier ließ er den Schatzmeister holen, auch den Siegelring, das Schwert, das Kästchen und den Bogen bringen und sprach: »Jeder von euch beiden nehme hiervon, wozu er Lust hat!« Seif Almuluk streckte zuerst die Hand nach dem Siegelring aus; Said nahm das Schwert; hierauf griff Seif Almuluk nach dem Kästchen und Said nach dem Bogen. Sie küssten alsdann des Königs Hand und ging nach Hause. Seif Almuluk legte das Kästchen, ohne zu sehen, was darin war, auf den Thron, der zugleich sein Ruheplatz war; Said nahm an seiner Seite Platz. Um Mitternacht erwachte Seif Almuluk, erinnerte sich des Kästchens und war neugierig, dessen Inhalt zu sehen. Er stand daher auf, ergriff eine der Kerzen, die in der Nähe brannte, und trat in einen Nebensaal, damit Said nichts merkte, steckte dann die Kerze in einen Leuchter und öffnete das Kästchen und fand darin ein Kleid von Genienarbeit. Als er es auseinanderlegte, sah er innerlich am Rücken ein Bildnis mit Gold gemalt, das ein Mädchen vorstellte. Sobald er dieses Bildnis sah, war er nicht mehr Herr seines Verstandes. Er verliebte sich in dasselbe, küsste wie ein Rasender das Kleid und fiel ohnmächtig zu Boden, dann weinte und klagte er und sprach folgende Verse:

»Hätte ich früher die Macht der Liebe gekannt, so wäre ich weniger unvorsichtig gewesen; nun habe ich mich in ihre Arme geworfen und bin ihr Gefangener.«

Seif Almuluk schlug sich ins Gesicht, weinte und jammerte so lang, bis endlich der Wesir Said davon erwachte. Als dieser Seif Almuluk nicht an seiner Seite fand und nur eine Kerze sah, dachte er bei sich: Wo mag Seif Almuluk wohl hingekommen sein? Er stand dann auf und ging im ganzen Palast umher, um ihn zu suchen, bis er ihn endlich fand. Erstaunt darüber, was ihn so außer sich bringe, fragte er ihn: »Was ist dir begegnet, mein Bruder? lass es mich wissen.« Aber der hörte ihn nicht an, hob nicht einmal seinen Kopf in die Höhe, sondern weinte immerfort und jammerte entsetzlich. Said drang immer weiter in ihn, verbeugte sich und sprach: »Mein König! ich bin dein Wesir und Freund, wir sind zusammen aufgewachsen, wenn du mir nicht dein Herz eröffnest, wer wird dann noch Anteil an deinem Schicksal nehmen?« Saids Bitten und Flehen war jedoch vergebens; Seif Almuluk hörte nicht auf zu schluchzen und sprach kein Wort; endlich ergriff Said die Kerze, eilte damit in einen anderen Saal, legte die Klinge seines Schwertes an seine Brust und sprach zu Seif Almuluk: »Freund! wenn du mir nicht erzählst, was dir widerfahren, so bringe ich mich ums Leben, denn ich ertrage es nicht länger, dich in diesem Zustand zu sehen.« Seif Almuluk hob endlich den Kopf in die Höhe und sprach: »Freund! ich schäme mich, dir die Ursache meiner Leiden zu nennen!« Said aber antwortete: Ach beschwöre dich bei Gott dem Herrn aller Herren, dem Befreier aller Unterdrückten, der Ursache aller Ursachen, bei dem Einzigen, dem Freigebigen! sage nur die Wahrheit, was dir widerfahren, und schäme dich nicht; ich bin ja dein Sklave, dein Wesir und dein Ratgeber!« Da sagte Seif Almuluk: »Komme und sieh dieses Bildnis!« Als Said es sah, betrachtete er es eine Weile und las über dessen Kopf mit vieler Kunst von Perlen gestickt: »Das ist das Bild der Badial Djamal (Wunder der Schönheit), Tochter Sahals, Sohn Schahruchs, obersten Königs der gläubigen Genien, welche die Insel Babel im Garten Irem bewohnen.«

Als Said dies gelesen hatte, sprach er: »König und Freund! weißt du, was dieses Bild hier bedeutet?« Seif Almuluk antwortete: »Bei Gott! Freund, ich weiß es nicht.« Da versetzte Said: »Komme und lese mit Aufmerksamkeit.« Da las Seif Almuluk, was auf der Krone, die dieses Bild trug, geschrieben war und schrie aus dem Innersten seines Herzens: »Wehe! wehe!« Endlich sagte er: »Mein Freund« wenn diese Gestalt wirklich vorhanden ist, und irgendwo auf der Erde gefunden werden kann, so will ich sie unaufhörlich suchen, bis ich mein Ziel erreiche.« Said erwiderte: »Weine nur nicht, mein Freund! geh, besteige deinen Thron und lass die Leute dir ihre Aufwartung machen, und wenn der Tag leuchtet, so rufe alle zusammen, die Derwische und andere, die fremde Länder gesehen haben, und frage sie, wo die Insel Babel im Garten Irem liegt; vielleicht wird einer von ihnen mit dem Segen und der Hilfe des erhabenen Gottes darüber Auskunft geben können.«

Seif Almuluk bestieg, sowie die Sonne höher stand, seinen Thron; seine Seele aber war unruhig. Hierauf nahten sich die Fürsten, Wesire und Großen des Reichs. Als die Versammlung vollzählig war, sagte Seif Almuluk zum Wesir: »Sage ihnen, ihrem König sei unwohl, sie möchten sich zurückziehen.« Als der König Assem dies hörte, war er tief betrübt, ließ Ärzte und Sterndeuter kommen, ging mit diesen zu seinem Sohn und ließ ihm Arzneien verschreiben und Amulette verordnen, auch veranstaltete er Räucherungen mit Moschus und Ambra, drei Tage hintereinander. Seif Almuluk ging es jedoch nicht besser.

Als aber die Krankheit drei Monate lang anhielt, sprach der König Assem höchst erzürnt zu den Ärzten und übrigen Anwesenden: »Wehe euch, ihr Hunde, wenn ihr nicht imstande seid, meinen Sohn zu heilen, so werde ich euch sogleich umbringen lassen.« Da sagte der oberste unter ihnen: »Großer König und Herr! Wir vernachlässigen nichts, um selbst Fremde zu heilen, wie sollten wir uns nicht alle Mühe geben, deinem Sohn, unserm König, zur Gesundheit zu helfen. Aber die Krankheit deines Sohnes sitzt tief, wenn du willst, so nennen wir sie dir.« Da sprach der König: »Sagt mir, was ihr von der Krankheit meines Sohnes Wisst!« Der oberste der Ärzte antwortete: »Dein Sohn ist rasend verliebt!« Der König fragte zornig.- »Woher Wisst ihr, dass mein Sohn verliebt ist, und wie ist er es worden?« Der oberste antwortete: »Frage seinen Freund, den Wesir, der kennt seinen Zustand.« Der König Assem ging sogleich allein in sein Zimmer, ließ den Wesir Said kommen und sagte ihm: »Berichte mir die Wahrheit! Was für eine Krankheit hat deinen Freund befallen?« und Said antwortete: »Ich weiß es nicht.« Da sprach der König Assem zum Scharfrichter: »Ergreife Said, binde ihm die Augen zu und schlage ihm den Kopf herunter!« Said fürchtete für sein Leben und sagte: »Herr! gib mir Sicherheit!« Der antwortete: »Sprich, und sie sei dir gewährt!« Da sagte Said: »Dein Sohn liebt die Tochter des Königs der Geister.« Assem fragte: »Wo hat mein Sohn die Tochter des Königs der Geister gesehen?« Said erwiderte: »Im Kleide, welches uns Salomo, Sohn Davids, Friede sei mit ihm! geschenkte Der König stand sogleich auf, ging zu seinem Sohn und sprach zu ihm: »Mein Sohn! was quält dich so? und was ist das für ein Bild, das du liebst? sage es mir!« Seif Almuluk antwortete: »Ich hatte mich geschämt, dir zu sagen, was ich auf dem Herzen habe; da du es aber weißt, so sieh, was zu tun ist.« Sein Vater versetzte: »Welche Mittel gibt es gegen die Tochter des Königs der Geister? selbst Salomo, Sohn Davids, würde hier nichts vermögen. Doch steh auf und fasse Mut! reite, geh auf die Jagd, besuche die Rennbahn, spiele Ball, esse und trinke und vertreibe so den Gram aus deinem Herzen. Ich will dir an ihrer Stelle hundert Prinzessinnen verschaffen: was soll dir die Tochter eines Königs der Geister, die kein menschliches Wesen ist?« Aber der Sohn sagte. »Bei Gott! mein Vater, ich kann nicht von ihr lassen und eine andere zur Frau nehmen.« Da versetzte der Vater: »Aber wie ist das zu machen, mein Sohn?« Dieser antwortete, »lass alle Kaufleute und Reisende kommen, wir wollen uns bei ihnen nach dem Garten Irem und der Insel Babel erkundigen.« Der König ließ alle Kaufleute, Schiffskapitäne, andere Reisende und die Derwische rufen und fragte sie nach dem Garten Irem und der Insel Babel; aber keiner von allen war jemals daselbst gewesen und konnte ebenso wenig darüber Auskunft geben. Zuletzt sagte einer von ihnen: »O Herrscher! wenn du diese Insel und diesen Garten kennen lernen willst, so gehe nach China, das ist ein großes, sicheres Land, das Kostbarkeiten aller Art enthält und von Menschen aus allen möglichen Stämmen bewohnt ist; nur von ihnen kannst du vielleicht die Lage derselben erfahren und dadurch deinen Zweck erreichend Da sagte Seif Almuluk: »O mein Vater! rüste mir ein Schiff nach China aus!« Der König Assem antwortete: »Bleibe du auf dem königlichen Thron sitzen und herrsche über deine Untertanen; ich will statt deiner diese Reise nach China machen, und mich nach der Insel Babel und dem Garten Irem erkundigen.« Aber sein Sohn sagte: »O mein Vater! das ist meine Sache; niemand als ich kann danach fragen; was schadet es, wenn du mir erlaubst, eine Zeitlang zu reisen? Kann ich dann eine Spur auffinden, wohl; ist dies nicht der Fall, so erleichtert sich vielleicht auf der Reise und in der Fremde mein Gram, und wenn ich am Leben bleibe, so kehre ich unbeschädigt wieder zu dir zurück.« Der König Assem sah kein anderes Mittel, als dem Willen seines Sohnes nachzugeben; er erlaubte ihm daher abzureisen, ließ ihm vierzig Schiffe ausrüsten, gab ihm tausend Sklaven zur Begleitung, auch Geld und Schätze, Lebensmittel und die nötigen Kriegswerkzeuge, und sprach zu ihm: »Mein Sohn! reise in Glück und Frieden!« Beim Abschied umarmte er ihn noch aufs herzlichste und entließ ihn mit den Worten: »Gehe, ich vertraue dich dem an, der nichts ihm Übergebenes verlässt (Gott) Seif Almuluk nahm also von seinem Vater und seiner Mutter Abschied, nahm seinen Freund Said als Begleiter mit sich uns sie ritten zusammen nach dem Schiff, das bald darauf, mit Proviant, Waffen und Truppen wohl versehen, die Anker lichtete; so reisten sie in einem fort, bis sie nach China kamen.

Als die Einwohner Chinas hörten, dass vierzig Kriegsschiffe angekommen, glaubten sie, es wären Feinde, die sie belagern und mit ihnen Krieg führen wollten, sie schlossen die Tore der Stadt und hielten, die Kriegsmaschinen bereit. Als Seif Almuluk dies vernahm, ließ er zwei seiner vertrautesten Mamelucken kommen und sagte ihnen: »Geht zum König der Stadt, bringt ihm meinen Gruß, und sagt ihm: Der König Seif Almuluk, Sohn des Königs Assem von Ägypten, ist's, der zu dir als Gast kommt, um einige Zeit dein Land zu bereisen: er wird dann wieder nach Hause zurückkehren; er kommt nicht als Feind, um Krieg zu führen. Nimmst du ihn auf, so wird er zu dir kommen, wo nicht, so kehrt er um und wird weder dich, noch die Bewohner deiner Stadt beunruhigen.

Als die Mamelucken Seif Almuluks an die Stadt kamen, sagten sie den Bewohnern derselben: »Wir sind Gesandte des Königs Seif Almuluk!« Man öffnete ihnen die Tore und führte sie zum König, der Schah Faghfur hieß und den König Assem früher gekannt hatte. Als er die Worte Seif Almuluks hörte, machte er den Gesandten Geschenke, ließ die Tore öffnen und ging selbst mit den Vornehmsten des Reichs dem König entgegen. Seif Almuluk nahe gekommen, umarmte er ihn und sprach: »Willkommen seiest du in meinem Reiche; ich bin dein Sklave und der deines Vaters! meine Stadt liegt vor dir, gebiete über alles!« Er ließ dann Geschenke und Proviant herbeibringen und führte Seif Almuluk und seinen Wesir Said mit den Ausgezeichnetsten des Reichs und vielen Truppen unter Trommel- und Paukenschall in seine Stadt, und Seif Almuluk genoss mit den seinigen vierzig Tage lang die größte Gastfreundschaft. Dann sagte der Schah Faghfur: »Nun, Sohn meines Freundes! wie geht es dir und wie gefällt dir mein Land?« Seif Almuluk antwortete: »Dank deiner Gnade, o König! es gefiel mir alles.« Da fragte der König: »Du siehst dich gewiss in unserm Lande nach etwas um. und hast irgend ein Anliegen?« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist wunderbar; ich liebe das Bild der Badial Djamal!« Bei diesen Worten entflossen Tränen seinen Augen, und er schluchzte heftig. Dies rührte das Herz des Königs von China, und er sprach: »Was ist zu tun, Seif Almuluk?« Dieser antwortete: »Ich wünschte, du ließest alle Reisenden, deine Schiffskapitäne und alle Derwische zusammenkommen, damit ich mich bei ihnen nach dem Gegenstand dieses Bildes erkundige; vielleicht könnte einer von ihnen mir Auskunft darüber geben.« Der König ließ sogleich seine Kammerherrn und Scharfrichter kommen und ließ durch sie ausrufen, dass alle Schiffskapitäne, alle Derwische und Reisende auf die Rennbahn kommen sollten, und niemand zurückbleiben dürfe. Es stellten sich alle ein und machten einen großen Haufen aus. Seif Almuluk fragte dann nach der Insel Babel und dem Garten Irem; aber niemand antwortete, so dass Seif Almuluk sich keinen Rat mehr wusste. Dann sagte einer der Schiffskapitäne: »Glückseliger König! wenn du darüber Auskunft wünschest, so musst du dich nach den Ländern und Inseln in der Nähe von Indien wenden, dort wird man es schon wissen.« Seif Almuluk ließ sogleich die Schiffe segelfertig machen, und süßes Wasser, Lebensmittel und was sie sonst bedurften, einnehmen. Er und sein Freund Said bestiegen ihre Pferde, nahmen vom König Abschied und gingen auf ihr Schiff. Sie reisten vier Monate lang in Ruhe und Sicherheit mit günstigem Wind. Aber eines Tages erhob sich von allen Seiten ein Sturm, es regnete und hagelte stark, und die Wellen des Meeres tobten; sie brachten zehn Tage in der größten Furcht zu. Endlich kam ein so heftiger Windstoß gegen die Schiffe, dass alle, mit allem, was darauf war, untergingen. Seif Almuluk allein rettete sich mit einigen Mamelucken auf ein kleines Schiffchen; dann legte sich der Sturm und die Wellen, und die Sonne ging glänzend auf. Seif Almuluk öffnete die Augen und sah nichts mehr von der ganzen Flotte; er erblickte nichts als Himmel und Wasser und das kleine Schiffchen, auf dem er sich befand.

Seif Almuluk fragte dann seine Leute: »Wo sind alle meine Schiffe? Wo ist mein Freund Said?« Sie antworteten ihm: »O Herrscher! es ist nichts mehr von deinen Schiffen übrig, sie sind alle untergegangen und zur Speise der Fische gewordene Seif Almuluk sprang in seiner Wut auf, schrie, schlug sich ins Gesicht und wollte sich ins Meer stürzen. Seine Mamelucken hielten ihn aber zurück und sagten: »O Herrscher! was soll das nützen? Du hast dir das selbst zugezogen; hättest du deinem Vater gehorcht, so wäre dir das nicht widerfahren; doch war das alles längst vorher bestimmt, und gleiches Schicksal musste dich mit den übrigen Menschen heimsuchen. Schon bei deiner Geburt haben die Sterndeuter gesagt: Du wirst in große Gefahr kommen; es bleibt dir nichts übrig, als geduldig auszuharren, bis der erhabene Gott dich aus dieser Not befreite Da sprach Seif Almuluk (und es geschieht zur Ehre Gottes und dessen, der das sagt): »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dein Erhabenen! Niemand kann seinen Beschlüssen entgehen!« und er bereute, was er getan. Er ließ sich dann Speisen reichen und aß. Das Schiff wurde immer vom Wind hin und her getrieben, und sie wussten nicht, wohin sie steuerten. Die Lebensmittel und das Wasser fingen an, ihnen zu fehlen, als sich ihnen durch die Macht des erhabenen Gottes eine nicht zu weit davon entlegene Insel zeigte. Da sie hungrig waren, ließen sie nur einen Mann auf dem Schiff zur Bewachung zurück, und die übrigen aßen Früchte, die sie auf der Insel fanden. Dort aber saß ein Mann mit einem langen Gesicht, mit einem weißen Körper und von wunderbarem Aussehen zwischen den Fruchtbäumen; er rief einen Mamelucken bei seinem Namen und sagte zu ihm: »iss nicht von diesen unreifen Früchten! Komm zu mir, ich will dir gute, reife Früchte geben!«

Der Mamelucke glaubte, es wäre einer der Schiffbrüchigen, und freute sich sehr, Als er aber in seine Nähe kam, da sprang der Verfluchte auf seine Schultern, schlang den einen Fuß um seinen Hals und den anderen um seinen Rücken und sagte: »Laufe jetzt nur, du wirst mich nicht mehr los, du bist nun mein Tragesel!« Der Mameluck schrie und jammerte, und sein Herr mit all den seinigen rettete sich schnell auf das Schiff. Der Fremde folgte ihnen nach dem Ufer und sagte: »Woher kommt ihr und wohin geht ihr? Kommt zu uns, wir wollen euch zu essen und zu trinken geben; ihr könnt unsere Esel werden, und wir reiten auf euren Rücken.« Als sie dies hörten, ruderten sie schnell vom Ufer weg und entfernten sich im Vertrauen auf Gott, den Erhabenen. So brachten sie einen Monat zu, bis sie wieder eine Insel entdeckten; sie gingen daselbst in einen Wald, ohne einen Weg zu wissen. Es fanden sich daselbst wieder Früchte, wovon sie aßen; da schimmerte ihnen aus der Ferne etwas entgegen, und sie gingen darauf zu. Wie sie sich näherten, war es wie eine Säule, die der Länge nach dalag; einer von ihnen trat darauf mit dem Fuß und sagte: »Was mag dies sein?« Da erwachte die Säule, richtete sich auf, und siehe da! es war ein Mann mit langen Ohren und mit gespaltenen Augen; seine Züge waren nicht sichtbar, denn als er schlief hatte er ein Ohr unter dem Kopf und deckte das Gesicht mit dem anderen zu. Er ergriff einen Mamelucken, und dieser schrie: »Mein König! fliehe von dieser Insel, sie ist von Werwölfen bewohnt, welche die Menschen fressen; mich werden sie bald zerschnitten und gefressen haben!« Als Seif Almuluk diese Worte hörte, entfloh er mit seinen übrigen Begleitern auf das Schiff, ohne einmal Früchte mitzunehmen. So brachten sie wieder mehrere Tage zu, da entdeckten sie abermals eine Insel; als sie dort landeten, fanden sie einen hohen Berg, sie bestiegen ihn und sahen einen Wald mit vielen Bäumen, worauf sich Früchte befanden, von denen sie aßen; da kamen auf einmal nackte Menschen zwischen den Bäumen hervor, deren jeder fünfzig Ellen lang war, ihre Vorderzähne waren wie die eines Elefanten, und wuchsen ihnen zum Munde heraus. Einer von ihnen saß auf einem schwarzen Stück Filz auf einem Felsen, ihn umringten viele Schwarze, welche in seinem Dienst waren; diese fingen den Seif Almuluk und seine Mamelucken ein, brachten sie zu dem Sitzenden, legten sie vor ihn hin und sprachen: »König! wir haben diese Vögel zwischen den Bäumen gefunden.« Da der König gerade hungrig war, ließ er zwei Mamelucken schlachten und aß sie. Als Seif Almuluk dies sah, fürchtete er sich, weinte, und ihm bangte für sein Leben. Als sie der König weinen hörte, sagte er: »Diese Vögel haben eine schöne Stimme; macht jedem einen Käfig, sperrt sie hinein und hängt sie über meinem Kopf auf, damit ich ihre Stimmen hören kann!« Sie taten, wie er gesagt, und so wurden Seif Almuluk und die Mamelucken in Käfige gesperrt; man gab ihnen zu essen und zu trinken; bald weinten sie, bald sangen sie, so dass der König der Schwarzen an ihrer Stimme Freude hatte. Vier Jahre brachten sie in den Käfigen zu. Der König aber hatte eine Tochter, die auf einer anderen Insel verheiratet war; als diese hörte, dass ihr Vater Vögel von lieblicher Stimme besitze, schickte sie Leute an ihn ab und ließ ihn um diese Vögel bitten. Ihr Vater schickte ihr Seif Almuluk mit drei anderen Mamelucken in vier Käfigen durch die Boten, die sie ihm gesandt hatte; als die Prinzessin sie sah, gefielen sie ihr sehr, und sie ließ sie über ihrem Bett aufhängen. Seif Almuluk konnte nicht begreifen, wie ihm geschah, er war sehr traurig über die Lage, in der er sich befand, dachte an das frühere Glück und weinte; die drei Mamelucken weinten mit ihm; die Prinzessin aber glaubte, sie sängen. Sie pflegte sonst allen denen, die aus Ägypten und anderen Ländern sie besuchten, einen hohen Rang in ihrem Reiche zu geben. Gott aber hatte bestimmt, dass, als sie Seif Almuluk näher betrachtete, ihr seine Schönheit, sein Wuchs und sein Ebenmaß gefielen; sie ließ ihn daher mit seinen Gefährten frei, erzeigte ihnen viele Ehre, ließ ihnen zu essen und zu trinken geben und erzeigte ihnen viel Gutes. Als sie eines Tages allein mit Seif Almuluk war, bat sie ihn, ihr seine Liebe zu schenken; aber Seif Almuluk weigerte sich dessen und sagte: »O meine Herrin! ich bin ein fremder Jüngling, der unglücklich liebt, und nur am geliebten Gegenstand Freude finden kann, und alle angewandten Mittel der Prinzessin, ihn zu gewinnen, schlugen fehl. Als sie dies endlich müde war, zürnte sie ihm und den Mamelucken und zwang sie, ihr zu dienen; so ging es vier Jahre fort. Seif Almuluk war dieses Zustandes sehr überdrüssig und ließ die Prinzessin bitten, sie frei abziehen zu lassen und ihre bitteren Qualen zu erleichtern. Die Prinzessin ließ ihn zu sich kommen und wiederholte ihre Liebeserklärung; aber Seif Almuluk gab ihr kein Gehör. Endlich sagte sie zu ihm: »So geh und hole Holz!« und so blieb alles mit ihm und seinen Mamelucken wie vorher. Die Bewohner der Insel kannten sie als Vögel der Prinzessin, und niemand gab ihnen ein böses Wort; die Prinzessin aber war ruhig, denn sie wusste, dass sie keine Mittel finden würden, sich von dieser Insel zu retten.

Seif Almuluk und seine Mamelucken konnten ohne Wache frei umhergehen und blieben oft mehrere Tage vom Hause weg, um Holz auf der Insel zu sammeln; dann brachten sie es in die Küche der Prinzessin. So lebten sie zehn Jahre lang. Da saß eines Tages Seif Almuluk am Ufer des Meeres und dachte an den Zustand, in welchem er und seine Mamelucken lebten; er dachte an seinen Vater, an seine Mutter und an seine Familie, an sein Königreich, an die Herrlichkeit, in welcher er früher lebte und Tränen rollten über seine Wangen; er erinnerte sich auch seines Freundes Said, und dies vermehrte noch seine Tränen und seinen Jammer. Seine Mamelucken sagten ihm: »O Herrscher! wie lange weinst du noch, und was nützt dieses Weinen? Ist nicht alles dies auf die Stirne des Menschen geschrieben? Ist nicht alles nach der göttlichen Bestimmung eingetroffen? Schreibt nicht die himmlische Feder, was Gott beschlossen? Es bleibt uns nichts übrig, als Geduld zu haben. Vielleicht wird Gott, der dieses über uns verhängt hat, auch wieder helfen.« Seif Almuluk sagte: »O meine Brüder! was können wir tun, um uns aus der Macht der Verruchten zu befreien? Es bleibt uns nichts übrig, als die Rettung von Gott zu erwarten. Wir könnten jedoch entfliehen, um dieser Qual los zu werden.« Sie antworteten: »O Herrscher! wo wir auch von hier landen wollen, verfolgen uns Werwölfe, welche die Menschen fressen; wir können ihnen nicht entgehen, sie werden uns fressen oder zur Königin zurückbringen und sie wird dann gegen uns zürnen.« Seif Almuluk sagte: »Ich will eine Rettung versuchen und Gott, der Allmächtige, wird uns helfen.« Sie sagten: »Was willst du tun?« Er antwortete: »Wir wollen lange Bäume spalten und aus ihren Rinden Seile machen, damit die Bretter zusammenbinden und ein Floß bauen, es ins Meer werfen und mit Früchten beladen, dann Ruder schnitzen und unsere Ketten mit der Axt entzweischlagen; der erhabene Gott wird uns wohl helfen, er ist ja über alles mächtig; vielleicht treibt uns der Wind nach China, und wir kommen von dieser tyrannischen Königin los.« Die Mamelucken freuten sich über diese Worte und sagten: »Dein Rat ist gut!« Sie fingen sogleich an, Holz zu fällen und ein Floß daraus zu bauen; in einem Monat war alles fertig. Da ließen sie das Floß ins Meer gleiten und beluden es mit Früchten, ohne dass jemand etwas davon wusste. Dann nahm einer die Axt und befreite sie von ihren Ketten; jetzt bestiegen sie das Floß und brachten vier Monate auf dem Meer zu, ohne zu wissen, wohin sie das Floß trage. Nun aber ging ihnen ihr Proviant aus und sie litten bitteren Hunger. Auf einmal fing das Meer an zu schäumen und zu toben und hohe Wellen zu schlagen; ein furchtbares Krokodil stieg aus dem Grund des Meeres auf, ergriff einen Mamelucken und verschlang ihn. Seif Almuluk blieb jetzt nur noch mit zwei Mamelucken übrig, mit denen er so schnell wie möglich ruderte, um sich von dem Ungeheuer zu entfernen; so ruderten sie immer furchtsam fort, bis sie eines Tages auf einer Insel einen hohen Berg sahen; sie freuten sich sehr darüber, ruderten tapfer zu, und je näher sie kamen, desto größer wurde ihre Freude; aber auf einmal tobte das Meer wieder auf und es stieg ein Krokodil aus dessen Tiefen und verschlang die beiden Mamelucken. Seif Almuluk entkam ganz allein auf die Insel; er bestieg den Berg, setzte sich darauf und wartete, bis jemand vorübergehen würde; die Einsamkeit erinnerte ihn wieder an seine Heimat und die Trennung von seinem Lande, und er weinte. Dann ging er ins Gebüsch und aß Früchte; da kamen über zwanzig Affen, von denen jeder größer als ein Maulesel war, zwischen den Bäumen hervor, umgaben Seif Almuluk von allen Seiten und zogen ihn mit sich, bis sie an ein hohes, festes Schloss kamen, das allerlei Kostbarkeiten enthielt; es war aus Gold und Silber gebaut und eine Menge von Edelsteinen darin zu sehen, deren Pracht nie beschrieben werden kann.

In diesem Schloss war, außer einem schlanken, bartlosen Jüngling, niemand. Seif Almuluk hatte großes Gefallen an ihm; auch er gefiel diesem Jüngling, der, sobald er ihn sah, fragte: »Was willst du? wie heißt du? woher bist du? und wie bist du hierher gekommen? Erzähle mir deine Geschichte und verhehle mir nichts.« Seif Almuluk sagte ihm: »Beim allmächtigen Gott! Mein Bleiben hier ist nur kurz, ich kann nirgends lang verweilen, bis ich mein Ziel erreicht habe.« Der Jüngling fragte noch einmal: »Was ist deine Absicht? wie heißt du und woher bist du?« Seif Almuluk antwortete: »Ich bin aus Ägypten, heiße Seif Almuluk und mein Vater ist der König Assem, Sohn Safwans;« und er erzählte ihm alles von Anfang bis zu Ende, was zu wiederholen überflüssig wäre. Der Jüngling stand auf, bot Seif Almuluk seine Dienste an und sprach: »O Herrscher! ich habe doch in Ägypten gehört, du seiest nach China gereist?« Seif Almuluk antwortete: »Man hat wahr gesagt, ich war nach China gereist, von da hatten wir vier Monate lang glückliche Fahrt nach Indien, bis ein Sturm kam und alle Schiffe zertrümmerte; ich blieb allein mit den Mamelucken in einem kleinen Schiffchen übrig; wir liefen dann noch viele Gefahren, bis ich zuletzt allein noch übrig blieb und hier landete.« Der Jüngling sagte: »O Prinz! du hast nun in der Fremde genug gelitten, bleibe jetzt bei mir und unterhalte mich, und wenn ich sterbe, kannst du über diese Länder herrschen. Niemand weiß, wie lang und wie breit diese Insel ist; man braucht viele Tage, um sie zu durchwandern. Die Affen, welche du gesehen, sind sehr geschickt, und du findest hier, was du nur wünschen kannst.«

Seif Almuluk wiederholte, er könne an keinem Ort bleiben, ehe er sein Anliegen ins Reine gebracht, er werde die ganze Welt bereisen, und entweder wird ihm Gott seinen Wunsch erfüllen, oder ihn irgendwo den Tod finden lassen. Der Jüngling gab hierauf den Affen ein Zeichen und sie entfernten sich auf eine Weile, kamen jedoch gleich darauf mit seidenen Tüchern umgürtet zurück, deckten den Tisch und brachten mehr als hundert goldene und silberne Schüsseln und Platten mit allen möglichen Speisen, und blieben stehen, wie es bei Königen Sitte ist. Der Jüngling machte ihnen ein Zeichen und sie setzten sich; nur der, welcher zu bedienen hatte, blieb stehen, und der Jüngling, Seif Almuluk und die Vornehmsten unter den Affen aßen. Hierauf wurde der Tisch aufgehoben und man brachte eine goldene Kanne und ein Waschbecken mit Rosenwasser und Moschus, womit sie ihre Hände wuschen. Zuletzt wurden Weine, süße Speisen und eingemachte Früchte aufgetragen; sie tranken, belustigten sich und ließen sich's wohl sein. Die Affen fingen an zu tanzen und zu spielen, so dass Seif Almuluk sehr erstaunt war über alles, was er hier sah, und darüber alles Ungemach vergaß, das ihm widerfahren war. Als es Nacht war, zündeten sie Wachskerzen an und steckten sie auf goldene mit Edelsteinen verzierte Leuchter; dann brachten sie allerlei frische und trockene Früchte. Später begab sich Seif Almuluk in einem großen Saal zur Ruhe, wo ihm ein Lager bereitet worden war. Des Morgens stand der Jüngling vor Sonnenaufgang auf und weckte Seif Almuluk und sagte zu ihm: »Strecke deinen Kopf zum Fenster hinaus und gebe acht auf das, was du draußen siehst!« Als Seif Almuluk den Kopf hinausstreckte, sah er das ganze Land voll Affen, eine so große Menge, wie nur Gott, der Erhabene, sie zu zählen vermochte. Da sagte Seif Almuluk: »Warum versammeln sich diese Affen hier?« Der Jüngling erwiderte. »Jeden Samstag kommen sämtliche Affen, die auf der Insel sind, zwei, drei Tagesreisen weit her, und versammeln sich an diesem Ort, bis ich vom Schlaf erwache und den Kopf zum Fenster hinausstrecke; sobald sie mich sehen, küssen sie die Erde und bieten mir ihre Dienste an, dann geht jeder wieder seinem Geschäft nach.« Als nun die Affen den Jüngling am offenen Fenster erblickten, verbeugten sie sich vor ihm und gingen an ihre Arbeit. Seif Almuluk blieb einen ganzen Monat bei diesem Jüngling, dann nahm er Abschied von ihm und reiste weiter. Der Jüngling gab ihm etwa zweihundert Affen zu seiner Bedienung mit, die ihn sieben Tage lang begleiteten, bis er die Grenze ihres Landes erreichte; dann nahmen sie Abschied von ihm und kehrten nach ihrer Heimat zurück. Seif Almuluk reiste nun allein über Berg und Hügel und durch die Wüste und Fruchtland vier Monate lang, Einen Tag hungerte er, einen anderen hatte er wieder vollauf zu essen, und dann musste er sich vom Gras der Wüste ernähren. Er bereute es, den Jüngling verlassen zu haben, und schon wollte er wieder umkehren, da schimmerte aus der Ferne etwas Schwarzes in seine Augen. Er dachte, hier ist ein Obdach oder ein Baum, ich will einmal sehen, was es ist; er ging darauf zu und sah ein hohes Schloss; es war das, welches Jafet, Sohn Noahs, Friede sei mit ihm! gebaut hatte, und im heiligen Buch (Koran) mit den Worten erwähnt ist: »Ein festes Schloss und ein verlassener Brunnen.« Er setzte sich vor die Tür des Schlosses und dachte: »Gehört es wohl Menschen oder Genien?« So saß er eine Weile davor, sah jedoch niemand weder aus- noch eingehen, stand daher auf und ging im Vertrauen auf den erhabenen Gott ins Schloss hinein; er zählte sieben Gänge darin, sah aber keinen Menschen; am Ende des siebenten Ganges befand sich eine Tür, vor der ein Vorhang hing; den hob er auf und trat in einen großen Saal mit seidenen Teppichen auf dem Boden. Mitten im Saal war ein goldener Thron, worauf ein Mädchen saß, schön wie der leuchtende Mond; sie hatte königliche Kleider an und war geschmückt wie eine Braut in der Hochzeitsnacht. Unter dem Thron stand eine Tafel, darauf vierzig Schüsseln mit den köstlichsten Speisen. Als Seif Almuluk das Mädchen sah, ging er auf sie zu und grüßte sie; sie erwiderte seinen Gruß und fragte ihn: »Bist du ein Mensch oder ein Geist?« Er antwortete: »Ich gehöre zu den besten der Menschen; ich bin ein Königssohn und selbst König!« Hierauf sprach sie: »Nimm zuerst etwas von den Speisen zu dir, dann erzähle mir, wie du hier hergekommen.«

Seif Almuluk setzte sich zu den Speisen, denn er war hungrig, und aß von diesen Schüsseln, bis er satt war; hierauf streckte er die Hand aus und trank. Als er hinlänglich gesättigt war, setzte er sich auf den Thron neben das Mädchen. Das Mädchen fragte ihn: »Wer bist du und woher kommst du? Wie heißt du und wer hat dich hierher gebracht?« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist sehr lang.« Sie versetzte: »Sage mir nur, woher du bist und was du hier tun willst?« Er erwiderte: »Erzähle auch du mir, wer dich hierher gebracht und warum du ganz allein hier wohnst?« Das Mädchen sprach: »Mein Name ist Dawlet Chatun, Tochter des Königs von Indien, der in der Stadt Serendib wohnt und einen großen, schönen Garten besitzt; es gibt in ganz Indien keinen schöneren mit einem so großen Teich; eines Tages ging ich mit meinen Sklavinnen in diesen Garten, wir entkleideten uns und stiegen in den Teich, neckten einander und waren lustig und heiter. Da kam auf einmal etwas, das einer Wolke glich, über mich her, riss mich aus der Mitte meiner Sklavinnen und trug mich zwischen Himmel und Erde, wo es so zu mir sprach: O Dawlet Chatun, fürchte nichts! Beruhige dein Herz! Es flog dann eine Weile mit mir und ich wusste nichts mehr von mir selbst, bis es mich in diesem Schloss niedersetzte und sich in einen schönen Jüngling verwandelte, recht niedlich gekleidet. Der fragte mich: Kennst du mich? Ich antwortete: Herr, ich kenne dich nicht! Hierauf sagte er: »Ich bin der Sohn des blauen Königs der Geister; mein Vater wohnt an den Ufern des roten Meeres und herrscht über sechsmalhunderttausend fliegende und untertauchende. Geister; ich flog auf meinem Weg an dem Ort vorbei, wo du dich badetest, verliebte mich in dich und deine Gestalt, darum ließ ich mich zu dir herunter und entführte dich aus der Mitte deiner Sklavinnen und brachte dich in dieses feste Schloss hierher, welches ich bewohne. In dieses Schloss kommt nie jemand, weder Mensch noch ein Geist, und von hier bis Indien hat man hundertundzwanzig Jahre zu reisen; du kannst in deinem Leben das Land deines Vaters und deiner Mutter nicht wieder sehen; bleibe also hier bei mir und sei guten Mutes; ich erscheine dir, so oft du es wünschest. Dann umarmte und küsste er mich, und sagte zu mir: Setze dich und fürchte nichts! Er ließ mich nun eine Weile allein, kam dann wieder mit diesem Tisch und den Teppichen, die du hier siehst. jedes Mal am Dienstag kommt er wieder und bleibt bis Freitag Nachmittag bei mir, und hält sich dann wieder bis Dienstag entfernt! wir essen und trinken miteinander, er küsst und umarmt mich; doch bin ich noch so jungfräulich, wie mich Gott erschaffen, der Geist hat mir noch gar nichts Böses getan. Mein Vater ist König und heißt Tadj Almuluk (Krone der Könige), er weiß nichts von meinem Schicksal und hat noch keine Spur von mir entdeckt; dies ist meine Geschichte, erzähle du mir nun die deinige!« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist lang, ich fürchte, der Geist möge, ehe ich sie dir ganz erzähle, wiederkehren.« Die Prinzessin sagte: »Heute ist Freitag, er hat mich soeben verlassen und wird vor Dienstag nicht wiederkehren; setze dich also, sei ganz ruhig, und erzähle mir vom Anfang bis zu Ende, wie du hierher gekommene Seif Almuluk erzählte ihr, bis er den Namen Badial Djamal nannte, da schwammen ihre Augen in Tränen, und sie sagte: »So heißt meine Schwester! O meine Schwester Badial Djamal! weh über jene Zeit! Gedenkst du denn meiner nicht mehr? fragst du nicht mehr: wo ist meine Schwester Dawlet Chatun?« Sie weinte so eine Weile und grämte sich darüber, dass Badial Djamal ihrer nicht gedachte. Da sprach Seif Almuluk: »O Dawlet Chatun! Badial Djamal ist eine Genie und du bist ein menschliches Wesen, wie kannst du ihre Schwester sein?« Sie aber antwortete: »Sie ist meine Milchschwester! An dem Tage, wo meine Mutter mich im Garten gebar, wurde auch Badial Djamal in einem anderen Teil unseres Gartens geboren. Ihre Mutter schickte zu der meinigen, um einige Speisen und das nötige Weißzeug holen zu lassen. Die sandte ihr, was sie verlangte, und lud Mutter und Tochter zu sich ein. Beide kamen nun zu meiner Mutter, welche Badial Djamal stillte.«

Die Mutter Badial Djamals blieb so zwei Monate lang in unserm Garten; dann reiste sie wieder in ihre Heimat, gab aber vorher meiner Mutter etwas und sagte ihr: Wenn du mich nötig haben wirst, so komme ich zu dir mitten in den Garten. Badial Djamal kam nun jedes Jahr mit ihrer Mutter und blieb eine Zeitlang bei uns; dann kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück. Wäre ich bei meiner Mutter, o Seif Almuluk! und hätte ich dich in unserem Land kennengelernt und wir wären wie früher vereint gewesen, so würde ich schon Mittel gefunden haben, sie zu überlisten und deinen Wunsch zu erfüllen. Doch jetzt bin ich fern von meinem Vaterland und sie wissen nichts von mir; denn wüssten sie es, sie könnten mich schon von hier befreien; doch muss die Sache dem erhabenen Gott überlassen werden! was soll ich tun?« Seif Almuluk sagte: »Mache dich auf, ich will mit dir entfliehen!« Sie versetzte aber: »Wo können wir hingehen? Bei Gott! wenn du auch die Strecke eines Jahres hier zurückgelegt hast, so wird dich dieser Verruchte doch in einem Augenblick erreichen und dich und mich umbringend Da sagte Seif Almuluk: »So will ich mich hier irgendwo verbergen, und wenn er an mir vorübergeht, ihn mit einem Schwert töten.« Da antwortete Dawlet Chatun: »Du kannst ihm nicht eher etwas anhaben, bis du seinen Geist vernichtet hast.« Seif Almuluk fragte: »Und wo ist sein Geist?« Sie antwortete: »Ich habe oft danach gefragt und er wollte mir es nicht sagen, bis ich eines Tages in ihn drang, worüber er böse wurde und mir sagte: Wie lange wirst du noch nach meinem Geist fragen? Was hast du mit meinem Geist zu schaffen? Meine Antwort war: Bleibt mir außer dir noch sonst jemand übrig? Befinde ich mich wohl für mein ganzes Leben? Meine Seele liebt ja die deinige, und wenn ich nicht für dein Leben wache und es in das Schwarze meines Auges setze, was soll aus dem meinigen werden, wenn du nicht mehr bist? lass mich nun deinen Geist kennen, damit ich ihn wie dieses Auge hier bewahre! Hierauf sagte er mir: Seit meiner Geburt haben mir die Sterndeuter gesagt, mein Geist werde durch die Hand eines menschlichen Prinzen vernichtet werden, darum nahm ich ihn, legte ihn in den Kropf eines Sperlings, sperrte diesen in eine Büchse und die Büchse in sieben Schachteln, die Schachteln in sieben Kisten, die Kisten in einen marmornen Behälter, und diesen begrub ich an der Küste dieses Meeres, das von jedem Land entfernt ist, und wohin kein Mensch kommen kann. Ich wiederhole dir aber: sage es niemand, es bleibt ein Geheimnis zwischen dir und mir! Ich antwortete ihm: Wer kommt denn zu mir oder sieht mich außer dir, dass ich's ihm sagen sollte? Dann fuhr ich fort: Bei Gott! du hast deinen Geist an einen vortrefflichen Ort gelegt, wohin außer dir niemand gelangen kann; denn wie sollte jener Mensch (der Prinz) oder irgend jemand denselben entdecken können? Hierauf antwortete er: Der Prinz soll einen von Salomos Ringen, Friede sei mit ihm! am Finger haben; wenn er denselben auf die Oberfläche des Wassers und seine Hand darauf legt und spricht: Bei diesem Namen! du Seele jenes Geistes, komm herauf! so soll, wie mir die Sterndeuter sagten, der marmorne Sarg von selbst in die Höhe sich heben und samt den Kisten und Schachteln in Stücke gehen. Mit diesem Zeichen wird der Sperling aus der Büchse hervorkommen und alsdann erwürgt werden. Ich aber muss dann sterben.«

Seif Almuluk sagte: »Ich bin jener Prinz und hier ist Salomos Ring an meinem Finger; folge mir an das Meeresufer, damit wir sehen können, ob der Geist wahr gesprochen oder nicht!« Sie machten sich auf und gingen zusammen ans Meer. Dawlet Chatun blieb am Ufer stehen, Seif Almuluk aber legte den Ring aufs Wasser und sagte: »Bei den Namen, die auf diesem Ring sind, Geist des Sohnes des blauen Königs, komm hervor!« Sogleich fing das Meer an zu toben und der Behälter kam herauf; Seif Almuluk schlug ihn gegen einen Stein, dass er zerbrach, dann zerschmetterte er die Kisten und Schachteln, nahm den Sperling aus der Büchse und würgte ihn: darauf ging er zurück ins Schloss mit der Prinzessin und setzte sich neben sie auf den Thron' Während sie so dasaßen, stieg Staub auf und es erschien eine ungeheure Gestalt, die also sprach: »O Prinz! lass mich leben und schenke mir die Freiheit! ich werde dir zur Erfüllung deines Wunsches verhelfend Dawlet Chatun aber sagte zu Seif Almuluk: »Was stehst du hier lange müßig? Töte den Sperling, sonst wird der Verruchte auf uns eindringen, dir ihn wegnehmen und dich und mich umbringend Seif Almuluk erwürgte vollends den Sperling; der Geist aber stürzte vor der Tür des Schlosses nieder und wurde zu einem Haufen schwarzen Staubes. Dawlet Chatun sagte: »Nun wären wir von der Gewalt dieses Verruchten befreit, was aber fangen wir jetzt an?« Seif Almuluk sagte: »Wir müssen auf Gott vertrauen, der uns so heimgesucht, er wird uns leiten und unsere Rettung herbeiführen.« Dann raffte sich Seif Almuluk auf, hob mehrere Türen des Schlosses aus, welche von Aloe- und Sandelholz und mit goldenen und silbernen Nägeln beschlagen waren; dann zog er von den Vorhängen die Schnüre ab, die vom feinsten Hanf mit Baumfasern zusammengeflochten waren, band damit die Türen zusammen und machte mit Hilfe Dawlet Chatuns eine Art Floß daraus; dann schleppten sie zusammen dieses Floß ins Meer und befestigten es an Pfählen. Als dies geschehen war, kehrten sie ins Schloss zurück und trugen die goldenen Schüsseln und silbernen Platten, die Juwelen und Edelsteine, samt allem, was sonst im Schloss war, auf das Floß und bestiegen es im Vertrauen auf Gott. Zwei Stücke Holz dienten ihnen als Ruder; sie banden das Seil los und ruderten mit dem Floß mitten ins Meer, ohne zu wissen, wohin sie sich wenden sollten. Der Wind trieb das Floß vier Monate umher, bis endlich ihre Lebensmittel zu Ende waren. So oft Dawlet Chatun schlief, saß Seif Almuluk hinter ihr, und wenn dieser schlief, saß sie hinter ihm, und ein Schwert lag zwischen ihnen (d. h. sie berührten sich nicht.) Eine Nacht, als Seif Almuluk schlief und Dawlet Chatun wachte, bemerkte sie, wie das Floß sich dem Land näherte, und in einen Hafen lief, in welchem viele Schiffe lagen; wie sie nach demselben hinsah, hörte sie, wie ein Mann (es war der oberste Schiffskapitän) mit einigen Matrosen sprach, woraus sie Schloss, dass sie nun an ein bewohntes Land und an eine Stadt gekommen seien. Sie freute sich sehr, weckte Seif Almuluk aus dem Schlaf und sagte ihm: »Steh auf, frage den Schiffskapitän, der am Meer steht, wie dieser Ort heißt und was das für ein Hafen ist?« Seif Almuluk stand freudig auf und fragte: »Freund! wie heißt diese Stadt und dieser Hafen?« Der Hauptmann antwortete: »Du Lügengesicht, du Einfaltsbart, wenn du diese Stadt und diesen Hafen nicht kennst, wie bist du hierher gekommen?« Seif Almuluk antwortete: »Ich bin ein Fremder, der mit anderen Reisenden auf einem Schiff war, das Schiffbruch litt und unterging, ich allein habe mich auf einem Brett, das ich bestiegen, hierher gerettet; darum fragte ich dich; Fragen ist doch keine Schande!« Der Mann antwortete: »Diese Stadt heißt die Bewohnte, und dieser Hafen heißt der zwischen zwei Meeren.«

Als Dawlet Chatun dies hörte, freute sie sich und sagte: »O Seif Almuluk! höre die gute Botschaft, die Hilfe ist nahe, denn der König dieser Stadt ist mein Oheim und heißt Ali Almuluk (der höchste König): frage ihn einmal, ob es nicht so ist!« Da fragte ihn Seif Almuluk: »Heißt nicht der König dieser Stadt Ali Almuluk?« Der Kapitän antwortete ganz zornig: »Wie wunderlich bist du? Zuerst sagst du, du seiest niemals hierher gekommen, seiest ein Fremder, woher weißt du nun, wie diese Stadt und ihr König heißt?« Als Dawlet Chatun den Kapitän so sprechen hörte, erkannte sie ihn; er hieß Muin Arriasah (Helfer der Oberherrschaft); sie sagte zu Seif Almuluk: »Sage ihm: komm Muin Arriasah, deine Herrin will dich sprechen!« Seif Almuluk sprach diese Worte aus, worüber der Kapitän, als er das hörte, in den heftigsten Zorn geriet und sagte: »Du Hund! du Dieb! du bist gewiss ein Spion! Woher kennst du mich?« Er rief dann einem Matrosen zu: »Gib mir einen Eschenstock, damit ich zu diesem Unreinen gehe und ihm den Hirnschädel einschlage, weil er so verrückt schwatzt!« Man gab dem Kapitän einen Stock, womit er drohend auf das Floß zuging, als er auf einmal ein herrliches, wunderbares Geschöpf erblickte; sein Verstand kam in Verwirrung, endlich bemerkte er, dass es ein Mädchen, strahlend wie die Sonne, war. Er fragte Seif Almuluk: »Was hast du da für ein Mädchen bei dir?« Er antwortete: »Sie heißt Dawlet Chatun.« Da fiel der Kapitän in Ohnmacht, wie er ihre Stimme erkannte; denn er wusste, dass es die Stimme der Nichte seines Königs war. Als er wieder zu sich gekommen war, bestieg er sein Pferd, ritt in die Stadt nach dem königlichen Schloss und sagte dem Diener: »Melde dem König, Muin Arriasah habe eine gute Botschaft zu überbringen, die ihn erfreuen werde.« Als der Diener dies meldete, gab der König dem Kapitän die Erlaubnis, hereinzukommen. Muin Arriasah ging hinein, küsste die Erde und sagte: »König! ich bringe dir die Nachricht, dass deine Nichte Dawlet Chatun soeben ganz wohl auf einem Floß, in Gesellschaft eines jungen Mannes, der schön ist wie der Mond in der vierzehnten Nacht, in den Hafen eingelaufen ist.« Wie der König dies vernahm, freute er sich sehr, machte dem Kapitän reiche Geschenke und ließ die Stadt wegen der glücklichen Ankunft seiner Nichte festlich schmücken. Kaum waren sie in der Stadt angekommen, so schickte der König Boten zu seinem Bruder Tadj Almuluk (Krone der Könige), der sogleich zu seiner Tochter kam und einige Zeit mit ihr bei seinem Bruder blieb; dann nahm er seine Tochter und Seif Almuluk mit sich, und sie reisten zusammen nach Serendib, dem Lande ihres Vaters. Dawlet Chatun sah ihre Mutter wieder und hatte große Freude an ihr. Alle Trauer war vorüber und es wurden alle möglichen Festlichkeiten begangen. Der König erzeigte Seif Almuluk viele Ehre und sprach zu ihm: »Du hast mir und meiner Tochter so viel Gutes erwiesen, dass ich dich nie genug dafür belohnen kann, nur der Herr der Welten kann es dir vergelten. Mein Wunsch ist, dass du an meiner Stelle den Thron besteigst und über Indien herrschest; ich schenke dir mein Reich, meine Schätze, meine Diener und alles, was ich besitze.« Seif Almuluk verbeugte sich, küsste dankbar die Erde vor ihm und sagte: »O König der Erde! Es sei, als habe ich alles von dir angenommen und dir es dann wieder zurückgegeben; denn, Herr, ich strebe weder nach einem Königreich noch nach Herrschermacht: mein einziger Wunsch vor Gott ist, dass er mich zu meinem Ziel gelangen lasse.« Der König sprach dann zu seinen Leuten: »Alle meine Schätze gehören Seif Almuluk, gebt ihm was er verlangt, ohne mich deshalb zu befragen!« Seif Almuluk sagte: »Ich möchte mich einmal in der Stadt umsehen, auf den Plätzen und Märkten.« Als der König dies hörte, ließ er Pferde satteln und Seif Almuluk ritt in die Stadt und durchzog die Bazare. Er sah daselbst einen jungen Mann mit einem Kleid in der Hand, das er um fünfzehn Dinare ausrief. Er fand ihn seinem Freund Said sehr ähnlich, ja er war es selbst, nur erkannte ihn Seif Almuluk nicht gleich, weil seine Züge durch die lange Trennung und große Reise verändert waren. Er rief seinen Mamelucken zu: »Ergreift diesen jungen Mann, führt in ins Schloss und bewahrt ihn daselbst, bis ich von meinem Spazierritt zurückkehre!« Diese glaubten, er habe gesagt: Führt ihn ins Gefängnis! und dachten: es wird wohl ein ihm entflohener Mameluck sein. Sie ergriffen ihn daher, führten ihn ins Gefängnis, fesselten und verließen ihn. Als Seif Almuluk vom Spazierritt ins Schloss zurückkehrte, dachte er nicht mehr an Said und die Mamelucken, die ihn festgenommen hatten, erinnerten ihn auch nicht an denselben, so dass Said im Gefängnis blieb, und mit den übrigen Gefangenen zur Zwangsarbeit geschickt wurde. Said machte sich über diese schändliche Behandlung allerhand Gedanken. Seif Almuluk gab sich unterdessen allerlei Zerstreuungen hin, bis er sich eines Tages seiner erinnerte und die Mamelucken fragte: »Wo ist der, den ihr mit euch genommen habt?« Sie antworteten: »Hast du uns nicht geheißen, ihn ins Gefängnis zu führen?« Seif Almuluk versetzte: »Meine Wille war bloß, dass ihr ihn ins Schloss bringt.« Es wurden sogleich einige Kammerherren und Emire abgeschickt, die Said gefesselt vor Seif Almuluk brachten. Dieser sagte ihm: »Junger Mann, aus weichem Lande bist du?« Er antwortete: »ich bin aus Ägypten und heiße Said, Sohn des Wesirs Fares.« Als Seif Almuluk dies hörte, sprang er vom Thron herunter, fiel Said um den Hals und weinte heftig vor Freude. Dann sagte er: »O mein Bruder! o Said! du lebst und ich sehe dich wieder; ich bin dein Bruder Seif Almuluk, Sohn des Königs Assem!« Sie hielten sich eine Weile umschlungen und weinten, die Mamelucken aber sahen erstaunt zu. Dann ließ Seif Almuluk Said ins Bad bringen und ihm kostbare Kleider anlegen. Als dies geschehen war, führte man ihn in den Divan zu seinem Bruder, der ihn neben sich auf den Thron sitzen ließ, und Said freute sich sehr des Wiedersehens. Sie unterhielten sich über ihre Abenteuer. Seif Almuluk erzählte alles, was ihm zugestoßen, von Anfang bis zu Ende; dann sprach Said: O mein Bruder! Sobald das Schiff unterging, bestieg ich mit einigen Mamelucken ein Brett, auf dem wir einen vollen Monat umhertrieben. Dann warf uns der Sturm mit dem Willen des erhabenen Gottes auf eine Insel. Wir stiegen hungrig ans Land, gingen zwischen den Bäumen herum und aßen von ihren Früchten. Da kam auf einmal ein Herde Volk gleich Teufeln über uns her; sie stiegen auf unsere Schultern und sagten: »Lauft nur zu, ihr seid nun unsere Esel!« Ich sagte dem der mich bestieg: »Wer bist du, und warum reitest du auf mir?« Er schlang den einen Fuß um meinen Hals, drückte mich so sehr, dass ich fast starb, und schlug mich so heftig mit dem anderen Fuß auf den Rücken, dass ich glaubte, er breche mich mitten durch; ich fiel zur Erde auf mein Gesicht, denn ich hatte vor Hunger und Müdigkeit von der Reise gar keine Kraft mehr. Wie er merkte, dass ich hungrig war, nahm er mich an der Hand, führte mich unter einen Baum, der viele Früchte hatte, und sagte mir: »iss von diesen Früchten!« Ich aß, bis ich satt war, und ging wieder gezwungen weiter. Ich war aber nur ein paar Schritte weitergegangen, da stieg er wieder auf meine Schultern, und ich musste bald gehen, bald laufen; er aber lachte und sprach: »Ich habe in meinem Leben kein so gutes Lasttier gehabt.« So blieben wir mehrere Jahre lang bei ihnen. Eines Tages sahen wir viele Weinberge mit Trauben; wir sammelten davon, füllten eine Grube damit und traten die Beeren mit den Füßen, bis jene wie ein großer Wasserteich aussah; die Sonne schien darauf und es wurde Wein daraus. Wir tranken so viel davon, bis wir berauscht waren und unsere Gesichter ganz rot wurden. Da fingen wir an zu singen, zu springen und zu tanzen. Sie fragten: »Was habt ihr, dass ihr so rot seid, so singt und tanzt?« Wir antworteten: »Was habt ihr danach zu fragen: Was wollt ihr von uns?« Sie versetzten: »Sagt es uns! wir wollen es sehen!« Wir erwiderten: »Das ist der Wein.« Sie sagten: »Gebt uns davon zu trinken!« Wir aber antworteten: »Es sind keine Trauben mehr vorrätig.« Da führten sie uns in ein Tal, wir wissen nicht wie lang, noch wie breit, weder wo es anfängt, noch wo es endet, ganz voll mit Reben, von denen jede Traube einen Zentner schwer und leicht zu pflücken war. Sie sagten: »Sammelt von diesen!« Wir sammelten viele davon, füllten damit einen Zuber, größer als ein Teich, traten sie mit Füßen und ließen sie so einen ganzen Monat lang gären, bis sie zu Wein wurden. Wir sagten ihnen: »Nun ist der Wein reif, woraus wollt ihr trinken?« Sie antworteten: »Wir hatten Esel, wie ihr seid, die, als sie alt wurden, starben. Wir aßen ihr Fleisch; noch haben wir aber ihre Schädel: gebt uns daraus zu trinken!« Sie führten uns dann in Höhlen, wo viele Menschengebeine lagen; wir nahmen einige Schädel, gaben ihnen daraus zu trinken und dachten bei uns: Nicht genug, dass sie auf uns reiten, sie fressen uns auch noch nach unserm Tode. Wir sagten zueinander: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Wir füllten nun einen Menschenschädel mit Wein und reichten ihn ihnen. Nachdem sie ihn ausgetrunken hatten, riefen sie aus: »Das ist bitter.« Wir erwiderten: »Warum sagt ihr, das ist bitter? wer so sagt und nicht wenigstens zehnmal so viel trinkt, der muss noch an dem nämlichen Tage sterben.« Sie fürchteten sich vor dem Tode und sagten: »So gebt uns noch mehr zu trinken!« So tranken sie, bis der Wein ihnen schmeckte und sie betäubt waren, verlangten aber immer mehr. Zuletzt wurden sie so berauscht, dass sie sich nicht mehr auf uns festhalten konnten. Als wir dies merkten, liefen wir so lange in der Hitze und in der frischen Luft herum, bis sie der Schlaf überfiel und sie sich niederlegen wollten. Wir aber sagten: »lasst uns immerzu laufen«, und wir liefen mit ihnen so lange, bis sie auf unsern Schultern einschliefen und ihre Füße ganz locker um unsern Hals hingen. Wir luden sie alsdann ab, legten sie zusammen, sammelten viel Holz von Weinreben, legten es um sie herum und bedeckten sie damit. Dasselbe zündeten wir an und blieben in der Ferne stehen, um zuzusehen. In einem Augenblick flammte das Holz hoch auf; sie verbrannten alle und wurden zu einem Haufen Asche, und keiner von ihnen entkam. Wir dankten Gott für unsere Rettung, verließen die Insel, gingen ans Meeresufer und trennten uns voneinander. Ich ging mit zwei Mamelucken in einen großen Wald, wo wir Früchte aßen. Da kam eine große Gestalt mit langem Kinn und langen Ohren, mit Augen wie Fackeln; sie hatte eine große Herde vor sich, die sie weidete. Als sie uns sah, hieß sie uns willkommen, freute sich mit uns und sagte: »Kommt zu mir, ich will euch eins von diesen Schafen schlachten und braten, und es euch zu essen geben.« Wir sagten: »Wo wohnst du denn?« Der Riese antwortete: »In einer Höhle, deren Öffnung ihr finden werdet, sowie ihr um den Berg dieser Insel herumgeht. Geht nur hin, dort findet ihr viele Gäste, die euch gleichen!« Wir glaubten, er sagt die Wahrheit und gehöre zu den aufrichtigen Menschen; wir suchten daher die Höhle auf.

Als wir hineinkamen, sahen wir Menschen darin, die uns glichen, sie waren aber alle blind. Als wir uns zu ihnen gesellten, sagte einer von ihnen: »Ich bin krank«, ein anderer: »Ich bin schwach.« Wir befragten sie darum. Sie antworteten: »Auch ihr kommt, unser Los zu teilen! Wie seid ihr in die Gewalt dieses Verruchten gekommen? Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Das ist ein Werwolf, der die Menschen frisst.« Wir fragten: »Wie hat er euch blind gemacht?« Sie antworteten: »Auch euch wird er sogleich mit einem Becher Milch blind machen. Er wird euch sagen: Ihr kommt von der Reise, trinkt diese Milch, bis ich euch das Fleisch brate und es euch bringe; sowie ihr alsdann die Milch trinken werdet, wird das Licht eurer Augen erlöschen.« Ich dachte: hier kann ich nur durch List entkommen. Ich grub eine Vertiefung in den Boden, und nach einer Weile kam der Verruchte zur Tür herein mit drei Bechern Milch. Er reichte mir einen davon und denen, die mit mir gekommen waren, und sagte: »Ihr seid durstig von der Reise, nehmt diese Milch und trinkt einstweilen, bis ich euch das Fleisch brate.« Ich nahm den Becher, führte ihn an den Mund und goss ihn in die Vertiefung, fuhr dann mit den Händen an die Augen und schrie: »Ich habe meine Augen verlorene und weinte; er aber lachte und sagte: »O Said! nun bist du auch wie diese geworden, die in der Höhle sind!« denn der Verruchte glaubte, auch ich sei nun blind, wie es meine beiden Begleiter wirklich geworden. Der Verruchte stand dann sogleich auf, Schloss die Türe der Höhle und fühlte meine Rippen an; da er mich aber sehr mager und abgezehrt fand, wandte er sich zu einem andern, der fetter war, schlachtete drei Schafe, zog ihnen das Fell ab, brachte einen Spieß, an dem er sie zusammen briet, und aß sie; zuletzt nahm er einen Schlauch mit Wein, trank ihn aus, legte sich aufs Gesicht und schnarchte. Als ich dies sah, dachte ich bei mir: wie kann ich ihn umbringen? In dem Augenblick bemerkte ich zwei eiserne Spieße am Feuer, die davon glühend wie feurige Kohlen waren. Ich machte mich rüstig auf, nahm die beiden Spieße vom Feuer und stieß mit aller Kraft in seine Augen. Aus Liebe zum Leben sprang er schnell auf und wollte mich festhalten, ich aber entfloh mitten in die Höhle. Er lief mir nach, am Ende wusste ich nicht, wie ich ihm entrinnen sollte, denn die Höhle war mit einem Stein verschlossen; da fragte ich die anwesenden Blinden: »Was soll ich gegen diesen Verruchten anfangen?« Einer von ihnen erwiderte: »Spring auf dies Fenster, dort findest du ein kupfernes Schwert; nimm es und wir wollen dir darin sagen, was du damit tun sollst; schlag ihn nur damit auf die Mitte des Leibes, so wird er sogleich sterben.« Ich sprang, gestärkt durch die Macht und Größe Gottes, aufs Fenster, nahm das Schwert, sprang wieder herunter und ging auf ihn zu. Das Verfolgen hatte ihn jedoch schon sehr ermüdet. Da er keine Augen mehr hatte, so wollte er eben die Blinden töten. Ich schlug ihn mit dem Schwerte, und er fiel in zwei Stücke gespalten auf den Boden. Er schrie laut auf, und rief: »O Mann! töte mich ganz, gib mir noch einen Hieb!« Ich wollte ihm noch einen Schlag auf den Hals geben, als mir der Mann, der mir das Rettungsmittel angegeben hatte, zurief: »Schlage ihn nicht mehr, sonst kehrt er ins Leben zurück und wird uns alle umbringen! Ich befolgte den Rat dieses Mannes, und der Verruchte starb bald darauf. Der Mann sprach weiter: Öffne nun die Pforten der Höhle, vielleicht wird uns Gott dazu helfen, dass wir einmal aus diesem Ort befreit werden.« Ich sagte: »Nun ist alles Böse vorüber, wir wollen hier ausruhen, uns von diesen Schafen nähren und den Wein trinken.« Wir verwerten noch zwei Monate an diesem Ort, aßen von den Schafen und tranken von dem Wein; auch kosteten wir die Früchte, die hier wuchsen, bis wir eines Tages ein großes Schiff in der Ferne sahen. Wir gaben ihm ein Zeichen und riefen laut. Die Schiffsleute aber fürchteten sich vor diesem Verruchten, den sie als einen Werwolf auf dieser Insel kannten, und gaben uns kein Gehör. Wir winkten ihnen immerzu und schrieen: »Der Verruchte ist tot, kommt und nehmet seine Herde und was er sonst besitzt.« Endlich nahte sich ein Trupp Matrosen in einem Nachen und stieg ans Land. Wir führten sie zu diesem Verruchten; sie aber nahmen, als sie sahen, dass er tot war, alle Kleider und alles Geld, das in der Höhle war, samt den Schafen; auch sammelten sie Früchte auf lange Zeit. Wir stiegen dann mit ihnen auf das Schiff, und sie brachten uns hierher, wo ich eine gut regierte Stadt fand, die von braven Leuten bewohnt wird; ich ließ mich hier nieder, und lebe nun schon seit sieben Jahren als Makler; gepriesen sei Gott, der ein solches Ende herbeigeführt! Mein einziger Kummer war, nicht zu wissen, wo du lebst und was aus dir geworden ist; ich betete zu dem allmächtigen Gott, er möge mich bis zu unserem Wiedersehen leben lassen: mein Herz ist nun ganz der Freude offen, seit der Allmächtige mich mit dir vereinigt hat.«

Seif Almuluk stand jetzt auf, ging ins Harem zu Dawlet Chatun und sagte zu ihr: »Herrin, wo bleibt das Versprechen, das du mir im festen Schloss gegeben? Hast du mir nicht gesagt: wenn ich zu den Meinigen zurückgekehrt sein werde, so will ich mein möglichstes tun, um dein Verlangen zu stillen?« Sie antwortete: »So habe ich gesagt, und bin auch bereit, zu gehorchen.« Nach diesen Worten stand sie auf, ging zu ihrer Mutter und sprach zu ihr: »O Mutter! komm, wir wollen uns schön putzen und dann Räucherwerk anzünden, damit Badial Djamal mit ihrer Mutter komme und sich freue, mich wieder zu sehen.« Die Mutter sagte: »Tue das, meine Tochter.«

Dawlet Chatuns Mutter ging in den Garten und zündete Räucherwerk an; nach einer guten Weile kamen die Ersehnten alle in den Garten und schlugen ihre Zelte da auf. Dawlet Chatuns Mutter unterhielt sich mit Badial Djamals Mutter und erzählte ihr die glückliche Rückkehr ihrer Tochter; diese aber freute sich, ihre Schwester Badial Djamal zu sehen. Sie waren beide glücklich im Wiedersehen; es wurden Tische gedeckt und köstliche Speisen zubereitet. Dawlet Chatun saß allein auf einem Thron mit Badial Djamal; sie aßen und tranken, und ihre Heiterkeit wuchs; Dawlet Chatun aber sprach: »O meine Schwester! wie unfreundlich ist die Trennung und wie schön das Wiedersehen, ganz wie der Dichter sagt:

»Der Trennungstag hat mein Herz zerschnitten, Gott zerschneide das Herz des Trennungstages; hätte uns die Trennung möglich geschienen, so wären wir ihr nie verfallenen!«

Dann fuhr sie fort: »Ich war viele Jahre lang allein in einem festen Schloss und weinte Tag und Nacht, alle meine Gedanken waren bei dir, meiner Mutter, meinem Vater und allen den Meinigen; nunmehr seid ihr mir, gelobt sei Gott, alle wieder geschenkte Badial Djamal fragte: »Und wie bist du dem gewalttätigen Tyrannen, dem Sohn des blauen Königs, entkommend Hierauf erzählte Dawlet Chatun alles, was ihr mit Seif Almuluk auf der Reise widerfahren, was er für Schrecken und Gefahren ausgestanden, ehe er in dieses Schloss gekommen; wie er den Sohn des blauen Königs getötet, die Tore des Schlosses ausgehoben habe, um daraus ein Floß und Ruder zu machen, usw., bis sie hier ankamen. Badial Diamal wunderte sich sehr über Seif Almuluks Taten, und sagte: »Bei Gott! das ist ein tüchtiger Mann, doch warum hat er seinen Vater und seine Mutter verlassen, um so viel zu leiden?« Dawlet Chatun antwortete: »Ich will dir den Grund von allem sagen und mich nicht vor dir schämen.« Badial Djamal versetzte: »O meine Schwester! wir teilen ja viele Geheimnisse einander mit, du verlangst doch gewiss nur Gutes für mich: was hast du dich also zu schämen? was hast du mir zu verbergen? Sag mir nur alles und verhehle mir nichts!« Da sagte Dawlet Chatun: »Bei Gott! nur deinetwillen ist diesem Armen so viel Unglück begegnete - »Wieso, meine Schwester?«

»Er hat dein Bild auf einem Kleid gesehen, das dein Vater an Salomo, Sohn Davids, geschickt, von dem hat es König Assem, Seif Almuluks Vater, mit anderen Geschenken erhalten, und seinem Sohne Seif Almuluk geschenkt. Sobald dieser das Kleid auseinanderlegte, um es zu betrachten, sah er dein Bild, verliebte sich in dasselbe, ging fort, um dich aufzusuchen, und erlitt darüber all dieses Übel.« Da sagte Badial Djamal, deren Wangen vor Scham schon rot geworden: »Bei Gott! das kann nicht sein! ein Mensch kann sich mit keinem Geist vereinigend Dawlet Chatun beschrieb ihr dann seine Schönheit, seine Anmut und Gewandtheit, und setzte hinzu: »Um Gottes und um meinetwillen, ich will ihn dir zeigen, folge mir!« Badial Djamal antwortete: »Bei Gott, meine Schwester, verschone mich mit diesen Reden! gib ihm keine Antwort, denn ich mag ihn nicht.« Abermals schilderte ihn Dawlet Chatun als den schönsten Mann in der Welt, küsste flehend die Füße Badial Djamals, und sprach: »Bei der Milch, die uns beide ernährt hat! bei der Schrift, die auf Salomos Siegel ist! Friede sei mit ihm! du musst mir Gehör geben, denn ich habe ihm im festen Schloss versprochen und geschworen, dass ich dich ihm zeigen werde. Nun beschwöre ich dich bei Gott! lass mich meines Eides willen dich ihm nur einmal zeigen, und sieh ihn nur einmal an!« Sie weinte und bat so lange, küsste ihr Hände und Füße, bis sie einwilligte und sagte: »Um deinetwillen will ich ihm erlauben, einen Blick auf mein Gesicht zu werfen.« Dawlet Chatun wurde hierauf ganz munter, küsste ihr Hände und Haupt, und ging ins Schloss, wo sie den Dienern befahl, das Gartenschloss herzurichten. Sie setzten einen schönen goldenen Thron hinein, und bereiteten den Wein in goldenen Gefäßen.' Dawlet Chatun ging zu Said und Seif Almuluk, und meldete letzterem die Erfüllung seines Wunsches; sie sagte ihm. »Geh mit deinem Bruder in den Garten und verbergt euch im Schloss, dass euch niemand sehe, bis Badial Djamal kommen wird!« Diese standen auf und gingen an den Ort, den sie ihnen angewiesen. Seif Almuluk küsste Dawlet Chatuns Stirn und freute sich sehr. Wie sie in den Garten kamen, sahen sie den goldenen Thron aufgerichtet, mit golddurchwirkten Kissen, und goldene Trinkgefäße. Sie fingen an zu essen und zu trinken. Seif Almuluks Brust war jedoch beengt; er dachte an seine Geliebte, und sein ganzes Herz war erfüllt von Liebe und Sehnsucht. Er verließ das Schloss, und sagte zu Said: »Bleibe du nur sitzen, und folge mir nicht!« Mit diesen Worten ging er ganz liebestrunken und sehnsuchtsvoll in den Garten, und sprach folgende Verse:

»O Badial Djamal! ich habe niemanden außer dir, habe Mitleid mit dem, der in Liebe zu dir glüht; du bist der Gegenstand meines Flehens, meiner Wünsche und meiner Freuden, mein Herz verschmäht jede andere Liebe als die deinige. Ich durchwache die ganze Nacht und meine Augen weinen. wüsste ich doch, ob dir meine Tränen nicht verborgen geblieben? Unaufhörlich fließen Tränen über meine Wangen im Grame nieder, ob ich jemals deine Einwilligung erhalten werde. Alsdann wünsche ich, dass der Schlaf meine Augen zudrücke, weil ich hoffe, dich im Traume zu sehen. Gott vermehre deine Freude und deinen Glanz; müsste auch die ganze Welt dein Lösegeld werden. Die Herde der Liebenden ist unter meinem Panier, die der Schönheit unter dem deinigen.«

Er weinte und sprach noch folgende Verse:

»O Badial Djamal! du bist mein Leben und das Geheimnis, das mein Herz bewahrt! Wenn ich den Mund öffne, so spreche ich nur von dir, und wenn ich schweige, so bist du mein Gedanke. Ich will von der Welt nur deine Nähe und Einwilligung; bei Gott, nichts anderes kommt mir in den Sinn! In meinem Herzen ist ein Feuer, dessen Flamme immer zunimmt; ich suche meinen Zustand zu verbergen, und mein Gram wächst immer. Ich sehne mich nach dir, und nach keiner andern; ich wünsche unsere Vereinigung, und schwer lastet die Sehnsucht auf mir. Wirst du nicht bemitleiden den, dessen Körper die Liebe so abgezehrt, der ganz entstellt worden mit krankem Herzen? O, werde zärtlich, mild und freigebig! nichts kann dich mir ersetzen, ich werde stets nur deiner gedenken!«

»O meine Gebieterin! O Badial Djamal! o du vollkommene Schönheit! erbarme dich doch deines Sklaven, der schon so viel um dich geweint, der Vater und Mutter verlassen hat, der immer wacht und den der Schlaf flieht; habe Mitleid mit dem, der die Nächte schlaflos und den Tag in Verwirrung zubringt!« Zuletzt sprach er noch im heftigsten Schmerze folgende Verse:

»Bei Gott! die Sonne geht für mich weder auf, noch unter, weil mein Herz und mein Sinn mit Badial Djamal beschäftigt sind. Ich besuche keine Gesellschaft, ohne mit meinen Genossen von dir zu sprechen. Wenn ich im Durste Wasser trinke, so sehe ich immer dein Bild im Becher!«

Seif Almuluk lief dann lange im Garten umher, und ließ sich endlich bei einem Wasserrad unter einem Baum nieder und schlief. Badial Djamal aber hatte sich mit Dawlet Chatun unterhalten, Seif Almuluk gesehen, und seine Jugend, Schönheit, Anmut, Wuchs und Ebenmaß bewundert; schon wie sie ihn hörte, fing sie an, ihn zu lieben, wie der Dichter sagt:

»Sehr oft lieben die Ohren vor den Augen.«

Badial Djamal saß in ihrem Zelt mit ihren Sklavinnen und Dienern, und sah Seif Almuluk mit Verwunderung zu; sie berauschte sich in Liebe und Sehnsucht, die ihr Herz erfüllten und sprach: »Bei Gott! ich bin entschlossen, sogleich bei der klaren Nacht zu Seif Almuluk zu gehen, um in der Nähe zu sehen, ob er so ist, wie ihn Dawlet Chatun beschrieben hat; finde ich ihn so, so bleibe ich bei ihm, um mit ihm zu leben, und betrachte ihn als mein Los in dieser Welt. Ist er nicht so, wie er mir beschrieben worden, so werfe ich ihn aus meinem Sinne und denke nie mehr an ihn.« Mit diesen Worten stand sie auf, sagte ihren Sklavinnen, niemand solle ihr folgen und keine von hier weichen, bis sie wiederkehre. Sie trat in den Garten, bis sie zum Wasserrad kam, wo sie Seif Almuluk auf dem Boden liegend fand, berauscht von Wein und Liebe. Sie erkannte ihn nach der Beschreibung Dawlet Chatuns, setzte sich ihm zu Kopfe, sah ihm ins Gesicht, und ihre Liebe wurde immer heftiger; ihre Tränen flossen reichlich, sie seufzte und schluchzte, und sprach folgende Verse:

»O du! der die Nacht verschläft, Schlaf ist den Liebenden verboten; wer lieben will, muss auch den Schlaf meiden.«

Seif Almuluk schlief immerfort, Badial Djamal aber weinte und jammerte. Da fiel ein Tropfen von ihren Tränen auf Seif Almuluks Wangen, der davon erwachte und Badial Djamal neben sich sah; er erkannte sie und sprach weinend folgende Verse:

»Meine Tränen mögen mir als Entschuldigung bei dir dienen, und dir das Geheimnis meines Herzens entdecken. Die Freude hat dasselbe so überströmt, dass ich weinen muss vor übergroßer Wonne. Ich sah einen Mond über den Zweigen eines Ban gehen, und verlor aus Liebe Mut und Geduld. Das Innerste meines Herzens tobte vor zurückgedrängter Liebe, welche die Wolken meiner Augen verhüllten. Ihre Augen sind schwarz, wohlduftend ist ihr Mund, ihre Äpfelwangen sind wie Anemonen. Aus Liebe und Sehnsucht rief ich aus: Nur sie will ich, nichts kann sie mir aus dem Herzen reißen! Bei Gott! ich beschwöre dich! o du, der nichts bei mir gleichkommt! du mein Geist und meine Freude! bei der Anmut deiner Wangen, weiß und rot gemischt, bei dem Zauber und der Farbe deiner Augen, bei den biegsamen Zweigen deines Wuchses, schmähe nicht den Unseligen, den der. Liebesschmerz vernichtet, von dessen vergänglichem Körper nur noch ein kleiner Rest übrig geblieben; das ist alles, um was ich, nach deinem Lobe, bitte, und nun habe ich, so weit meine Kräfte reichen, meine Pflicht erfüllt.«

Er rezitierte noch folgende Verse:

»Friede sei mit dir und werde dein Führer! das Edle neigte sich immer zum Edlen hin; Friede sei mit dir! möchte ich nie dein Bild vermissen! In meinem Herzen nimmst du einen großen Raum und hohen Rang ein; mich verzehrt die Eifersucht und der Gedanke an dich; jeder Liebende leidet für seine Geliebte. Höre nicht auf, deinem Freund hold zu sein, denn er stirbt vor Sehnsucht: sein Herz ist liebeskrank. Gebeugt schaue ich zu den Sternen der Nacht, und mein Herz ist einer langen Pein hingegeben. Keine Geduld und keine Anstrengung hilft mehr, ich werde immerfort sagen: Der Friede Gottes sei mit dir zu jeder Zeit! Dies der Gruß eines schwer belasteten Liebenden.«

Dann rezitierte er noch folgende Verse:

»Wenn ich je, o Gebieterin! nach einer anderen verlangt habe, so möge ich nie meinen Wunsch nach dir erfüllt sehen! Wer vereint so wie du alles Schöne in sich, dass ich mich außer durch dich wieder erheben könnte? Fern sei von mir, dass ich jemals eine andre liebe, da um deinetwillen mein Herz und meine Eingeweide hingewelkt sind.«

Als Seif Almuluk diese Verse vollendet hatte, weinte er. Badial Djamal aber sprach: »O Prinz! ich fürchte, wenn ich mich dir ganz hingebe, ich möchte keine treue Gegenliebe bei dir finden: denn die Menschen sind selten treu, es herrscht viel Verrat und Bosheit unter ihnen. Sogar unser Herr Salomo hat Balkis aus Liebe geheiratet, und sie dann einer anderen wegen wieder verlassen.« Seif Almuluk antwortete: »Mein Herz! mein Auge! mein Geist! der erhabene Gott hat nicht alle Menschen gleich geschaffen. Ich werde, so Gott will, dir immer treu bleiben und zu deinen Füßen sterben; du wirst dich von der Wahrheit dessen überzeugen. Gott bürgt dir für meine Worte, er hört mich.« Da sprach Badial Djamal: »So sitze aufrecht, und schwöre nach deinem Glauben mir Treue bei Gott, der den Verräter bestrafen wird.« Seif Almuluk setzte sich aufrecht, ebenso Badial Djamal: sie ergriffen sich die Hände und schworen niemanden sonst, weder von den Menschen, noch von den Djinnen, zu lieben. Sie hielten sich eine Weile umarmt und küssten sich im höchsten Entzücken.

Nach diesem Schwur stand Seif Almuluk auf und ging weg; Badial Djamal erwartete ihn mit einer Sklavin, die einige Speisen und Wein trug. Als er wieder kam, stand sie auf und grüßte ihn, sie umarmten und küssten sich, aßen und tranken eine Weile. Dann sagte Badial Djamal: »O Prinz! wenn du in den Garten Irem trittst, so wirst du daselbst ein großes Zelt aufgerichtet sehen, von rotem Atlas, und rings umher mit roter Seide, die Pfeiler sind von Gold; geh hinein, du findest daselbst eine Alte auf einem goldenen Thron, und unter dem Thron steht ein goldener Schemel; wenn du hineinkommst, so grüße mit Anstand und Würde, nimm ihre Pantoffeln, küsse sie und lege sie zuerst auf deinen Kopf, dann unter deinen rechten Arm, und bleibe schweigend vor ihr stehen mit gebeugtem Haupt. Wenn sie dich fragt, wo du herkommst, wer du seiest und wie du zu ihr gelangt, wer dich dahin gebracht, und warum du so mit den Pantoffeln tust, so schweige nur; diese Sklavin wird mit ihr sprechen und ihr Herz durch ihre Worte zu gewinnen suchen, vielleicht wird Gott es dir zuneigen, so dass sie dir deinen Willen gewährt.«

Sie rief dann eine ihrer Sklavinnen, welche Murdjana hieß, und sagte ihr: »Ich beschwöre dich bei unserer Liebe, verrichte heute ohne Säumen ein Geschäft für mich, dann bist du auf immer zum Wohlgefallen Gottes frei; du wirst dann geehrt werden und mir am nächsten stehen. Dir allein will ich mein Geheimnis anvertrauen Murdjana sagte: »O meine Gebieterin! Licht meiner Augen! sage mir nur deine Angelegenheit, ich will sie, bei meinen Augen! besorgen.« Badial Djamal versetzte: »Trage diesen Menschen auf deinen Schultern nach dem Garten Irem, ins Zelt meiner Mutter, und grüße sie. Wenn nun dieser Mensch die Pantoffeln nimmt, sich damit ihr dienstbar macht, und sie ihn fragt: woher bist du? wer bist du? wer hat dich hierher gebracht, und warum tust du so mit diesen Pantoffeln? und was willst du von mir? so gehe du schnell hinein, grüße sie und sage: »O meine Gebieterin! ich habe diesen jungen Mann hierher gebracht, er ist der Sohn des Königs von Ägypten, der in das feste Schloss gedrungen, den Sohn des blauen Königs umgebracht, Dawlet Chatun befreit und unbeschädigt ihrem Vater zurückgebracht hat; man hat ihn dir geschickt, damit du ihn sehest, die gute Nachricht von ihm hörest, und ihm Wohltaten erzeigest; bei Gott, meine Gebieterin! ist er nicht ein hübscher Junge? Wenn sie dann: Ja! antwortet, so sage: Er besitzt alle guten Eigenschaften, ist sehr tapfer, ist Beherrscher und König von Ägypten, und umfasst alle schönen Tugenden. Wenn sie dann fragt: Was will er? so antworte: Meine Gebieterin lässt dich grüßen und dir sagen: Wie lange willst du deine Tochter noch ledig ohne Gemahl lassen? wie lange soll sie noch allein betrübt leben? warum speicherst du sie wie Korn auf und verheiratest sie nicht, solange du noch lebst, wie es andere Mütter mit ihren Töchtern tun? Hierauf wird sie dir antworten: Was soll ich tun? sobald sie jemanden kennt, den sie liebt, so erkläre ich, dass ich mich ihrem Willen nicht widersetzen werde; sage dann: O meine Gebieterin! du hast deine Tochter dem Herrn Salomo, Friede sei mit ihm! verheiraten wollen, er hat aber keinen Gefallen an ihr, und hat das Kleid dem König von Ägypten geschickt, der es seinem Sohn geschenkt hat. Als dieser es öffnete und ihr Bild sah, liebte er sie so heftig, dass er sein Königreich, seinen Vater, seine Mutter und die ganze Welt verließ mit allem, was darauf ist, und in der Welt herumwanderte, um sie aufzusuchen; er hatte allerlei Gefahr und Schrecknisse ertragen, bis er in das feste Schloss kam, wo er den Sohn des blauen Königs getötet, und Dawlet Chatun, die Schwester meiner Gebieterin, ihren Leuten wieder zurückgebracht; sie hat dann alles so veranstaltet, bis er hierher gekommen; du siehst nun, wie schön und liebenswürdig er ist! das Herz deiner Tochter hängt an ihm, wenn du also willst, so gib ihr ihn zum Gemahl; er ist ja ein sehr hübscher Junge und König von Ägypten, und ihr könnt keinen Bessern finden. Wenn ihr sie diesem Jüngling nicht geben wollt, wird sie sich umbringen, und nie mehr, weder einen Menschen noch einen Djinn, heiraten. Tu nun alles, o meine gute Murdjana! um ihre Einwilligung zu erhalten; und wenn sie einwilligt, so bist du zur Ehre Gottes frei; sprich zu ihr mit Schonung, vielleicht willfährt sie meinem Wunsch, dann wird mir niemand teurer sein als du.« Murdjana antwortete: »O meine Gebieterin! bei meinem Haupt und meinen Augen! ich werde dir dienen und nach deinem Willen handeln.« Mit diesen Worten ergriff sie Seif Almuluk, nahm ihn auf die Schultern, und sagte: »O Prinz, schließe deine Augen!« Seif Almuluk Schloss seine Augen, und nach einer guten Weile sagte sie ihm: »O Prinz, öffne deine Augen!« Er öffnete seine Augen und sah den Garten Irem vor sich. Die Sklavin aber sagte: »Geh in dieses Zelt und fürchte nichts!« Er ging ins Zelt und erwähnte Gottes Namen, hob die Augen auf und sah die Alte auf dem Thron sitzen, von vielen Sklavinnen umgeben; er grüßte sie mit Anstand und Würde, nahm die Pantoffeln, küsste sie und legte sie unter seinen rechten Arm und blieb mit gebeugtem Haupte stehen. Da sagte die Alte: »Wer bist du? aus welchem Lande? wer hat dich hier hergebracht? warum erweisest du dich so dienstbar? und womit kann ich dir nützen?« Als sie dieses fragte, trat Murdjana herein, grüßte untertänig, und sprach: »O meine Gebieterin! ich habe diesen jungen Mann hier hergebracht, er ist's, der in das feste Schloss gegangen, den Sohn des blauen Königs umgebracht, die Prinzessin Dawlet Chatun befreit und als Jungfrau unbeschädigt zu ihren Eltern zurückgebracht hat; er ist ein verehrter König, Sohn des Königs von Ägypten, tapfer, tugendhaft und sehr liebenswürdig; man schickt ihn dir, damit du ihn sehest. Bei Gott, meine Gebieterin! ist er nicht ein anmutiger Junge, von schönen Manieren und hübscher Gestalt!« Sie antwortete: »Jawohl, bei Gott!« Nun fing Murdjana an so zu reden, wie es ihr Badial Djamal aufgetragen. Als die Alte dies hörte, geriet sie in Zorn und schrie: »Wann hat sich je ein Mensch mit einem Djinn gepaart?« Als dies Seif Almuluk hörte, sprach er: »Ich will mich mit einem Djinn vereinigen, ich werde dein Diener sein, an deinen Toren sterben, und ihr stete Treue bewahren; du wirst dich einst von der Wahrheit meiner Worte und von meiner Liebe überzeugen, so Gott will.« Die Alte saß in sich gekehrt eine Weile mit gebeugtem Haupte da, endlich hob sie den Kopf in die Höhe, und sagte: »O Jüngling! wirst du dein Versprechen treu bewahren?« Seif Almuluk sagte: »Ja! bei dem, der die Erde ausgedehnt und die Himmel erhoben hat! ich will meinem Versprechen treu bleiben.« Da sagte die Alte: »Nun, im Namen Gottes! so gewähre ich dir deinen Wunsch, so Gott will. Geh nun, ruhe dich aus, unterhalte dich im Garten und iss von den Früchten, derengleichen sich nicht auf der Welt finden! ich will nach meinem Sohn Schahban schicken und mit ihm reden; er wird mir gewiss nicht ungehorsam sein, und sich meinem Willen nicht widersetzen; du sollst dann, bei meinem und meiner Kinder Leben, meine Zustimmung zu deiner Heirat mit Badial Djamal haben; so Gott will, soll sie deine Gattin und du ihr Gatte werden.«

Seif Almuluk stand auf, küsste voll Dankgefühl der Alten die Hand, und ging in den Garten. Sie aber wandte sich zu Murdjana und sagte ihr: »Geh und sieh dich einmal um, in welchen Gegenden sich mein Sohn Schahban aufhält, und bring ihn hierher.« Murdjana ging aus, um ihn zu suchen, und brachte ihn der Alten. Seif Almuluk hielt sich unterdessen im Garten auf. Da kamen fünf Djinnen von den Leuten des blauen Königs; als sie ihn sahen, sagten sie: »Wer hat diesen da hier hergebracht? gewiss hat kein anderer als er den Sohn unseres Herrn erschlagen, kommt, wir wollen ihn näher betrachten, und sehen, ob wir ihn überlisten können.« Sie gingen ganz leise nach der Seite des Gartens, wo Seif Almuluk war, setzten sich zu ihm und sagten: »O schöner Jüngling! du hat das deinige getan, um den Sohn des blauen Königs zu erschlagen und Dawlet Chatun von diesem bösen Hund zu befreien; ohne dich wäre sie nicht frei geworden, obschon sie die Tochter des Königs von Serendib ist. Doch wie fingst du es an, ihn zu erschlagend Seif Almuluk, der sie für Bewohner des Gartens hielt, antwortete: »Ich habe ihn mit dem Siegelring, der an meinem Finger ist, umgebrachte Als sie nun ihrer Sache gewiss waren, griffen ihn zwei an den Füßen, zwei am Kopf und einer hielt ihm den Mund zu, damit er nicht schreien und man ihm zu Hilfe kommen könne. So flogen sie mit ihm fort zum blauen König, legten ihn vor ihm nieder und sagten: »O König der Zeit! wir haben den Mörder deines Sohnes gefundener Er fragte: »Wo ist er?« Sie antworteten: »Dieser hier.« Der blaue König fragte ihn: »Wie hast du meinen Sohn umgebracht? und warum?« Seif Almuluk antwortete: »Wegen seiner Ungerechtigkeit und Gewalttat, denn er hat Prinzessinnen entführt, sie in ein festes Schloss gebracht, von ihrer Familie getrennt und ihre Keuschheit verletzt; darum habe ich ihn mit dem Siegelringe, den ich hier am Finger trage, getötet; Gott möge deswegen seinen Geist in die Hölle sperren und ihm einen schlechten Platz einräumend Als der blaue König gewiss war, dass dieser seinen Sohn umgebracht hatte, ließ er alle Wesire und Großen seines Reichs zusammenkommen, und sagte ihnen: »Hier ist der Mörder meines Sohnes: auf welche Weise soll ich ihn nun töten? sagt mir, welche Pein ihm beschieden werden soll!« Der Großwezir sagte: »Schneide ihm jeden Tag ein Glied ab!« Ein anderer sagte: »lass ihn jeden Tag tüchtig prügeln!« Ein anderer: »Schneide ihm alle Finger ab und verbrenne sie im Feuer!« Ein anderer: »Haue ihn mitten entzweien Ein anderer: »Schlage ihm den Kopf ab!« Jeder gab seine Meinung. Nun hatte aber der blaue König einen sehr alten, verständigen Emir, den er in allen Reichsangelegenheiten zu Rate zog, der immer von ihm befolgt wurde; dieser küsste die Erde und fragte: »O König der Zeit! o mein Sohn! wirst du meine Worte hören, und versprichst du mir Sicherheit, wenn ich dir meine Meinung sage?« Der König antwortete: »Sprich ohne Furcht!« Da hob der Wesir an: »O König! wenn du meinem Rat folgst, so bringst du diesen Mann nicht um; er ist ja in deiner Macht als Gefangener, und stets in deinen Händen, wenn du ihn umbringen willst. Da er nämlich in den Garten Irem gekommen ist, so weiß man dort von ihm, und der König Schahban wird seiner Schwester willen ihn von dir fordern lassen, und mit seinen Truppen dich überfallen, denen du nicht widerstehen kannst.« -

Was nun die Mutter Badial Djamals betrifft, so hatte sie, als ihr Sohn Schahban gekommen war, die Sklavin nach Seif Almuluk in den Garten geschickt; als diese aber überall suchte und ihn nicht fand, fragte sie die Leute, die im Garten waren, nach ihm; sie hatten ihn aber nicht gesehen. Doch zuletzt sagte einer: »Ich habe einen Menschen unter einem Baume gesehen, als sich fünf Mamelucken des blauen Königs zu ihm herunterließen und sich mit ihm unterhielten; dann trugen sie ihn fort, hielten ihm den Mund zu, und flogen mit ihm davon.«

Als die Alte dies hörte, geriet sie in heftigen Zorn und sagte zu ihrem Sohn Schahban: »Du bist König, und gleich mir noch beim Leben, und doch kommen die Mamelucken des blauen Königs in unsern Garten und gehen unangetastet mit unserem Gaste davon?« Er antwortete: »O meine Mutter! der ist ein Mensch, der den Sohn des blauen Königs umgebracht, nun hat ihn Gott in seine Gewalt gegeben; er ist ein Djinn und ich auch; soll ich um eines Menschen willen zu ihm gehen, Krieg mit ihm führen und Zwietracht zwischen uns stiften?« Die Alte aber sagte: »Bei Gott! du musst ihn bekriegen und unsern Sohn, unsere Gast von ihm fordern. Lebt er noch, so muss er ihn dir überliefern und du bringst ihn hierher; hat er ihn aber umgebracht, so nimm den blauen König und seine Söhne und bring ihn her, dass ich ihn mit eigener Hand töte und seine Wohnung verwüste; tust du das nicht, so bist du der Milch, die dich genährt, und der Erziehung, die ich dir gegeben, unwürdig!« Schahban machte sich aus Ehrfurcht vor seiner Mutter, weil sie es wünschte, und weil es von Ewigkeit her so bestimmt war, auf, ließ seine Truppen ausrücken, und zog am folgenden Tag zu einer mörderischen Schlacht mit den Truppen des blauen Königs aus, bis letztere geschlagen und die übrigen nebst dem König und den Großen des Reichs gefangen und gefesselt vor den König Schahban gebracht wurden. Er fragte den König: »O sag an! wo ist der Mensch, mein Gast?« Er antwortete: »O Schahban! du bist ein Djinn und ich auch, verfährst du somit mir wegen eines Menschen, der meinen Sohn erschlagen hat, das Innerste meines Herzens, meinen Geist? Darum übst du solche Feindschaft gegen mich und vergießest das Blut so vieler Djinnen?« Schahban versetzte: »Weißt du nicht, dass in den Augen Gottes ein Mensch besser ist, als tausend Djinnen? lass nun diese Reden! lebt er noch, so bringe ihn her, und ich lasse dich und alle die deinigen frei ziehen; hast du ihn aber getötet, so werde ich dich töten und dein Haus verwüsten!« Der blaue König sagte: »O König! er hat mir Böses getan, er hat meinen Sohn umgebrachte Schahban aber erwiderte: »Dein Sohn war ein Tyrann, er hat Prinzessinnen entführt, sie in ein festes Schloss gebracht und ihre Keuschheit verletzten Da sagte der blaue König: »Nun, er ist hier, stifte Frieden zwischen uns!« Schahban versöhnte sie miteinander, und der blaue König beschenkte Seif Almuluk und schrieb ihm einen Freibrief wegen des Mordes an seinem Sohnes, und es wurden drei Tage lang große Mahlzeiten gegeben. Dann nahm er (Schahban) Seif Almuluk und brachte ihn seiner Mutter, die sich sehr darüber freute. Auch Schahban fand Wohlgefallen an ihm, nachdem ihm die Alte seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählt hatte, und sagte: »Er gefällt mir, nimm ihn, geh mit ihm nach Serendib feiere dort beider Hochzeitsfest; denn sie ist schön und er ist es auch, und er hat ihretwillen so viel und Gefahr ausgestanden.« Sie reiste mit ihren Sklavinnen nach Serendib, wo sie in den Garten gingen, der Dawlet Chatuns Mutter gehörte. Als sie Badial Djamal sah, vereinigte sie sich mit ihnen im Zelt. Die Alte erzählte alles, was ihm widerfahren, von Anfang bis zu Ende, wie er beinahe als Gefangener des blauen Königs gestorben wäre; alles wie schon erzählt worden. Sie waren alle sehr erstaunt darüber. Dann ließ Dawlet Tatuns Vater alle Großen des Reichs zusammenkommen, zwischen Badial Djamal und Seif Almuluk wurde der Ehekontrakt geschlossen, wozu die Djausch riefen: »Gesegnet, er verdient es!« Sie streuten Gold und Silber auf Seif Almuluks Haupt, machten ihm große Geschenke und brachten das Essen. Seif Almuluk stand auf, küsste die Erde vor Tadj Almuluk, und sagte: »O König der Zeit! ich habe nur noch einen Wunsch, versage mir ihn nicht!« Tadj Almuluk sagte: »Bei Gott! forderst du mein Königreich und mein Leben, so verweigere ich sie dir nicht, so viel Gutes hast du mir erwiesen.« Da sagte Seif Almuluk: »Ich wünsche, dass du Dawlet Chatun mit meinem Bruder Said verheiratest, wir werden so alle zusammen deine Diener sein.« Der König antwortete: »Ich bin bereit, zu gehorchend ließ die Großen des Reichs kommen, und den Ehekontrakt zwischen seiner Tochter und Said schreiben, auch ließ er die Hauptstadt herrlich ausschmücken; es wurde ein Fest gefeiert, und Seif Almuluk und Said heirateten in einer Nacht ihre Frauen. Nachdem Badial Djamal vierzig Tage mit Seif Almuluk im Schloss verweilte, fragte ihn Tadj Almuluk: »O König! bleibt in deinem Herzen noch ein Bedauern übrig?« Er antwortete: »Ich habe alles erlangt, es bleibt mir kein anderer Wunsch als der, meine Eltern in Ägypten wieder zu sehen, und zu wissen, ob sie wohl sind.« Einige Bewaffnete bekamen hierauf den Auftrag, sie nach Ägypten zu führen. Seif Almuluk kam zu seinem Vater und zu seiner Mutter, und ebenso Said, und blieben drei Jahre bei ihnen; dann nahmen sie Abschied und sie gingen wieder nach Seredib zurück. Seif Almuluk und Said lebten mit ihren Frauen höchst glücklich, bis der Zerstörer aller Freuden und der Trenner jeder Vereinigung sie heimsuchte; dann starben sie als Muselmänner, gelobt sei Gott, der Herr der Welten!

Der arme Fischer und der Beherrscher der Gläubigen