[swahili, "Geschichte, Legende"]

Garun, Garun, fahl ist mir der Schädel

Einmal wohnte ein Ehepaar auf einem Bauernhof, und es wird nichts davon gesagt, wie sie oder der Hof hießen. Sie heilten zwei Dienstboten, einen Knecht und eine Magd; er hieß Sigurd und sie Gudrun. Sigurd hatte ein Auge auf Gudrun geworfen und wollte sie heiraten; sie mochte aber um nichts in der Welt bei ihm bleiben.

An einem Weihnachtsabend ritten sie beide zur Kirche und hatten ein Pferd, das ihnen der Bauer geliehen hatte, und zeitweise ritten sie zu zweit darauf. Und als sie so dahin ritten, fing Sigurd an zu reden und sagte zu Gudrun: »Ob wir wohl nächste Weihnachten wieder so zusammen reiten?«

Sie sagte, das würde nicht geschehen. Sie stritten dann noch ein bisschen darüber, bis er sagte: »Wir werden in einem Jahr am Weihnachtsabend zusammen reiten, ob du willst oder nicht.«

Danach hörten sie mit ihrer Unterhaltung auf, und von ihrem Ritt ist für diesmal nichts weiter zu berichten.

Gegen Ende dieses Winters wurde Sigurd von einer Krankheit ergriffen, an der er starb, und er wurde zur Kirche gebracht und dort begraben.

Nun vergeht das Jahr bis Weihnachten im nächsten Winter. Und als der Weihnachtsabend kommt, machen sich die Bauersleute fertig zum Kirchgang und bieten Gudrun an, mit ihnen zu gehen, aber sie will das nicht und sagt, sie möchte daheim bleiben, und so geschah es. Als die anderen weg geritten sind, kehrt sie das Haus und ordnet alles so, wie es ihr am besten scheint. Darauf zündet sie eine Kerze an, nimmt sich dann einen Mantel und legt ihn sich nur über die Schulter, fährt aber nicht in die Ärmel. Als sie das getan hat, setzt sie sich nieder und liest in einem Buch.

Als sie eine kleine Weile gelesen hat, hört sie etwas an die Tür klopfen. Sie nimmt das Licht in die Hand und geht zur Tür. Da sieht sie ein Gespenst in Menschengestalt draußen stehen und ein Pferd mit Reitzeug, und sie merkt, dass es das Reitpferd des Pfarrers ist.

Der Ankömmling redet sie an und sagt, nun solle sie kommen und mit ihm reiten. Sie meint zu erkennen, dass da ihr Bekannter Sigurd gekommen ist. Sie setzt nun das Licht zur Seite und geht hinaus. Er fragt sie, ob er sie auf das Pferd steigen lassen soll. Dazu braucht sie seine Hilfe nicht, sagt sie und steigt allein auf das Pferd, aber da ist er auch schon oben und sitzt vor ihr. Sie reiten nun den Weg zur Kirche, und keiner spricht ein Wort zum anderen. Aber als sie eine Weile geritten waren, sprach er: »Garun, Garun, fahl ist mir der Schädel.«

Sie antwortet: »Sei still, armer Kerl, und reite weiter.«

Es wird nicht erzählt, dass sie noch mehr geredet hätten, bis sie zur Kirche kommen. Er hält irgendwo auf dem Friedhof an, und sie steigen beide vom Pferd. Da sprach er: Warte, warte, Garun, Garun,
bis ich bringe Faxi, Faxi
ostwärts vor das Gatter, Gatter.

Darauf verschwindet er mit dem Pferde, sie aber rennt über den Kirchhof zur Kirchentür, doch gerade als sie in die Kirche hinein will, packt sie etwas von hinten am Mantel, aber der Mantel hing ihr nur lose über den Schultern, und so war es nur der Mantel, der zurückgerissen wurde, aber Gudrun entkam in die Kirche und fiel vornüber auf den Boden und verlor die Besinnung.

Das geschah gerade zu der Zeit, als der Gottesdienst seinen Höhepunkt erreichte. Nun stürzten die Leute zu Gudrun und versuchten, sie wieder zum Leben zu bringen. Man trug sie in das Haus und begoss sie mit Wasser. Nach einer Zeit erholte sie sich wieder und erzählte alles, was geschehen war und wie sie hierher gekommen war. Da ging man zum Pferdestall, um nach des Pfarrers Pferd zu sehen. Man fand es tot, und alle Knochen waren ihm gebrochen, und die Haut war vom Rücken weggerissen. Vor der Kirchentür fanden die Leute noch Reste von dem Mantel; er war ganz in Stücke gerissen, und die Fetzen waren weitum verstreut.

Später bestattete man Sigurd so, dass er danach Ruhe hatte.

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