[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Steine von Crowza

St. Just war es müde, wenig zu tun zu haben, außer dem Beten für die Zinnarbeiter und Fischer, und so machte er sich von seiner Wohnung in Penwith auf zu einem Besuch bei dem gastfreundlichen St. Keverne, der seine Einsiedelei an einer gut ausgesuchten Stelle angelegt hatte, nicht weit vom Vorgebirge Lizard entfernt. Die heiligen Brüder ergötzten sich miteinander, und bei reichlichem Essen und herzhaftem Trinken verbrachten sie die Zeit recht angenehm. St. Just schwelgte dann, aus einem prächtigen Kelch die köstlichsten Weine zu trinken, und er beneidete St. Keverne um den Besitz eines Pokals von solch seltenem Wert. Wieder und wieder trank er St. Keverne zu: ihr heiliges Band der Brüderlichkeit sei für immer und ewig, der Himmel müsse die Reinheit ihrer Freundschaft bezeugen, und sie wollten für die Welt ein Beispiel geistlicher Liebe werden. Es kam die Zeit, da St. Just das Gefühl hatte, er müsse zu seiner Herde zurückkehren, und er wiederholte aufs neue seine Schwüre und bat St. Keverne, einen Gegenbesuch zu machen, und verließ ihn - wobei St. Keverne seinem guten Bruder manch einen Segensspruch nachsandte.

Der Heilige aus dem Westen hatte seinen Bruder im Süden noch nicht viele Stunden verlassen, da vermisste dieser seinen Pokal. Er suchte emsig in jedem Winkel seiner Wohnung, aber er konnte den Becher nicht finden. Zuletzt blieb St. Keverne nichts anderes übrig, er musste annehmen, dass ihm sein Freund aus dem Westen den Schatz geraubt hatte. Jemand, in den er solches Vertrauen gesetzt hatte, jemand, dem er sein Herz offenbart und unbegrenzte Gastfreundschaft erwiesen hatte, der hatte sich so verräterisch verhalten können - das war zuviel für die Gelassenheit des heiligen Mannes. Sein Zorn war über die Maßen groß.

Als der erste Ausbruch vorüber war und die Vernunft wieder die Herrschaft übernahm, überlegte St. Keverne, das klügste wäre, den Dieb zu verfolgen, ihn ohne weitere Umstände zu bestrafen und den Becher zurückzuholen. Dem Gedanken folgte ein fester Entschluss, und St. Keverne machte sich auch schon an die Verfolgung von St. Just. Als er über die Crowza Höhe kam, zogen einige der Blöcke von »Eisengestein«, die dort über die Oberfläche verstreut sind, seinen Blick auf sich, und sogleich erwischte er ein paar von diesen Felsbröcklein, steckte sie in seine Taschen und hastete weiter.

Als er sich Tre-men-keverne näherte, erspähte er St. Just. St. Keverne steigerte sich in eine rasende Wut und mühte sich mit immer größerer Geschwindigkeit den Hügel hinauf und rief dabei den heiligen Dieb an. Der setzte einige Zeit mit der gut gespielten Ruhe eines unschuldigen Gewissens seinen Weg fort.

St. Keverne rief lang und laut St. Just zu, er solle stehen bleiben, aber der war taub für alle Rufe dieser Art - er ging weiter, beschleunigte jedoch seine Schritte ein wenig. Schließlich gelangt St. Keverne auf Steinwurfweite an den heuchlerischen Missetäter heran, und er hieß ihn einen Dieb und fügte noch einige der erlesensten Beinamen aus seinem heiligen Wortschatz hinzu. Dabei holte er einen Stein aus der Tasche und ließ ihn hinter St. Just hersausen. Der Stein fiel an St. Justs Seite schwer zu Boden und überzeugte ihn, dass er es mit einem unangenehmen Feind zu tun hatte und dass er am klügsten daran täte, seine Beine zu brauchen. Leise löste er den Kelch, den er an seinem Gürtel befestigt hatte, und ließ ihn zu Boden fallen.

Dann, immer noch so, als wisse er nichts von seinem Verfolger, fing er an so schnell zu laufen, wie sein gewichtiger Leib nur von seinen Beinen getragen werden konnte. St. Keverne kam dorthin, wo sein Becher im Sonnenlicht glitzerte. Er hatte seinen Schatz wiedererlangt, von seinem falschen Freund würde nichts Gutes zu erwarten sein, und er war jämmerlich abgehetzt von seinem langen Laufen. Daher nahm er die Steine aus seinen Taschen, einen nach dem andern, und er zielte leidlich und schleuderte sie hinter dem entweichenden Missetäter her, und während er wegging, verfluchte er ihn.

Die Brocken blieben dort, wo sie niedergefallen waren. Dieses Gestein ist in jeder Hinsicht anders beschaffen als alles übrige rundum, aber es sind deutlich die Crowza-Steine, und sie bestätigen die Wahrheit der Legende, und ihr Gewicht - ein jeder hat einige hundert Pfund - erweisen die Kraft der riesenhaften Heiligen.

Man hat vielfache Versuche unternommen, um diese Steine zu entfernen. Tagsüber können sie leicht genug fortgeschafft werden, aber während der Nacht kehren sie immer wieder an die Stelle zurück, an der sie heute ruhen.