[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die kleinen Trolle

Man soll nicht glauben, dass alle Trolle böse waren oder noch sind. Es gibt die kleineren in großer Zahl. Sicherlich waren auch sie manchmal ein wenig boshaft, freuten sich diebisch, wenn sie die Menschen necken konnten. Und doch sind sie, obwohl ihnen der Schalk im Nacken sitzt, liebenswerte Geschöpfe. Es kann ohne weiteres sein, dass irgendeiner von uns so einen Troll im Hause hat, ohne es zu wissen. Wenn man in dem Land, in dem sie beheimatet sind durch den Wald geht, gibt es viele kleine Hügelchen, so, als hätte ein Maulwurf hier die Erde aufgeworfen. Aber sie sind mit Gras bewachsen. Unter einigen hält sich möglicherweise ein Troll verborgen. Hin und wieder hebt sich so ein Grasbüschel und er lugt hervor. Denn im Grunde genommen sind diese liebenswerten Geschöpfe furchtbar neugierig. Bei Katrin und Christopher, die ein Gehöft im Gulbrandstal hatten, scheinen sich gleich mehrere Trolle eingenistet zu haben. Es konnte passieren, dass in der Küche, obwohl sich niemand darin aufhielt, ein Deckel vom Kochtopf fiel. Hier war sicher ein Troll so neugierig gewesen und wollte sehen, was in dem Topf war. Oder aber sie verstecken irgendwelche Gegenstände, die man dringend braucht aber nicht zu finden sind. So erging es Katrin einmal, als sie Christophers Wintersocken stopfte. Sie ging kurz aus der Stube, da die Haustüre im Winde klapperte. Als sie zurückkam, war das Stopfholz verschwunden. Am folgenden Tag wollte sie gerade die Zimmerpflanzen, die in großen Töpfen auf der Fensterbank standen, gießen. Da entdeckte sie in einem davon ihr Stopfholz, der dastand, wie einen Pilz im Walde. Über den Streich eines ihrer Trolle, denn nur so einer war es gewesen, konnte sie nicht böse sein. Ein anderes mal war Christopher an der Reihe. Er liebte es, am Abend nach getaner Arbeit in der Stube zu sitzen und seine geliebte Pfeife zu rauchen. Doch heute musste er auf dieses Vergnügen verzichten. Die Pfeife war nicht auf dem Ständer und auch sonst konnte er suchen wo immer er wollte. Sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Am nächsten Morgen wollte Katrin den Kanarienvogel füttern. Als sie das Tuch vom Käfig nahm, was lag darin? Christophers verschwundene Pfeife. Der Vogel beäugte sie ganz erstaunt. Wahrscheinlich war es auch ihm ein Rätsel, wie das Ding in seinem Käfig kam. Der Mann aber lachte aus vollem Herzen, wusste er doch, wen er den Streich, den man ihm gespielt, zu verdanken hatte. Wie gutmütig und hilfsbereit sie sein konnten, zeigte sich, als Marder und Füchse, ja sogar Wölfe die Gegend unsicher machten. Vor allem im Winter, wenn der Boden steinhart gefroren und der Schnee meterhoch lag. Das Kleintier und die Feldhasen lagen in dem tiefgegrabenen Erdhöhlen und waren für die Raubtiere unerreichbar. So versuchten sie, Hühner und Enten zu stehlen. Die Wölfe holten sich, wenn sie der Hunger arg quälte, sogar ein Schaf aus dem Stall. Das alles geschah meist nachts. Bis Christopher mit seiner Schrotflinte zum Stall gerannt kam, war es meist zu spät. Das konnten die Trolle aber nicht zulassen. Sie versteckten sich im Stroh und wenn einer der Diebsgesellen in ihre Nähe kam, sprangen sie ihn an, zwickten ihn und zerkratzten seine Nase. Das tat natürlich höllisch weh. Langsam sprach es sich unter den wilden Tieren herum, dass die Trolle schützend ihre Hände über den Hof mit seinen Bewohnern hielten. Nur die Wölfe ließen sich nicht davon abhalten, hin und wieder ein Schaf zu holen. Da hatten die schlauen Trolle, die den Wölfen kraft mäßig unterlegen waren, vor allem, da die Tiere in Rudeln kamen, einen großartigen Einfall. Nachdem Christopher und Katrin am Abend den Stall verlassen hatten, streuten sie spitze Nägel in großer Menge auf den Boden und versteckten scharfkantige Steine vor dem Tor zum Stall unter dem Schnee. Als sich die Wölfe vorsichtig anschlichen, erlebten sie eine böse Überraschung. Die ersten, die kamen, zerschnitten sich die Pfoten. Das schmerzte teuflisch und sie heulten laut auf. Dadurch waren die nachfolgenden gewarnt. Aber sie wollten nicht aufgeben, der Hunger war eben größer als die Angst. So sprangen sie in einen großen Satz in den Stall und mitten hinein in die spitzen Nägel. Die drangen tief ein und nun humpelte die ganze Meute heulend davon. Es dauerte lange, bis sie die Nägel mit ihren Zähnen herausgezogen hatten und die Wunden verheilt waren. Seitdem machten alle Wildtiere einen großen Bogen um das Gehöft, selbst wenn der Hunger sie noch so plagte. Mit den Trollen, die einen Hof beschützten, war, wie sich zeigte, nicht gut Kirschen essen.