[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Hyäne und das Opfermahl

Einem Mann war die Mutter gestorben. Um ihr ein Opfer zu bereiten, hatte der Mann eine Ziege gekauft, aber der Tag für das Opfer war noch nicht heran, und so suchte er jemanden, dem er die Ziege für drei Tage anvertrauen könnte. Wie er so vor sich hinging, lief ihm die Hyäne über den Weg. »He, Mann«, fragte sie, »wohin willst du denn mit deiner Ziege?«

»Meine Mutter ist gestorben«, erzählte der Mann, »und das Opfer für sie findet erst in ein paar Tagen statt. Was die Ziege betrifft, so suche ich jemanden, der sie die drei Tage für mich aufbewahrt.«

»Aber geh, mein Freund«, sprach da die Hyäne, »wenn ich da bin, willst du sie irgend jemandem geben? Lass sie bei mir!« Da ließ der Mann die Ziege bei der Hyäne.

Drei Tage später kam der Mann wieder. »Hyäne, es ist soweit, heute muss ich das Opfer für meine Mutter ausrichten, gib mir die Ziege.« Die Hyäne lief hierhin und lief dorthin, die Ziege fand sie nicht. »Findest du die Ziege nicht, werde ich dich töten!« drohte ihr der Mann. »Lass mich suchen«, antwortete die Hyäne. Sie suchte und suchte, aber die Ziege blieb verschwunden. Da griff sich der Mann die Hyäne und führte sie in den Wald, um sie zu töten. »Sammle Holz!« befahl er ihr, »damit wir dich töten und an Stelle der Ziege als Opfermahl zubereiten können.« Nun weinte die Hyäne: »Weh über mich! Weh über mich!« Das Erdhörnchen tauchte aus dem Gras auf und fragte: »Hyäne, warum weinst du?«

»Der Mann dort will mich töten, um für seine Mutter ein Opfermahl zu bereiten!« beklagte sich die Hyäne. Da sprach das Erdhörnchen: »Hyäne, auch wenn du es bist, wenn du etwas Dankbarkeit zeigtest, wollte ich dich schon retten.«

»Ach, Sohn meiner Mutter, rette mich!« flehte die Hyäne. Das Erdhörnchen sagte nun: »Wenn du das Feuerholz bündelst, steck mich mit hinein.« Die Hyäne tat, wie ihr geheißen. Und weiter sprach das Erdhörnchen: »Leg das Holzbündel dort ab, wo die Mutter des Mannes begraben ist.« Und auch das tat die Hyäne. Nun zog der Mann sein Messer, um die Hyäne zu schlachten. Er legte die Hyäne auf den Boden und wollte das Messer eben ansetzen, um ihr die Kehle durchzuschneiden, da hörte er eine Stimme aus dem Feuerholz: »Mein Sohn, wenn die richtigen Dinge für ein Opfer schon nicht vorhanden sind, diese schäbige Hyäne willst du für mich schlachten?« Da ließ der Mann die Hyäne laufen. »Nimm dein Holz und geh!« rief er ihr zu. Und die Hyäne ließ sich das nicht zweimal sagen.

Mit ihrem Bündel verschwand sie im Wald. Dort wollte sie nun das Erdhörnchen loswerden. Sie holte Feuer, riss Gras aus, blies das Feuer damit an und hielt es an das Holz. Das Erdhörnchen aber war längst aus dem Bündel geschlüpft. Es schnitt Oschar ab, schob ihn unter das Holz und verbarg sich, um zu beobachten, was die Hyäne nun tun würde. Die gab sich alle Mühe, bis das Feuer richtig brannte. Als die Flammen den Oschar erreichten, machte es »Pum!«. »Ei, das ist der üble Geruch seines Kotes«, meinte da die Hyäne. Und wieder machte es »Pum!«

»Ah, das werden wohl seine fetten Eingeweide sein«, sagte die Hyäne und zerrte das brennende Holz auseinander, steckte ein Stück Oschar in den Rachen und fing an zu spucken: »Ach, wie ist sein Fleisch bitter!« rief sie aus. Sie versuchte noch ein Stück und rief wieder: »Oh, das ist ja noch bitterer!« Sie spuckte und spuckte, und mit einem »Verdammt!« lief sie davon.

Das Erdhörnchen tauchte aus dem Gras auf: »Hyäne, ist das dein Dank?«

»Erdhörnchen, bist du das?« fragte die Hyäne zurück. Aber das Erdhörnchen verschwand wieder im Gras, und die Hyäne ging ihrer Wege.