[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Geschichte von einem vierjährigen Knaben

Drei Männer taten ihr gemeinsames Hab und Gut zusammen und führten ihre Geschäfte gemeinsam. Gemeinsam machten sie sich auch auf den Weg, um Handel zu treiben, und beschlossen, in einem Aul bei einer alten Frau zur Nacht zu bleiben. Dieser Frau vertrauten sie all ihr Geld zur Aufbewahrung an und trugen ihr auf, es ihnen nur gemeinsam zurückzugeben. Dann gingen sie zum Fluss, um zu baden und sich ihre Haare zu waschen. Sie hatten jedoch den Kamm vergessen, deshalb baten sie einen: »Geh zu der Alten und hole den Kamm!« Der machte sich auf, befahl aber der Frau, ihm das Geld herauszugeben. »Bei Allah, ich geb's nicht her, bevor ihr nicht zu dritt kommt«, widersetzte sich die Frau. Da bat der Mann: »Komm mit zum Fluss, und du wirst hören, dass sie sagen: Her damit!« Die Frau ging bis zu einer Stelle, von wo sie hören konnte, wie die anderen riefen: »Nun, her damit!« Da kehrte sie um und gab dem dritten das ganze Geld. Der machte sich sofort aus dem Staube. Da er so lange auf sich warten ließ, gingen die beiden anderen Freunde selbst zu der Frau und fragten: »Was hast du unserem Gefährten gegeben?«

»Das Geld.«

»Wir hatten ihm aufgetragen, den Kamm zu holen, du aber gabst ihm all unseren Besitz!« Sie brachten die alte Frau vor den Dibir. Als sie erzählten, was ihnen widerfahren war, sagte auch er, die Frau sei verpflichtet, den Männern das Geld zu ersetzen. Weinend und wehklagend kehrte die Frau in ihre Sakija zurück. Unterwegs begegnete sie einem vierjährigen Knaben. »Gibst du mir einen Sechser, wenn ich dir aus deiner Not helfe?« fragte er. Die Frau willigte ein.

Der Knabe riet ihr: »Geh noch einmal zum Dibir und sage, dass du das Geld der Männer hast. Sie mögen es sich bei dir abholen, aber unbedingt zu dritt, wie es die Abmachung vorsah. Sie haben dir doch selber anbefohlen, ihnen das Geld nur auszuhändigen, wenn sie alle drei kommen.« Die alte Frau ging zum Dibir zurück und sagte alles, wie es der Knabe geraten hatte. Die alte Frau gewann vor Gericht, der Knabe kam zu seinem Sechser, und der Dibir nahm ihn als Mutalim in seine geistliche Schule auf.