[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die gesattelte Hyäne

Eines Tages behauptete der Tukur, dass er die Hyäne zu seinem Pferd machen könne. Der Maulwurf hatte das gehört und hinterbrachte es ihr. Da trug die Hyäne ihm auf: »Bestell dem Tukur, er soll sich in fünf Tagen auf dem hohen Berg einfinden.« Der Maulwurf benachrichtigte den Tukur, und er erklärte, dass er kommen werde.

Nach fünf Tagen rief die Hyäne alle Tiere auf dem hohen Berg zusammen. Dort warteten sie auf den Tukur, aber der ließ sich nicht blicken. Schließlich verkündete die Hyäne, dass sie ihn holen wolle, und machte sich auch gleich auf den Weg.

Der Tukur, dem zu Ohren gekommen war, dass die Hyäne zu ihm unterwegs war, sprach zu seiner Frau: »Wenn die Hyäne nach mir fragt, sagst du, ich sei krank.« Nicht lange danach traf die Hyäne im Dorf des Tukurs ein und erkundigte sich nach ihm. »Der Tukur ist krank«, teilte ihr dessen Frau mit. Da trat die Hyäne ins Haus des Tukurs und mahnte ihn: »Die Zeit ist um!« Der Tukur klagte nun, dass er zu schwach sei und nicht gehen könne. »Macht nichts, ich werde dich tragen«, erbot sich da die Hyäne. Mühsam erhob sich der Tukur und meinte: »Gut wär's, wenn ich dich satteln und dir Zaumzeug anlegen würde.« Die Hyäne hatte nichts dagegen, und so sattelte der Tukur sie und legte ihr Zaumzeug an. Kaum war er damit fertig, begann der Tukur von neuem zu sprechen: »Meinen Mantel sollte ich anziehen, den Helm aufsetzen und die Sporen anlegen.« Auch dagegen erhob die Hyäne keinen Einwand, und so erschien der Tukur kurz darauf in dieser Aufmachung. »Aber eine Peitsche fehlt noch«, fügte er jetzt hinzu, »denn du wirst viel schneller laufen, wenn ich dich damit ein wenig traktiere.« Und so griff er nach seiner Peitsche, schwang sich auf den Rücken der Hyäne und schlug so heftig auf sie ein, dass die Hyäne schnell wie ein Pferd davonjagte. Bald hatten sie den Platz erreicht, auf dem die Tiere versammelt waren. Da stieß der Tukur der Hyäne die Sporen so tief in den Leib, dass die Hyäne sich aufbäumte und lief und lief - bis sie tot umfiel. Nun schleppte der Tukur die Hyäne in sein Haus, und der Tukur und seine Frau hatten eine reichliche Mahlzeit.