[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die faule Dondodzi

Vor langer Zeit lebte einmal ein Mädchen namens Dondodzi. Sie war sehr faul. Ihre Faulheit ging soweit, dass sie immer sagte: »Ich möchte einen Mann haben, der keinen Maisbrei isst, sondern vom Rauchen satt wird.« Viele junge Männer warben um Dondodzi, doch keiner hatte Glück, weil ihn das Rauchen allein nicht satt machte. Lange Zeit blieb Dondodzi allein, alle ihre jüngeren Schwestern waren längst verheiratet. Eines Tages kamen zwei junge Männer aus weiter Ferne, und niemand kannte sie. Sie gaben vor, dass sie keinen Maisbrei äßen und nur vom Rauchen lebten. Dondodzi willigte ein, einen von beiden zu heiraten. Nach der Hochzeit versammelten sich viele junge Mädchen, um die Braut zu ihrem neuen Heim zu begleiten. Sie begleiteten sie eine weite Strecke. Schließlich sagten die ersten: »Dondodzi, dein neues Heim ist uns zu weit entfernt, wir kehren um.« Die anderen liefen weiter, bis auch sie müde wurden. Nach und nach waren alle Begleiterinnen der Braut in kleinen Gruppen umgekehrt, nur noch Tschiwela, eine Verwandte von Dondodzi, blieb bei ihr. Endlich kamen sie zu dem Heim der beiden jungen Männer und stellten fest, dass es nur eine kleine Grashütte war und dass es in der Nähe keine Siedlung gab. Die Männer lebten von der Jagd. Jeden Abend kamen sie mit erlegten Tieren zurück. Wenn sie das Fleisch aßen, warfen sie die Knochen immer hinter die Hütte. Nachts hörten Dondodzi und Tschiwela, wie die Knochen abgenagt wurden, aber sie wussten nicht, wer sich an ihnen zu schaffen machte. Nachdem sie eine lange Zeit dort gelebt hatten, sagten die Männer eines Tages zu den jungen Frauen: »Morgen wollen wir zu unseren Eltern gehen. Schert euch die Haare und haltet euch bereit.« Bei Tagesanbruch gingen die Männer auf die Jagd und die Mädchen machten sich fertig. Während sie noch beschäftigt waren, kam ein großer Vogel herbei und setzte sich auf einen Termitenhügel. Er rief: »He, Dondodzi, gib mir Ölkerne, dann werde ich dir etwas erzählen.« Dondodzi hörte aber nicht. Da bat der Vogel Tschiwela um Ölkerne, und das Mädchen gab ihm welche. Nun forderte der Vogel Tschiwela auf, sie möge auf den Termitenhügel steigen und sehen, was in der Ferne herankomme. Tschiwela kletterte hinauf und sah, dass sich viele, viele Hyänen in einer Reihe gehend näherten. Der Vogel sagte: »Das sind die Männer von Dondodzi, sie wollen sie auffressen.« Dann bedeckte er Tschiwela mit seinen Fittichen. Als Dondodzi das gehört hatte, bat sie den Vogel, er solle sie ebenfalls unter seine Fittiche nehmen. Der Vogel weigerte sich, bis er sich schließlich durch die inständigen Bitten von Tschiwela erweichen ließ. Er nahm die Haare, die Dondodzi und Tschiwela abgeschnitten hatten, und warf sie auf die Umzäunung der Hütte. Als die Hyänen herangekommen waren, riefen sie: »He, Dondodzi, he, Tschiwela.« Da antworteten die Haare: »Hier!« Die Hyänen liefen hin und her, sahen aber nichts. Sie riefen noch einmal, und die Haare antworteten. Schließlich gaben es die Hyänen auf, die Mädchen zu suchen. Der Vogel erhob sich hoch in die Luft und flog mit den Mädchen zurück in ihr Dorf. Nachdem er angekommen war, setzte er sich auf einen großen Baum in der Mitte des Dorfes. Die Leute wunderten sich sehr, dass der Vogel so schwer war, der Baum war kurz vor dem Zusammenbrechen. Plötzlich aber kamen Dondodzi und Tschiwela unter seinen Flügeln hervor. Sie erzählten, dass der Vogel sie gerettet hatte, als die Hyänen sie fressen wollten. Da freuten sich alle über die Rettung der Mädchen, und der Häuptling veranstaltete für den Vogel ein großes Fest und schlachtete ihm zu Ehren einen Ochsen. Nach dem Fest kehrte der Vogel in seine Heimat zurück.