[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die drei Töchter des Königs von Lochlin

Es war einmal ein König in Lochlin, der hatte drei Töchter. Eines Tages gingen sie draußen spazieren. Da kamen drei Riesen und führten sie mit sich fort, und niemand wusste, wohin. Der König schickte nach seinem Wahrsager und fragte ihn, wo seine Töchter wären. Der Mann erzählte ihm, die drei Riesen hätten sie mit unter die Erde genommen. Um zu ihnen zu gelangen, brauche man ein Schiff, auf dem man zu Wasser und zu Lande segeln könne, Darum ließ der König im ganzen Land bekanntmachen, dass derjenige, der ein solches Schiff bauen könnte, die älteste Königstochter zur Frau erhalten sollte.

Es lebte damals eine Witwe mit ihren drei Söhnen. Eines Tages sprach der älteste zu seiner Mutter: »Back mir einen Kuchen und brat mir einen Hahn. Ich will hinaus in den Wald, Holz schlagen, denn ich möchte das Schiff bauen und die Königstöchter suchen.« Seine Mutter fragte ihn: »Was ist dir lieber, ein großer Kuchen und ein Fluch von mir oder ein kleiner Kuchen und dazu mein Segen?«

»Gib mir einen großen Kuchen, denn bevor ich das Schiff gebaut habe, wird er klein genug sein.« Er bekam, was er wollte, und ging davon.

Bald gelangte er zu einem großen Wald, den ein Fluss durchschnitt. Am Ufer setzte er sich nieder und öffnete seinen Beutel. Eine große Wasserfrau tauchte aus den Fluten auf und bat ihn um ein Stück von seinem Kuchen. Er antwortete, dass er ihr auch nicht ein Bröckchen geben könnte, denn er hätte selbst nicht genug. Dann begann er Holz zu schlagen. Aber jeder Baum, den er fällte, stand alsbald wieder aufrecht auf seiner Wurzel, und das ging so weiter, bis die Nacht kam. Als es ganz dunkel war, zog der Bursche traurig nach Haus. Seine Mutter fragte ihn: »Wie ist es dir ergangen, Sohn?«

»Sehr schlecht«, antwortete er, »denn jeder Baum, den ich schlug, stand alsbald wieder aufrecht auf seiner Wurzel.«

Ein oder zwei Tage später sagte der mittlere Sohn, dass er nun in den Wald gehen wollte. Er bat seine Mutter, ihm einen Kuchen zu backen und einen Hahn zu braten. Auch er ließ sich den großen Kuchen geben, und es war bei ihm nicht anders als bei seinem älteren Bruder.

Bald danach wollte der jüngste ausziehen und verlangte auch Kuchen und Fleisch. Die Mutter stellte ihm die gleiche Frage wie seinen zwei Brüdern. Er jedoch nahm den kleinen Kuchen. Wieder tauchte die Flußfrau auf und wollte ein Stück von seinem Kuchen und seinem Hahn haben. Sie erhielt von beidem ihr Teil. Als sie gegessen hatte, sprach sie: »Ich weiß ebenso wohl wie du, was dich hergeführt hat. Geh jetzt nach Haus. Nach einem Jahr und einem Tag komm wieder her, dann wird das Schiff fertig sein.« Und so geschah es auch. Nach einem Jahr und einem Tag fand der jüngste Sohn der Witwe das Schiff im Wasser schwimmen, mit allem Nötigen ausgerüstet. Er fuhr davon und nahm noch drei Edelleute mit, die bedeutendsten, die im Königreich lebten.

Sie segelten gar nicht lange, da sahen sie einen Mann, der dabei war, einen Fluss auszutrinken. Der Sohn der Witwe fragte ihn: »Was treibst du dort?«

»Ich trinke den Fluss aus.«

»Komm lieber mit mir, ich will dir Nahrung und Lohn und eine bessere Arbeit geben«, sagte er zu dem Mann, und dieser willigte ein. Sie waren noch nicht viel weiter gefahren, als sie einen Kerl sahen, der junge Stiere aß. »Was tust du da?« fragte ihn der Sohn der Witwe. »Ich will alle Stiere hier im Park verzehren.«

»Schließ dich lieber uns an, und du wirst Arbeit und Lohn erhalten. Das ist besser, als rohes Fleisch zu essen.« Auch dieser Mann ging mit. Kurze Zeit darauf sahen sie einen Mann, der das Ohr an die Erde presste. »Was treibst du da?«

»Ich höre, wie das Gras durch die Erde stößt.«

»Komm mit uns, und du wirst Nahrung und einen guten Lohn erhalten. Dann brauchst du nicht länger mit dem Ohr an der Erde zu liegen.«

Sie segelten nun schon eine gute Weile dahin, vorwärts und rückwärts. Plötzlich sagte der Mann, der das Gras wachsen hörte: »Das ist die Stelle, wo die Königstöchter und die Riesen leben.« Der Sohn der Witwe und die drei Herren, die sich ihm angeschlossen hatten, wurden in einem Korb in ein tiefes Loch hinab gelassen, das sich dort befand. Unten stießen sie auf das Haus eines Riesen. »Ha, ha«, sagte der zum Sohn der Witwe, »ich weiß, was du hier suchst. Aber du wirst die Königstochter nicht bekommen, es sei denn, du hättest jemanden bei dir, der ebensoviel Wasser trinken kann wie ich.« Nun wurde der Mann, der den Fluss hatte austrinken wollen, zum Riesen geführt, und sie begannen, um die Wette zu trinken. Doch bevor dieser Mann auch nur die Hälfte von dem getrunken hatte, was er hätte trinken können, platzte der Riese.

Darauf gingen sie zum nächsten. »Ho hot, ha hat«, sagte der, »ich weiß, was dich hergeführt hat. Du suchst die Königstochter. Aber du sollst sie nicht bekommen, es sei denn, du hättest jemanden mit, der ebensoviel Fleisch essen kann wie ich.« Der Sohn der Witwe ließ nun den, der den Stier verzehrt hatte, mit dem Riesen um die Wette essen. Aber bevor dieser Mann auch nur die Hälfte von dem verdrückt hatte, was er hätte verdrücken können, platzte der Riese.

Dann gingen sie zum dritten Riesen weiter. »Ha jo«, sagte der, »ich weiß, was dich hergebracht hat. Du wirst die Königstochter aber unter keinen Umständen bekommen, es sei denn, du bliebest ein Jahr und einen Tag als mein Diener hier.«

»Das will ich«, erwiderte der Sohn der Witwe und schickte zuerst die drei vornehmen Herren in einem Korb hinauf und danach die drei Königstöchter.

Die Herren gingen mit den Prinzessinnen zum König. Ihm erzählten sie, dass sie selbst seine Töchter befreit hätten.

Als ein Jahr und ein Tag vergangen waren, sagte der Sohn der Witwe zum Riesen: »Die Zeit ist um, und ich möchte auf die Erde zurückkehren.« Der Riese antwortete: »Das kannst du. Aber der Weg hinauf ist weit. Darum, wird dich ein Adler nach oben tragen.« Er gab dem jungen Mann fünfzehn Stiere als Mahlzeit für den Vogel mit. Auf halbem Weg hatte der Adler die Stiere gefressen und kehrte um. Da sprach der Riese zum Sohn der Witwe: »Du musst noch ein Jahr und einen Tag bei mir bleiben, danach will ich dich gehen lassen.«

Als das Jahr vorüber war, gab er ihm dreißig Stiere für den Adler mit. Dieses Mal gelangten sie ein Stück höher hinauf, aber unterwegs hatte der Adler alles aufgefressen und kehrte um. »Du musst ein weiteres Jahr bei mir bleiben«, sprach der Riese. Das Jahr verging; und der junge Mann erhielt drei mal zwanzig Stiere für den Adler. Schon waren sie in der Nähe des Eingangs, da hatte der Adler alles aufgefressen und wollte umkehren. Doch der Sohn der Witwe schnitt einen Streifen Fleisch aus seinem eigenen Bein und gab es dem Adler, und mit einem Flügelschlag langten sie oben auf der Erde an. Beim Abschied reichte ihm der Adler eine Pfeife und sagte: »Wenn dir etwas Böses zustoßen sollte, dann pfeife. Ich werde kommen und dir beistehen.«

Der Sohn der Witwe nahm sich nicht einmal die Zeit, auszuruhen oder auch nur das Wasser aus dem Schuh zu gießen, bevor er zur Königsstadt gelangte. Dort ging er zu einem Schmied und fragte ihn, ob er nicht einen Gehilfen brauche, der den Blasebalg zieht. Es ergab sich, dass der Schmied tatsächlich einen gebrauchen könnte. Der Sohn der Witwe war erst kurze Zeit bei ihm, da schickte die älteste Königstochter nach dem Schmied. »Die Leute sagen«, sprach sie, »dass du der beste Schmied in der Stadt bist. Ich möchte eine goldene Krone haben. Sie soll so sein wie die, die ich bei dem Riesen trug. Kannst du sie nicht anfertigen, dann verlierst du den Kopf.« Tief bekümmert kehrte der Schmied heim. Seine Frau fragte ihn, was es Neues im Königshaus gäbe. »Nur eine schlechte Nachricht habe ich mitgebracht«, antwortete er. »Die älteste Königstochter hat von mir verlangt, dass ich für sie eine goldene Krone anfertige. Sie muss so sein wie die, die sie unter der Erde beim Riesen trug. Woher kann ich wissen, wie diese Krone aussah?« Sein Geselle am Blasebalg mischte sich ins Gespräch: »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Beschaff mir nur das Gold, und schnell habe ich die Krone gemacht.«

Vom König erhielt der Schmied so viel Gold, wie er verlangte. Sein Gehilfe ging in die Schmiede und Schloss die Tür. Er brach das Gold auseinander und warf es aus dem Fenster. Jeder, der des Weges kam, konnte es aufheben. Dann blies der Bursche auf seiner Pfeife, und im Augenblick erschien der Adler. »Fliege hinunter«, sagte der Sohn der Witwe zu ihm, »und hole mir die goldene Krone. Sie hängt über der Tür des Hauses, in dem der Riese wohnte.« Der Adler flog davon und war bald mit der Krone zurück.

Der Bursche gab sie dem Schmied, und der ging vergnügt und guter Dinge zur Königstochter. »Ach«, sprach sie, »wenn ich nicht wüsste, dass es unmöglich ist, so würde ich glauben, das ist die Krone, die ich beim Riesen trug.« Da sagte die zweite Königstochter zum Schmied: »Du wirst deinen Kopf verlieren, wenn du mir nicht eine Silberkrone machst. Sie soll so sein wie die, die ich beim Riesen hatte.« Niedergeschlagen begab sich der Schmied nach Haus. Auch dieses Mal sagte sein Geselle, dass er eine Silberkrone anfertigen wollte, wenn er nur genug Silber bekäme. Vom König erhielt der Schmied das nötige Silber. Sein Geselle ging in die Schmiede und machte es wie zuvor mit dem Gold. Dann pfiff er, und der Adler erschien. »Flieg hinunter«, sprach er zu ihm, »und bring die silberne Krone her.« Der Adler flog davon und war mit der Krone nicht lange unterwegs. Der Schmied überreichte sie der Königstochter. »Ach«, sprach sie, »wie wunderbar. Diese Krone ist ja genau wie die, die ich beim Riesen hatte.«

Da verlangte die jüngste Königstochter vom Schmied, dass er eine Kupferkrone anfertige. Sie sollte aber so aussehen wie die, die sie trug, als sie noch beim Riesen war. Der Schmied verlor dieses Mal nicht den Mut und ging zuversichtlich nach Haus. Sein Geselle zerschlug das Kupfer und warf es aus Türen und Fenstern. Von allen Enden der Stadt liefen die Menschen herbei und sammelten es auf, wie sie bereits das Silber und Gold aufgelesen hatten. Der Sohn der Witwe blies nun auf der Pfeife, und alsbald saß der Adler neben ihm. »Flieg hinunter und hole mir für die jüngste Königstochter die kupferne Krone herauf.« Es dauerte nicht lange, und der Adler war wieder da. Der Sohn der Witwe gab dem Schmied die Krone, und der brachte sie der jüngsten Prinzessin. »Ich glaube beinahe, dass es dieselbe Krone ist, die ich unter der Erde beim Riesen trug«, sprach sie. »Aber das kann ja nicht sein, denn wie sollte sie von dort hierher kommen?«

Jetzt forderte der König den Schmied auf, ihm zu erzählen, wo er gelernt hatte, Kronen anzufertigen. »Ich habe gar nicht gewusst«, so Schloss er, »dass ein solcher Meister wie du in meinem Königreich lebt.«

»Wollt Ihr es durchaus wissen, o König«, antwortete der Schmied, »so muss ich es gestehen. Nicht ich habe die Kronen gemacht, sondern mein Geselle, der den Blasebalg zieht.«

»Ich möchte deinen Gesellen sehen«, sprach der König, »er soll auch für mich eine Krone anfertigen.«

Er bestellte eine Kutsche mit vier Pferden davor, die den Gehilfen des Schmieds abholen sollte. Als die Kutsche vor dem Haus ankam, zog der Bursche gerade den Blasebalg und war schmutzig und voller Ruß. Die Kutscher betraten die Schmiede und fragten, wer der Geselle wäre. Der Schmied antwortete: »Das ist der dort am Blasebalg.«

»Uff, uff«, sagten sie nur, packten ihn und warfen ihn mit dem Kopf voran in die Kutsche, als wenn sie es mit einem Hund zu tun hätten. Sie waren noch nicht weit gefahren, da blies der Sohn der Witwe auf seiner Pfeife, und schon war der Adler neben ihm. »Du hast mir bisher viel Gutes erwiesen, doch bitte ich dich noch einmal um etwas. Bring mich zurück und fülle die Kutsche mit Steinen.« Und das tat der Adler auch.

Der König stand indessen vor seinem Haus und wartete auf die Kutsche. Als er die Wagentür öffnete, polterten die Steine heraus und hätten ihn beinahe erschlagen. Seine Diener wurden abgeführt und bestraft.

Jetzt schickte der König eine andere Kutsche mit anderen Dienern aus. Als sie die Schmiede betraten, machten sie: »Uff, uff!« und sagten: »Sollen wir wirklich dieses schwarze Ding dort zum König bringen?« Sie ergriffen den Gesellen und warfen ihn in die Kutsche, als wenn er ein Stück Torf wäre. Sie waren noch nicht lange gefahren, da blies der Sohn der Witwe auf seiner Pfeife, und schon saß der Adler neben ihm. »Bring mich zurück in die Schmiede und fülle die Kutsche mit allem Schmutz, den du finden kannst.«

Als die Kutsche vor dem Königshaus hielt, trat der König heran und öffnete die Wagentür. Nun fiel ihm Schmutz und Unrat auf den Kopf, und er geriet in fürchterlichen Zorn. Er befahl, die Kutscher streng zu bestrafen.

Danach schickte er seinen eigenen vertrauten Diener aus. Und als der in die Schmiede kam, fasste er den rußigen Gesellen freundlich bei der Hand. »Der König«, so sprach er zu ihm, »hat mich geschickt, dich zu holen. Aber es ist vielleicht besser, wenn du dir zuerst den Kohlenstaub vom Gesicht reibst.« Das tat der Geselle; er wusch sich gründlich und nochmals gründlich. Der Diener des Königs geleitete ihn jetzt zur Kutsche und setzte ihn hinein. Sie waren noch nicht lange unterwegs, da blies der Sohn der Witwe auf seiner Pfeife, und der Adler kam herbei. »Bring mir unverzüglich das goldene und silberne Gewand, das dem Riesen gehört hat«, bat er. Der Adler kehrte schleunigst damit zurück, und der Sohn der Witwe zog es an.

Bald hielt die Kutsche vor dem Palast, der König trat heraus und öffnete die Kutschentür. Da erblickte er den prächtigsten jungen Mann, den er je gesehen. Er fühlte ihn ins Haus und ließ sich erzählen, wie sich alles zugetragen hatte, von Anfang bis zu Ende. Die drei vornehmen Herren aber, die gerade die Königstöchter heiraten sollten, wurden aus dem Land gejagt. Der Sohn der Witwe dagegen erhielt die älteste Tochter zur Frau, und der König richtete ihnen eine prächtige Hochzeit aus. Sie währte zwanzig Nächte und zwanzig Tage. Als ich sie verließ, tanzten sie immer noch, und ich bin ganz sicher, dass sie auch heute noch lustig herumspringen werden.