[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die drei Ratschläge

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die waren sehr arm und fanden nirgends Arbeit. Da ging der Mann in ein anderes Dorf, um Arbeit zu suchen, und ließ seine Frau schwanger zurück. Die arme versuchte nun, als Waschfrau ihr Brot zu verdienen. Und da der Mann nicht schrieb und auch nichts von sich hören ließ, glaubte die Frau, dass er nicht mehr zurückkäme. Sie brachte einen Sohn zur Welt, und als der alt genug war, studierte er fleißig und wollte Pfarrer werden.

Der Mann fand indes Arbeit im Hause eines guten Herrn und diente ihm viele Jahre. Nach zwanzig Dienstjahren sagte er zu seinem Herrn, er wolle nach Haus zurückkehren und seine Frau und das Kind sehen, das er vielleicht habe. Und der Herr sagte darauf zu ihm: »Warum hast du mir denn nicht erzählt, dass du eine Frau hast? Hast du auch Kinder?« Und der Mann antwortete: »Herr, das weiß ich nicht. Als ich fortzog, ließ ich meine Frau schwanger zurück, und so weiß ich nicht, ob ich ein Kind habe oder nicht.« Und der Herr sagte zu ihm: »Es dünkt mich gut, dass du deine Frau aufsuchen willst.« Und er holte ein Brot hervor und sagte: »Nimm dieses Brot und teile es, wenn dir eine sehr große Freude widerfährt. Und ich will dir auch noch drei Ratschläge geben: Erstens: Weiche nie vom Pfade ab, sondern geh immer den geraden Weg; zweitens: Wenn du in ein Gasthaus gehst, so frage nicht nach Dingen, die dich nichts angehen; und drittens: Wenn dir in den Kopf kommt, etwas Schlechtes zu tun, so bedenk es vorher dreimal.«

Nun gut; er nahm also Abschied von seinem Herrn und schlug den Weg nach seinem Dorf ein. Und als er eine kurze Strecke gewandert war, traf er auf drei Reisende, die sagten zu ihm: »Wohin geht Ihr?« Und er antwortete: »Ich will in jenes Dorf dort.«

»Das trifft sich ja gut«, sagten sie, »dann können wir alle zusammen gehen.« Und bald darauf sagte einer von ihnen: »Lasst uns jenen Pfad nehmen, dann sind wir schneller dort.« Doch er sagte: »Ich gehe diesen geraden Weg weiter, und wenn ich eher eintreffe als ihr, bestelle ich schon für uns alle das Essen im Wirtshaus.« Und die drei schlugen den Seitenpfad ein, und er ging geradenwegs weiter. Und er kam als erster im Wirtshaus an und sagte dem Wirt, er möchte Essen für vier bereiten, denn die drei anderen kämen gleich nach.

Und während er sich noch am Feuer wärmte, stürzten plötzlich die drei herein und sagten: »Ihr tatet gut daran, dass Ihr nicht mit uns den Pfad eingeschlagen habt, denn eine Schar Räuber hat uns überfallen und uns das ganze Geld, das wir bei uns hatten, gestohlen.« Da sagte er: »Als gut hat sich der erste Rat meines Herrn erwiesen.« Und sie begannen zu essen, und er bezahlte dann die Rechnung. Und am nächsten Morgen machten sie sich nach dem Frühstück wieder auf den Weg.

Und am Nachmittag kam er wieder an ein Wirtshaus, wo er um Unterkunft für die Nacht bat. Man sagte ihm, er solle hereinkommen. Und er ging hinein, und man brachte ihm das Essen. Und nach dem Essen fragte er: »Wo dachtet Ihr, dass ich schlafen soll?« Und der Wirt antwortete ihm: »Auf einer dieser Bänke könnt Ihr schlafen.« Er sagte nichts darauf und legte sich hin.

Und um Mitternacht kam der Wirt mit einem Mann herein, der bestand fast nur aus Haut und Knochen; in einer Hirnschale stellte der Wirt ihm das Essen hin, und zu trinken reichte er ihm in einer anderen Hirnschale. Das alles sah er genau, doch schwieg er, denn er dachte an den zweiten Ratschlag seines Herrn. Und nach einiger Zeit fragte ihn der Wirt: »Schlaft Ihr?«

»Nein«, antwortete der Mann. - »Habt Ihr gesehen, mit wem ich hereingekommen bin?«

»Ja, ich habe alles gesehen.«

»Und warum habt Ihr nichts gesagt?«

»Weil ich mich nicht um Dinge kümmere, die mich nicht betreffen noch angehen.« Da sagte der Wirt: »Jetzt will ich Euch einmal etwas erzählen. Hierher führen wir immer die Leute; und wenn einer fragt, warum ich diesen dürren Alten hereinbringe und ihm in einer Hirnschale zu essen und in einer anderen zu trinken gebe, so töten wir ihn und schmeißen ihn dort in den Keller.« Und der Wirt zeigte ihm den Keller, der war voller Leichen. Da wünschte er sich weit weg von diesem Wirtshaus.

Endlich wurde es Tag; man gab ihm das Frühstück, und er bedankte sich bei dem Wirt und machte sich eilig davon.

Er erreichte sein Dorf und fragte gleich nach seiner Frau. Man sagte ihm: »Dort im Hause des Herrn Pfarrers wohnt die Frau.« Und sogleich dachte er: »Wie ist denn das nur möglich, dass meine Frau im Haus des Pfarrers wohnt?« Und er ging hin und bat um Unterkunft für die Nacht; man sagte ihm, er solle hereinkommen. Und abends riefen die beiden ihn zum Essen, und er aß mit ihnen. Und da sie ihn nicht erkannten, sagte er nichts. Nach dem Essen gingen die beiden schlafen.

Und seine Frau und der Pfarrer verschwanden in demselben Zimmer, und da denkt er: »Nun sieh einer an, meine Frau geht mit dem Pfarrer schlafen!« Und die Versuchung packte ihn, in das Zimmer einzudringen und die beiden zu töten. Da fiel ihm der dritte Rat seines Herrn ein, und er sprach bei sich: »Nein, ich will lieber zu Bett gehen.« Doch er konnte nicht schlafen, und nach einem Augenblick stand er wieder auf und sagte: »Nein, ich will sie aufsuchen und sie beide töten.« Da dachte er wieder an den Rat und legte sich hin. Und eine kleine Weile schlief er auch. Aber dann erwachte er plötzlich wieder und sagte: »Jetzt will ich sie aber doch töten!« Und er stand auf und wollte schon losgehen, da sagte er: »Nein, mein Herr hat gesagt, bevor ich etwas Böses tue, soll ich es dreimal bedenken.« Und wieder legte er sich hin. Und dann schlief er auch ein, und als er aufwachte, war es Tag.

Er stand auf und ging in das Esszimmer und hörte seine Frau zu dem Pfarrer sagen: »Komm zum Essen, mein Sohn, das Frühstück steht auf dem Tisch. Und esst mit uns, lieber Herr.« Da ging der Vater zu ihm hin und umarmte seinen Sohn und sagte: »Ich bin dein Vater.« Und zu der Frau sagte er: »Ich bin dein Mann.« Und dann erzählte er ihnen alles, was ihm auf dem Weg begegnet war, und seiner Frau gab er das Brot, das er von seinem Herrn hatte und teilen sollte, wenn ihm eine große Freude widerführe.

Und seine Frau teilte es, und da fielen eine Menge Goldtaler auf den Boden.