[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die bösen Streiche der Füchsin

Ob es nun lebte oder nicht - eines Tages machte sich das Kamel auf zu den Winterweiden und begegnete einer Füchsin. Die fragte: »Wohin gehst du, Kamel?«

»Zu den Winterweiden, Futter suchen.« Bat die Füchsin: »Nimm mich mit! Ich will dir auch ein guter Gefährte sein.« Das Kamel war einverstanden. Die Füchsin sprang auf seinen Rücken, und sie zogen weiter. Da begegnete ihnen ein Wolf und fragte: »Wohin geht ihr?«

»Zu den Winterweiden, Futter suchen.« Der Wolf wollte sie ebenfalls begleiten. Die Wanderer willigten ein. Der Wolf sprang dem Kamel auf den Rücken, und sie zogen weiter. Kam ein Bär des Wegs und fragte: »Wohin wollt ihr?«

»Zu den Winterweiden, Futter suchen.«

»Nehmt mich mit!«

»Schön, Gevatter, schließ dich an.« Der Bär sprang dem Kamel auf den Rücken, und die Tiere zogen weiter. In einem windgeschützten Tal beschlossen sie, den Winter zu verbringen. Eines Tages, als sie nichts mehr zu fressen hatten und argen Hunger litten, schlug die Füchsin dem Bären vor, das Kamel zu reißen. »Was stellst du dir vor? Wie sollen wir das Kamel umbringen? Es ist doch viel zu groß.«

»Lass mich nur machen«, versprach die Füchsin. Der Wolf und der Bär erklärten sich bereit, ihr zu helfen.

Nachts, als sich alle eingefunden hatten, hob die Füchsin an: »Liebes Kamel, der Winter hat begonnen. Du aber hast weder Heu noch Futtergerste. Wenn du nur Maulaffen feilhalten willst und nicht an dein Wohlergehen denkst, wirst du kaum über die kalte Jahreszeit kommen. Ich hab vom Mullah gehört, dass in diesem Jahr der Winter besonders streng werden soll.«

Das Kamel nickte traurig. »Ja, liebe Schwester, du hast Recht, ich hab wirklich nichts. Was soll ich nur tun?«

»Ich will dir einen Vorschlag machen«, fuhr die listige Füchsin fort. »Nur zu!«

»Wie wär's, wenn wir dich als Vorschuss auf die nächste Ernte einfach abschlachten? Dann bist du in diesem Winter aus den Sorgen heraus, und im nächsten Jahr hast du frische Gerste.« Erfreut stimmte das Kamel zu: »Das ist eine hervorragende Idee, Gevatterin!«

Am nächsten Tag schlachteten die Tiere das Kamel und weideten es aus. Der Wolf blieb zurück, um den Kadaver in Stücke zu hacken. Die Füchsin und der Bär gingen indes zum Fluss, um die Eingeweide zu säubern. Da sprach die Füchsin: »Lieber Bär, wir könnten eigentlich ein wenig naschen von allem.« Der Bär wendete ein: »Der Wolf hat alles gezählt. Was sagen wir, wenn er merkt, dass etwas fehlt?«

»Wenn der Wolf fragt, schau mich nur an! Ich werd ihm schon eine Antwort finden«, beruhigte die Füchsin den Bären. »Wie du meinst, Gevatterin!« Sie fraßen das Herz und noch ein paar Kaldaunen.

Als sie heimkehrten, fragte der Wolf verdrießlich: »Wo ist das Herz vom Kamel?« Die Füchsin erwiderte: »Wenn das Kamel ein Herz gehabt hätte, so hätte es sich wohl kaum schlachten lassen.« Schweigend zählte der Wolf die Eingeweide, doch die Rechnung wollte nicht aufgehen. »Hier fehlt doch was von den Kaldaunen?« fragte er den Bären. Der drehte sich zur Füchsin um. Die aber sagte: »Was guckst du so? Hast du mich vielleicht angesehen, als du davon gefressen hast?« Wutentbrannt stürzte sich der Wolf auf den Bären, doch der lief davon. Der Graue hinterdrein. Die Füchsin schaffte unterdessen das ganze Fleisch in ihre Höhle, und als der Bär zurückkam, war alles bis aufs letzte Stück verschwunden. »He, Füchsin«, brüllte er. »Wo ist das Fleisch?«

»Was für Fleisch?«

»Wir haben doch ein Kamel geschlachtet!«

»Guter Freunde von was für einem Kamel sprichst du? Redest du im Fieber?« Der Wolf wollte sich auf die Füchsin stürzen, doch die glitt in ihren Bau. Der Wolf wollte ihr nach, blieb aber stecken. Der Fuchsbau hatte noch einen zweiten Ausgang. Die Füchsin entkam durch ihn, lief um den Bau herum, erblickte den Wolf, der bis zu den Schultern im Loch steckte und weder vor noch zurück konnte, und begann genüsslich mit spitzen Zähnen an seiner buschigen Rute zu nagen. Vor Schmerz heulte der Wolf auf. »He, was machst du da?«

»Ich habe richtigen Heißhunger auf Fleisch«, meinte die Füchsin. Lauernd entgegnete der Wolf: »Das Fleisch hier im Bau ist viel fetter. Komm herein und friß davon.«

»Gemach, gemach«, beruhigte ihn die Füchsin. »Der Winter ist noch lang, da heb ich mir das Fleisch im Bau lieber für später auf.«