[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Axt

Es kam eine Axt zum Brennholz. Sie klopfte auf die verbrannte Rinde und spottete: »Mein Wille geschieht: wenn ich will, haue ich Dich zusammen oder ich verfehle Dich nur knapp. Ich bin hier der Herr.« Im Wald wuchs, sehr zur Freude der alten Bäume, eine frohe, krausköpfige Birke. Sie hieß Ljulinka. Als die Axt die Birke erblickte, warf sie sich in die Brust: »Lockenkopf, ich locke dich. Wenn ich anfange dich zu fällen, fliegen die Späne.« Die Birke erschrak: »Fäll mich nicht, du wirst mir wehtun.« »Na los, fang schon an zu flennen.« Die Birke weinte goldene Tränen und senkte ihr Haupt. »Der Regen hat um meine Hand angehalten. Ich will doch leben.« Da lachte die Axt auf und war der Birke überdrüssig. Weiße Späne flogen. Finster blickten die Bäume drein. Ihr ärgerliches Flüstern zog durch den ganzen Wald bis hin zur Beerenbrücke. Die Axt schlug zu, die Birke stürzte und lag in ihrer ganzen Schönheit im grünen Gras, umgeben von blauen Blumen. Die Axt packte sie und schleifte sie nach Hause. Dabei musste sie über die Beerenbrücke gehen. Die Brücke sprach zu ihr: »Warum treibst du solchen Unfug im Wald und fällst meine Schwestern?« »Schweig du Dummkopf«, fletschte die Axt die Zähne, »Du erzürnst mich. Ich säbele auch dich nieder!« Sie schonte ihren Rücken nicht, ächzte und zerstörte die Brücke. Dann fiel die Axt ins Wasser und ertrank. Die Birke Ljulinka aber schwamm vom Fluss ins große Meer.