[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Zweig für den Häuptling

Einmal gingen alle Tiere zusammen auf die Jagd. Sie kamen zu einem großen Baum, dessen Name war »Motata-diana-motata«, »Esst, aber lasst den Zweig für den Häuptling übrig«. Die Tiere wollten die Früchte dieses Baumes gern essen, aber sie kannten seinen Namen nicht. So schickte man den Hasen zur Großmutter der Tiere, weil sie die Namen der Bäume am besten kannte. Der Hase fragte die Großmutter, und sie nannte ihm den Namen des Baumes. Auf dem Rückweg stolperte der Hase, und als er wieder aufstand, war ihm entfallen, was ihm die Großmutter mitgeteilt hatte. Er konnte den Tieren den Namen des Baumes nicht sagen. Da schickten sie die Antilope zur Großmutter, den Namen des Baumes zu erfragen. Doch auch sie stolperte auf dem Rückweg und vergaß ihn. Die anderen Tiere gingen der Reihe nach zur Großmutter, doch alle stolperten und vergaßen, was sie gesagt hatte. Zuallerletzt bat das Schuppentier: »lasst mich gehen!« Die Tiere willigten ein, obwohl sie das Schuppentier verachteten. Das Schuppentier band sich ein Setontolo um und ging zur Großmutter. Es spielte aber erst darauf, nachdem ihm die Großmutter den Namen des Baumes verraten hatte. Auf dem Rückweg begann das Schuppentier das Setontolo zu spielen, und das Lied, das es sang, war der Name des Baumes: »Motata-diana-motata, esst, aber lasst den Zweig für den Häuptling übrig.« Auch das Schuppentier stolperte, wo alle Tiere gestolpert waren, aber sein Musikinstrument spielte das Lied weiter. Das Schuppentier stand auf, hob das Setontolo wieder auf, das immer weiter klang, bis es zu den Tieren kam und ihnen allen den Namen des Baumes nannte. Da freuten sich die Tiere und aßen die Früchte des Baumes. Dem Schuppentier aber gaben sie nichts ab. Als die Tiere abends schlafen gingen, bat das Schuppentier: »Legt mich unter einen Stein, damit nicht etwa mir die Schuld gegeben wird, falls jemand den Zweig des Häuptlings essen sollte.« Die Tiere taten das und ahnten nicht, dass das Schuppentier sich an ihnen rächen wollte. In der Nacht kroch es nämlich unter dem Stein hervor und aß von dem verbotenen Zweig. Die Kerne der Früchte versteckte es im After des Elefanten. Als die Tiere erwachten, stellten sie fest, dass an dem Zweig, der dem Häuptling gehörte, auch nicht ein einziges Blättchen mehr war. Das Schuppentier bat, dass man es unter dem Stein hervorhole. Dann sagte es: »lasst uns über den Graben springen, um herauszufinden, wer der Dieb ist.« Es sprang als erster, und die anderen Tiere folgten ihm nach. Als nun der Elefant springen wollte, verlor er die Kerne. Da töteten die Tiere den Elefanten. Das Schuppentier aber machte sich auf und davon.