[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Weihrauch des Teufels

Viele Leute haben sich schon darüber den Kopf zerbrochen, warum man den Tabak »Teufelsweihrauch« nennt, und wenn er wirklich der Weihrauch des Teufels ist, warum ihn dann die Menschen brauchen, von denen man sagt, sie seien Männer Gottes. Aber niemand wusste uns etwas über diese Dinge zu sagen, bis einmal ein Mann von den Toten auferstand. Dieser erzählte es uns dann haarklein, so wie auch ich es nun erzählen will. Und wem es so scheinen sollte, als ob ich nicht gut genug lüge, der ist eingeladen, besser zu lügen, oder, wenn er es nicht so gut kann wie ich, dann Lass' er mich lügen, da ich es doch einmal begonnen habe. Man sagt, es sei einmal ein Mann gestorben, und zwar ganz und gar gestorben, wie es üblich ist, und sie legten ihn auf das letzte Ruhebett und machten ihn fertig, um ihn in die andere Welt zu schicken. Und sie wachten bei ihm einen Tag und eine Nacht und wieder einen Tag und eine Nacht, sie wachten also 2 Tage und 2 Nächte; am dritten Tage aber gruben sie ihm das Grab. Sie machten ihm ein tiefes Grab, denn der Mann war ein reicher Wirt, tief und breit, so dass du dich wohl selbst gern hineingelegt hättest. Aber was sich nun der Schelm von einem Toten denkt, was er sich wohl nicht denkt: er erwacht, bevor man ihn begräbt, gerade an dem Tage, an dem er begraben werden sollte.

Als die Wächter sahen, dass der Tote mit dem Linnen auf dem Antlitz aufstand, stoben sie nach allen Richtungen auseinander, und der Tote blieb ganz allein im Hause. Die Verwandten und die Frau des Toten gingen zum Pfarrer, um ihm die Nachricht von der Auferstehung des Toten zu bringen und ihn zu bitten, hinzukommen, und ihm etwas aus den heiligen Büchern vorzulesen. Vielleicht werde er dann besser sterben.

Und der Pope macht sich auf den Weg mit der Frau des Toten. Er zündet sich die Pfeife an, nimmt das Gebetbuch und die Stola unter den Arm, und so gehen sie dem Hause des Toten zu, schwatzend, wie die Banater sagen, oder sich etwas erzählend, wie wir sagen. Als der Pope eintritt, mit der angezündeten Pfeife, aus der er einen Rauchschwaden ausstößt wie ein Türke, erblickt ihn der Tote und fährt ihn an: »Hinaus, Satan, beräuchere mich nicht mit dem Teufelsweihrauch!« Der Pope ärgerte sich und sagte im Hinausgehen: »Ich gehe schon, ich werde nicht bei Narren bleiben, aber auch du wirst auf der Stelle gehen, denn da hast nicht mehr viel Zeit. Du bist nicht auferstanden, um zu leben, sondern um noch eine Lüge zu erzählen, vielleicht auch zwei, und dann sollst du den ewigen Schlaf schlafen!« So sprach der Pfarrer, als er wegging.

Als nun der Pfarrer weg war, fragten die Leute den von den Toten Auferstandenen, weshalb er gesagt habe, dass der Pfarrer ihn mit dem Weihrauch des Teufels beräuchere? Er aber antwortete: »Was soll ich denn sagen? Der Tabak ist doch nichts anderes als der Weihrauch des Teufels.«

»Wie sollte er denn Teufelsweihrauch sein? Er ist doch ein Kraut wie alle anderen Kräuter!«

»Wenn ihr so dumm seid und nicht wisst, wie der Tabak, der Teufelsweihrauch, ist, nun dann erzähle ich es euch. Aber passt auf und verwirrt mich nicht, lasst mich lügen, wie es sich gehört!«

Und dann begann der von den Toten Auferstandene: »Es war einmal ein Einsiedler, heilig, demütig und fromm. Er hatte sein ganzes Leben in den heiligen Büchern lesend verbracht, auf die Ellenbogen gestützt oder auf den Knien. Der Mammon hatte die ganze Welt unterjocht, aber an diesen Einsiedler konnte er nicht heran, ihn konnte er nicht bezwingen. Deshalb hielten die Teufel Rat, wie sie den frommen Vater unterwerfen könnten. Und sie kamen überein, dass der größte Spitzbube unter den Teufeln dazu verpflichtet werden sollte, den heiligen Vater zu verführen, und so geht denn der schlaueste aller Teufel schnurstracks zur Klause des heiligen Vaters, schlägt einen Purzelbaum und verwandelt sich in ein schönes Mädchen. Dann tritt er bei dem Mönch ein: ›Guten Abend, ehrwürdiger Vater!‹ - ›Guten Abend, aber welcher Wind bringt dich denn an diesen verborgenen Ort?‹ - ›Ach, ehrwürdiger Vater, ich habe mich verirrt und weiß nun nicht, wohin ich zur Nacht gehen soll. Ich bitte dich, Lass mich doch bei dir bleiben.‹ - ›Gern!‹ sagt der Mönch und beginnt, weiter in seinen Büchern zu lesen. Und er liest und liest und ist so mit ganzem Herzen dabei, dass er gar nicht hört, wie das Mädchen jammert und schreit:

›Verzeih mir, Vater, Lass mich fortgehen, ich werde mich dir in alle Ewigkeit nicht mehr nähern.‹

Der Mönch aber war ganz vertieft in das Lesen und hörte ihre Stimme nicht. Und er las in einem fort bis zum Morgengrauen, und erst dann sah er sich über die Schulter um und sah eine Krähe, die mit dem Tode rang. Und er las wieder bis zum Mittagessen. Dann sah er sich wieder um und sah, dass die Krähe tot war. Da nimmt er sie und wirft sie auf einen Baum hinter der Einsiedelei und wie er sie wirft - so bleibt sie auch liegen.

Die Teufel warten einen Tag, zwei drei ... aber aus! Ihr Genosse kommt nicht mehr zurück. Da sagt der höchste der Teufel: ›Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt mit diesem Mönch nicht anfangen! Nun will ich sehen, wer geht, um etwas über unseren schlauesten und waghalsigsten Gefährten zu erfahren?‹

Keiner wagte es, in den Bereich des Klausners zu gehen, aber der Satan wählt sieben Teufelchen mit Sporen an den Füßen aus und sagt zu ihnen: ›Geht schnurstracks zum Einsiedler und befreit euren Kameraden aus der Qual.‹ Und die sieben Teufel machten sich auf den Weg, freilich mit Angst im Rücken, aber sie gingen trotzdem gern. Als sie sich der Klause näherten, kam ihnen schon von weitem Teufelsgeruch entgegen. Und sie suchten, bis sie die Krähe auf dem Baume fanden, aber sie wagten nicht, Hand an sie zu legen, da sie schon beinahe verwest war. Die Federn waren ihr ausgefallen, und dort, wohin sie gefallen waren, waren Unkräuter gewachsen, mit Blättern, so breit wie eine Handfläche, und nach dem Teufel riechend. Und die Teufel sammelten sie und gaben ihnen den Namen Tutun = ›Tabak‹, denn dieses war der Name des Teufels gewesen, der sich in ein Mädchen und aus dem Mädchen in eine Krähe verwandelt hatte, aus deren Federn dann das Kraut mit dem Teufelsgeruch gewachsen war.

Die Teufel berieten, wie sie das Kraut gebrauchen sollten, das aus ihrem Bruder gewachsen war. Sie beschlossen, es zu trocknen und das Getrocknete anzuzünden. Den Rauch des Tabaks sollte die Mutter des toten Teufels einatmen, die Pâca hieß. Sie war sehr betrübt über ihren Sohn und weinte. Der Rat der Teufel beschloss, zu Ehren dieser betrübten Mutter ein Tontöpfchen machen zu lassen, in dem der Tabak brennen sollte.

So machten sie denn die Pfeife.

Dann befahlen sie, dass die Teufel, die das Pfeifenrohr im Munde halten würden, beim Rauchen immer ›pâ! pâ! pâ!‹ sagen sollten, das heißt also: ›Pâca, sei nicht betrübt!‹ Und alles geschah nun wirklich so: Jeder Teufel machte sich eine Tonpfeife, steckte darein ein Holunderrohr, und dann füllten sie sie mit Tabak, zündeten sie an und begannen die Lippen aufeinander zu pressen und ›pâ! pâ! pâ!‹ zu sagen. Pâca begann ihr Leid immer mehr zu vergessen, und schließlich nahm auch sie sich eine Pfeife von einem Teufelchen, das zwei hatte, und nun schmauchte auch sie, damit sie ihren Kummer vergäße.

Als sie so die Alte getröstet hatten, hielten die Teufel einen neuen Rat ab, was sie mit der Krähe auf dem Baum tun sollten. Und der Rat beschloss, dass aus ihr sogleich ein Zigeuner werden sollte. Und es gingen an die sieben, acht Teufel dahin und stahlen die Krähe vom Baum, so, ohne Federn, wie sie war. Und sie machten aus ihr einen Zigeuner. Als dieser die Augen aufschlug, schrie er: ›He, wer hat mir meine Pfeife genommen?‹ Und die Teufel freuten sieh sehr, als sie sahen, dass der Zigeuner keinen anderen, größeren Wunsch hatte. wisst ihr nun, weshalb die Zigeuner so gerne Pfeife rauchen? Und weshalb man sie Krähen nennt! Aber schweigt, es ist noch nicht zu Ende!

Ei, die Teufel waren aber damit noch nicht zufrieden. Sie wollten, dass das Kraut, das ja wahrhaftig aus ihrem Blute gewachsen war, sich über die ganze Welt verbreiten solle, dass alle Menschen es gebrauchen sollten, nicht nur sie, die Teufel und die Zigeuner. Das war jedoch eine schwere Sache, aber schließlich glückte es ihnen doch.

Es gab nämlich zu diesen Zeiten einen sehr mächtigen und reichen Kaiser, der nur eine einzige Tochter hatte. Dieses Mädchen war sehr schön; weil sie aber kahlköpfig war und einen Schädel so nackt wie ein Flaschenkürbis hatte, wollte sie der Vater nicht vor Augen haben.

Einmal gab der Kaiser ein großes Gastmahl, zu dem er alle benachbarten Könige und Kaiser einlud. Als sich der Tag des großen Gastmahls näherte, rief er seine Tochter zu sich und sagte zu ihr: ›Nimm dir Mundvorrat und Geld, soviel, wie du auf dem Rücken tragen kannst, und geh fort aus meinem Hause. Geh weg, und weg sollst du bleiben, so lange, bis du Haare auf dem Kopfe hast wie andere Menschen in deinem Alter. Ohne Haare auf dem Kopfe will ich dich nicht mehr sehen!‹

So befahl es ihr, Vater, der Kaiser, und als das Mädchen zu weinen begann und zu wehklagen, dass es doch nicht schuld daran sei, dass es doch selbst auch Haar auf dem Kopf haben wollte, und wenn ihm nun keines wachse, so sei es doch nicht seine Schuld. Der Kaiser aber wollte es gar nicht anhören, sondern sagte: ›Geh, und ohne Haar mögest du dich nicht unterfangen zurückzukehren!‹

Was sollte nur das arme Mädchen tun? Es machte sich auf den Weg und - geht nun, geht - immer vorwärts, bis ihm der Mundvorrat und auch das Geld ausgegangen waren.

Da überfiel es der Abend in der Nähe eines Baumes, bei dem zwei Männer neben einem Feuer saßen und schmauchten, dass der Rauch wie Staub um sie stand. Das Mädchen hatte bis dahin noch niemand rauchen sehen, und so fürchtete es sich vor den zwei Männern. Aber schließlich überlegte es: einen Tod bin ich ja doch schuldig, und ich habe ja meinen Mundvorrat aufgezehrt, mein Geld ebenfalls, zu Hause habe ich nichts zu suchen ... also - geht es schnurstracks zum Feuer. ›Guten Abend, Onkelchen!‹ - ›Herzlich willkommen, mein Liebchen‹, sagte einer von den beiden Männern und lud sie ein, sich neben das Feuer zu setzen, da er sah, wie müde sie vom Wege war. Und das Mädchen setzte sich nieder und begann zu sprechen. Es erzählte ihnen, wer es sei, wem es gehöre, was es suche und wie lange es umhergeirrt sei, ohne sein Heil finden zu können. ›Oh‹, sagte einer von den beiden Rauchern, ›gut, dass du uns getroffen hast. Fürchte dich nicht, bis zum Morgen wirst du soviel Haare haben wie die schönsten Mädchen, und einmal wirst auch du uns einen Gefallen tun, wenn wir in Not sind.‹ Und dann bewirteten die beiden Männer die Kaiserstochter mit dem, was sie eben hatten, und hernach salbten sie ihr das Haupt mit Öl ein und hießen sie, sich hinlegen, damit sie sich ausruhe. Als sie am Morgen aufwachte, hatte sie Haar bis zu den Knien: blond, dicht, weich und so schön, dass du am liebsten noch einmal zwei Augen hättest haben wollen, um es zu betrachten. Als das Mädchen das Haar sah, wurde es beinahe ohnmächtig vor Freude, aber es besann sich und dankte den Männern schön, dann fragte es, was sie wohl haben möchten für diese große Wohltat, die sie ihm getan hätten. Denn ihr Vater würde ihnen alles, was sie sich wünschten, geben, er sei ja ein mächtiger und sehr reicher Kaiser.

Die zwei Männer aber sagten: ›Wir verlangen nichts von dir, als dass du dieses Kraut, das Tabak heißt, zu euch nach Hause trägst. Wir geben dir auch eine Pfeife mit. Sage dem erhabenen Kaiser, er möchte aus ihr rauchen. Er möge in sie Blätter des Tabaks stopfen und dieselben anzünden und dann den Rauch in den Mund ziehen, denn das ist sehr nützlich, und damit ihm dieses Kraut niemals ausgehe, und er immer zu rauchen habe, geben wir dir auch Tabaksamen mit. Säe sie sogleich, wenn du nach Hause kommst, und gib allen, die davon verlangen werden, denn es ist ein sehr feines Kraut, und wir möchten es über die ganze Welt verbreiten. Wir sind Ärzte und wollen nur das Beste der Menschen. Wir verlangen nichts und nehmen nichts für unsere Heilmittel und Ratschläge.‹

Das Mädchen nahm die Blätter und den Tabaksamen, bewahrte sie auch samt der Pfeife gut auf und ging schnurstracks nach Hause. Nur Gott weiß, wie lange sie ging, bis sie zu Hause war. Aber sie kam sicher bald an, denn sie ging schnell, als ob sie vor Freude flöge, dass sie nun schönes Haar hatte wie andere Mädchen, sogar noch viel schöneres.

Beim Kaiser zu Hause war das Gastmahl noch nicht zu Ende; alle waren guter Laune. Als das Mädchen eintrat und der Kaiser sah, dass sie Haare hatte, fuhr er beinahe aus der Haut vor Freude. Sie erzählte ihr Erlebnis und schenkte ihrem Vater die Pfeife und die Tabakblätter, und er begann zu rauchen. Und der Rauch gefiel ihm, denn er war übermütig vom Wein. Und er gab auch den anderen Gästen zu rauchen, und allen gefiel es, denn sie waren alle schon bleich vom Trinken. Das Mädchen aber gab ihnen allen Samen, damit auch sie sich daheim das Teufelskraut, den Tabak nämlich, säen sollten.

So verbreitete sich der Tabak in der Welt, meine Lieben, und er ist nichts anderes als der Weihrauch des Teufels. Trotzdem aber rauchen ihn heute sogar die Pfarrer. Denn ihr habt doch gesehen, wie unser Pfarrer vorhin mit einer Pfeife gekommen ist, so lang wie ein langer Besen!« Und als er diese Worte beendet hatte, starb unser Mann endlich ganz, und nun ist er tot bis zum heutigen Tage.