[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Sohn, der dem Teufel versprochen war

Einmal fuhr ein Mann durch den Wald und bekam Durst. Er beugte sich nieder, um zu trinken, doch - schwups - wurde er an der Kehle gepackt, und jemand begann ihn zu würgen. Der Mann bat, ihn loszulassen. Da sagte der Würger: »Wenn du mir das versprichst, was du nicht zu Hause gelassen hast, dann lasse ich dich los.« Der Mann überlegte, dass dabei nichts Böses sein könnte, und sagte: »Gut, ich verspreche es.« Und er versprach es. Und es verging einige Zeit, da hatte er alles vergessen. Einmal kam er im Gespräch mit seiner Frau irgendwie auf das Ereignis von damals und sagte: »Ich habe ihm etwas versprochen, und zwar das, was nicht in unserem Hause war.« Seine Frau sagte: »Weißt du, dann hast du ihm unser Kind versprochen, das geboren werden soll.«

Nach einiger Zeit wurde ihnen ein Kind geboren, und sie tauften es Jokubelis. Sie behüteten und bewachten Jokubelis, damit er nur nicht ums Leben kommen möchte. Sie beaufsichtigten ihn und ließen Jokubelis niemals allein: Wenn der eine von ihnen irgendwohin aus dem Hause gehen musste, hütete der andere das Kind. So behüteten sie Jokubelis, bis er dreizehn Jahre alt war. Aber als Jokubelis eines Tages spielte, verschwand er plötzlich vor den Augen seiner Eltern. Sie erschraken und weinten, doch fanden sie Jokubelis nicht mehr.

Aber Jokubelis fand sich in der Hölle wieder, dort musste er die Hühner hüten. Sie ließen sich alle nur schwer hüten, bloß ein Hühnchen war folgsam. Gewöhnlich flogen alle hierhin und dorthin, sie wollten nicht auf die Stange fliegen, doch das eine Hühnchen war immer artig, gehorchte ihm, setzte sich auf die Stange und flog von selbst hinauf. Nach einiger Zeit befahl der Herr Jokubelis: »Gehe, wenn du die Hühner heimgetrieben hast, heute Abend in den Wald, rode ihn, pflüge alles um, egge alles glatt, säe Weizen, mähe ihn ab, drisch ihn aus, mahle alles, koche einen Brei und fülle ihn in Schüsseln. Mache Tische und setze die Schüsseln darauf. Sieh zu, dass du bis sieben Uhr alles fertig hast!«

Wie bitterlich weinte Jokubelis, als er die Hühner hütete! Er dachte: Wie kann ich das alles fertig bringen? Das Hühnchen kam zu ihm und sagte: »Weine nicht, bitte den Herrn nur, dir zu erlauben, dass du mich auf dem Arm in den Wald mitnehmen darfst. Er wird zwar sehr böse auf dich werden, doch bitte ihn unentwegt, bis er mich dir mitgibt.« So tat Jokubelis auch: Er erbat vom Herrn, dass er das Hühnchen in den Wald mitnehmen durfte, und selber wartete er, was nun werden würde.

Sofort kamen Scharen von Menschen, sie rodeten den Wald schnell, pflügten und eggten den Boden. Sogleich säten sie und mähten alles, droschen, mahlten, kochten, machten Tische, taten - schwapp - den Brei in die Schüsseln und stellten sie auf die Tische. Bis sieben Uhr war alles fertig, auf den Tischen dampfte der Brei. Es kamen die Herren: Sie wunderten sich, dass alles fertig war.

Da begannen sie zu essen, und der Herr sagte: »Dich werden wir zusammen mit deinem Hühnchen in einem dunklen Hause einsperren - und du musst heraus kriechen! Wenn du nicht heraus kriechst, dann bringe ich dich um!« Jokubelis weinte, er wusste sich keinen Rat. Doch der Herr sperrte ihn sogleich mit dem Hühnchen in eine dunkle Kammer.

Jokubelis war betrübt und weinte weiter, doch das Hühnchen fing alsbald zu sprechen an und sagte: »Jokubelis, weine nicht, höre nur zu, was ich dir sagen will.« Und das Hühnchen begann: »Ich werde zu dir sagen: ›Was bist du?‹ Dann antworte du: ›Jokubelis.‹ Doch ich werde sagen: ›Ein Zwirnsfaden.‹ Du sage: ›Jokubelis‹, und ich wiederhole ›Ein Zwirnsfaden.‹ Frage du mich dann: ›Was bist du?‹ Ich werde sagen: ›Ein Hühnchen.‹ Du aber sage: ›Eine Nähnadel.‹ Und so wollen wir uns streiten, bis wir uns wirklich verwandeln...«

Das Hühnchen fragt: »Was bist du?«

»Ich bin Jokubelis.«

»Nein«, sagt es, »ein Zwirnsfaden!«

»Nein, Jokubelis.«

»Nein, ein Zwirnsfaden!« Danach fragt Jokubelis das Hühnchen: »Was bist du?« Es sagt: »Ein Hühnchen.«

»Nein, eine Nähnadel!«

»Nein, ein Hühnchen.«

»Nein, eine Nähnadel!«

»Nein, ein Hühnchen.« Wie sie sich so stritten, wurde das Hühnchen zu einer Nähnadel und Jokubelis zu einem Zwirnsfaden. Und der Zwirnsfaden kroch durch das Nadelöhr, und die Nähnadel kroch durch das Schlüsselloch hinaus. Und am anderen Morgen kam der Herr und fand sie beide nicht mehr.

Als die Nähnadel den Zwirnsfaden durch das Schlüsselloch gezogen hatte, verwandelten sich beide sofort wieder in Menschen. Das Hühnchen wurde zur schönsten Königstochter und er zu einem schönen Jüngling. Beide gingen seine Eltern besuchen und fuhren mit ihnen in das Reich der Königstochter. Sie heirateten und lebten glücklich. Und die Freude der Eltern wollte kein Ende finden, dass Jokubelis wieder glücklich da war und zusammen mit ihnen wohnte.

Auch ich habe dort getrunken und gegessen: Über den Bart ist es mir geflossen, doch die Zähne haben nichts zu sehen bekommen.