[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der reichste Zigeuner der Welt

Dem reichsten Zigeuner der Welt, er lebte schon vierzig Jahre mit seiner Frau, wurde kein Kind geboren. Sie suchten sämtliche Ärzte auf, die es im Lande gab, denn sie hätten gern einen Erben gehabt. Schließlich fand ein Arzt auch heraus, was der Frau fehlte. Nach vierzigjähriger Ehe brachte die Frau eine Tochter zur Welt. Aber es gab einen riesengroßen Kummer für den Mann, er wollte nämlich zeigen, dass ihm eine schöne braunhäutige Tochter geboren ist, aber das Mädchen wurde Schneeflocke genannt, so weiß war es. Riesengroß war der Kummer des reichsten Zigeuners der Welt. Er sprach: »Wie kann einer sagen, dass dies ein Zigeunermädchen ist, wo man es sogar Schneeflocke genannt hat? Doch wenn es jemanden gäbe, der sie braun machen könnte, dass wenigstens eine Gesichtshälfte wie von Zigeunern wäre, damit man erkennt, dass es ein Zigeunermädchen ist, ich würde alles zahlen, was man verlangt!« Der eine machte dies, der andere machte das, aber sie schafften es nicht, denn so viel man das Mädchen auch behandelte, hiermit und damit quacksalberte, es war ganz erfolglos, das Mädchen wollte sich nicht verfärben. Das Mädchen war schon herangewachsen, es war sieben Jahre alt. In seinem siebten Jahr erschien eine Eisennase, die sprach: »Gebt mir das Mädchen für ein Jahr, ich mache es braun, dass nicht nur eine Gesichtshälfte, sondern beide Gesichtshälften gleich braun werden und jedermann es für ein Zigeunermädchen hält!« Der reichste Zigeuner der Welt sprach zur ihr: »Schau, wenn du das fertig bringst, dann sag mir nur: was für ein Haus soll ich dir kaufen, wie viel Joch Land?« Sie sprach: »Na, wir werden uns schon einigen, wenn ich das Mädchen gebräunt habe!« Schön, aber sie bedang sich aus: ein Jahr lang darf keiner kommen, um das Mädchen zu besuchen. Das war weiß Gott ein harter Schlag für den Mann, seine einzige Tochter ein Jahr lang nicht zu besuchen. Doch die teuflische Alte wichste ihr immer mit Schuhwichse das Gesicht. Als im Sommer die Sonne brannte, band sie das Mädchen an einen Baum mit dem Gesicht zur Sonne, von solcher Quacksalberei sollte das Gesicht braun werden. Aber was immer sie mit dem Mädchen anstellte - sie befeuchtete sein Gesicht, damit der Wind es färbte -, wenn sie das Mädchen wusch, war es wieder so, wie sie es mitgebracht hatte. Sie konnte also das Gesicht des Mädchens nicht braun machen. Zur Strafe für die alte Eisennase bezahlte der Mann, als das Mädchen erzählte, wie sie es gequält, in der Sonne angebunden und ihm allerlei Wichse aufs Gesicht geschmiert hatte, um es zu bräunen, die Gendarmen, damit sie sie ein Jahr lang mindestens einmal die Woche verprügelten, weil sie seine Tochter so gequält hatte. Insgeheim, ohne dass das Gericht davon wusste, verabreichten die Gendarmen der alten Eisennase alle Woche fünfundzwanzig Stockschläge. Das hat ihr gereicht. Nun ging der reichste Zigeuner der Welt zur Weltversammlung der Könige, und er bat darum, das Zigeunerland gründen zu dürfen. Es wurde ihm auch gewährt, das Zigeunerland zu schaffen, um die Zigeuner aus allen Teilen der ganzen Welt in einem Zigeunerland zu vereinigen. Das Gebiet des Zigeunerlandes erstreckte sich vom Uralgebirge bis zum Kokatok, es wird bis heute nicht für Dörfer oder Städte genutzt, sondern trägt bis heute Wiesen, Weiden und Wälder. Niemand wagt es für sich in Besitz zu nehmen, um darauf zu bauen, denn man rechnet immer damit, dass vielleicht der reichste Zigeuner der Welt Forderungen stellt, und wenn nicht er, dann irgendein Nachkomme. Es wurde ihnen von den Weltmächten gegeben, und sie können auch heute noch Anspruch darauf erheben. Aber heute gibt es niemand, der damit auftritt, dass er die Zigeuner vereinigen will, weil heute die Zigeuner eher darauf aus sind, auch Ungarn zu werden, und die schon ein bisschen vorangekommen sind, schämen sich schon, wenn man sie »Zigeuner« nennt. Gar nicht so wie damals, wo er sagte: »Nennt ihr mich nicht beim alten Namen, will ich nicht König eurer Länder sein.«