[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Mann Gottes als Meisterdieb

Ein Mann Gottes kam einst in die Stadt der Diebe, und die Diebe verlangten, dass er gleich ihnen stehlen sollte. Aber der Mann Gottes weigerte sich entschieden. Nun drohten sie, ihn zu töten. Da fügte er sich und willigte ein, mit ihnen zu stehlen. Er begann wie die anderen, doch er verstand sich aufs Stehlen ziemlich schlecht. Darum mochten ihn die Diebe nicht und achteten ihn gering. In dieser Lage betete er zu Gott: »Herr, der du mächtiger bist als alle Menschen, soll ich rechtschaffen leben, so lass mein Leben beendet sein. Willst du aber, dass ich am Leben bleibe, so hilf mir, dass ich tun kann, wie diese Leute hier.«

Gott beschloss, ihm zu helfen, und der Mann stahl nun wie alle anderen in der Stadt. Eines Tages ging er zu einem Ort, wo die Diebe oft zu stehlen pflegten. Dort begegnete er einem Mann, der sechzehn Rinder trieb. Zu dem sagte er: »Vater, erlaube, dass ich dir helfe.« Der Mann war einverstanden und ließ den Mann Gottes die Rinder treiben. Nach einer Weile war der Besitzer der Rinder hungrig geworden und eilte voraus. Da trieb der Mann Gottes die Rinder rasch auf einen Seitenweg und brachte sie von da in die Stadt der Diebe. Da waren die Leute von ihm begeistert. Sie schrieen vor Freude und meinten: »Jetzt glauben wir, dass dieser Mann ein Kind unserer Stadt ist.«

Am nächsten Tag machte er sich wieder auf den Weg. Diesmal traf er einen alten Mann, der sich mit einer Kiste voller Eier abmühte. Der Mann Gottes sprach zu ihm: »Gib sie her, ich werde dir tragen helfen.« Der alte Mann überließ ihm die Kiste. Als der Alte dann hungrig wurde, betrat er ein Haus. Da kehrte der Mann Gottes mit der Kiste schnell um und eilte auf einem anderen Weg heim. Als er mit seiner Beute in der Stadt anlangte, bewunderten ihn die Diebe noch mehr. Sie sprachen zu ihm: »Jetzt musst du nur noch eins schaffen, dann schicken wir dich nie wieder zum Stehlen. Wir kennen einen reichen Mann, bei dem kann niemand etwas mitgehen lassen, denn er hat viele kluge Hüter. Geh hin und stiehl die Matte, auf der er schläft!«

Der Mann Gottes war einverstanden. Unterwegs aber steckte er ein Haus in Brand. Die Hüter des reichen Mannes hörten davon und liefen hin, um dem Brand zuzusehen, und auch den Reichen packte bald darauf die Neugier. Nun konnte der Dieb ungehindert ins Haus und stahl die Schlafmatte. Die brachte er in die Stadt der Diebe. Außer sich vor Staunen sprachen da die Diebe: »Von nun an sollst du wirklich nie mehr stehlen müssen, denn du verstehst es besser als wir alle. Die Listen und Schliche des Diebsgewerbes sind dir so vertraut wie die eigene Haut. Einer von uns soll künftig dein Diener sein, und jeden Monat erhältst du von uns eine Summe Geldes.«