[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der König von England und seine drei Söhne

Es war einmal ein alter König, der hatte drei Söhne. Einst wurde er sehr krank, und er konnte nur wieder gesund werden, wenn er die goldenen Äpfel aß, die in einem weit entfernten Land wuchsen. Da bestiegen seine drei Söhne ihre Pferde, um diese Äpfel zu suchen. Gemeinsam brachen sie auf, und als sie zu einem Kreuzweg gelangten, hielten sie an. Sie kamen überein, sich hier zu einer bestimmten Zeit wieder zu treffen, denn keiner sollte vor dem andern heimkehren. Der älteste nahm die rechte Straße, der mittlere ritt geradeaus, und der jüngste wandte sich nach links.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen, wollen wir dem jüngsten folgen und die beiden andern sich selbst überlassen. Sie taugten auch nicht viel, wie sich zeigen wird.

Der jüngste Königssohn ritt über Hügel und durch Täler, über Berge und durch Schluchten, durch dichte Wälder und auf Schafspfaden, weiter, als ich es euch erzählen kann. Schließlich kam er zu einem baufälligen Haus am Rande eines großen Waldes. Vor der Tür saß ein gräulich aussehender alter Mann. Der Alte aber sagte ganz freundlich: »Guten Morgen, mein Königssohn.«

»Dir auch einen schönen guten Morgen, mein lieber Alter«, erwiderte der junge Prinz. Obgleich er über alle Maßen erschrocken war, wollte er sich's doch nicht anmerken lassen. Der Alte forderte ihn auf, abzusteigen und ins Haus zu gehen, um sich zu erfrischen. Zuvor sollte er sein Pferd in den Stall führen. Dann bekam er zu essen und fühlte sich gestärkt. Er fragte den Alten, woher er ihn kannte. »Ach du meine Güte«, antwortete der alte Mann, »ich kenne dich eben, und ich weiß auch, weshalb du ausgezogen bist, vielleicht besser als du selbst. Du wirst also heute Nacht hier bleiben müssen. Wenn du im Bett liegst, darfst du nicht erschrecken, was immer du erleben wirst. Es werden Frösche und Schlangen kommen, und sie werden versuchen, dir in den Mund und in die Augen zu kriechen. Aber denk dran: Du darfst dich nicht im Geringsten rühren, oder du wirst selbst zu einem dieser Wesen.«

Der arme Königssohn wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, legte sich jedoch hin. Gerade als er beim Einschlafen. war, kamen sie an, von allen Seiten und von oben und unten. Er aber rührte die ganze Nacht hindurch auch nicht ein Glied. »Nun, mein lieber Sohn, wie geht's dir heut?«

»Ach, danke schön, mir geht's gut. Doch habe ich nicht viel geschlafen.«

»Das macht nichts. Bis jetzt hast du dich wacker gehalten. Du wirst noch manches durchmachen müssen, bevor du die goldenen Äpfel für deinen Vater bekommst. Darum frühstücke erst einmal, dann begib dich zum Haus meines Bruders. Dein Pferd lass bei mir, bis du wiederkommst.«

Der alte Mann brachte ein ausgeruhtes Tier und reichte dem Königssohn ein Garnknäuel. Das warf er über den Kopf des Pferdes, genau zwischen die Ohren. Wie der Wind ritt der Prinz davon. Als er vor der Tür des Bruders hielt, begrüßte ihn dieser so freundlich wie der Alte am Tag zuvor. Er hatte langes graues Haar, und die Zähne standen ihm krumm und schief aus dem Mund. Sogleich führte er das Pferd in den Stall und rief den Königssohn ins Haus, gab ihm reichlich zu essen und zu trinken und sprach: »Nun, mein lieber Sohn, ich nehme an, du bist eins von den Kindern des Königs und willst die goldenen Äpfel suchen, die deinen Vater wieder gesund machen sollen.«

»Ja, ich bin der jüngste von drei Brüdern. Ich möchte die Äpfel gern finden, um sie meinem Vater zu bringen.«

»Das ist recht, mein Lieber. Morgen wirst du zu unserem ältesten Bruder reiten, und er wird dich an die Stelle schicken, wo du die Äpfel bekommst. Aber denk' daran: Heut Nacht darfst du dich nicht rühren, sonst wird großes Unglück über dich hereinbrechen.«

Der junge Mann legte sich ins Bett und ertrug geduldig die Frösche und Schlangen, die in noch größerer Zahl als in der Nacht zuvor über ihn herfielen. Am nächsten Morgen, nach einem kräftigen Frühstück, bekam er ein Pferd und ein Garnknäuel, das er über den Kopf des Tieres warf, genau zwischen die Ohren. Wie der Blitz ritt er davon und gelangte zum Haus des ältesten Bruders. Der alte Mann empfing ihn ebenfalls sehr freundlich und erzählte ihm, dass er ihn schon lange erwartet hatte. »Heute Nacht«, sagte er, »wird dich nichts stören, so dass du morgen früh nicht schläfrig bist. Du musst sehr früh aufstehen, denn du sollst ausziehen und noch am selben Tag zurückkehren. Auf Tausenden von Meilen wirst du kein Plätzchen zum Ausruhen finden. Und wenn es auch eins geben sollte, wäre es doch gefährlich, dort zu verschnaufen. In deiner eigenen Gestalt kämst du nicht mehr zurück. Nun, mein junger Königssohn, vergiß vor allem nicht, was ich dir jetzt sage. Wenn du morgen zu einem großen Schloss gelangst, das von schwarzem Wasser umgeben ist, dann binde dein Pferd an einen Baum. Drei Schwäne werden herbei schwimmen. Zu denen sage: ›Schwan, Schwan, im Namen des Greifs vom Grünenwald, trag mich hinüber.‹ Und die Schwäne werden dich auf die andere Seite bringen. Dann musst du durch drei große Tore gehen. Das erste wird von vier mächtigen Riesen mit gezogenen Schwertern bewacht, das zweite von Löwen und das dritte von Feuer speienden Schlangen und Drachen. Sei genau um ein Uhr vor dem Schloss und verlasse es Punkt zwei Uhr und nicht einen Augenblick später. Geh ohne Furcht an den Torwächtern vorbei, sie werden fest schlafen. Im Schloss musst du dich nach rechts wenden, du wirst durch prächtige Zimmer kommen, steig die Treppe hinunter, geh durch die Küche und durch eine Tür auf der linken Seite in den Garten hinaus. Und da steht der Baum mit den Äpfeln, die du für deinen Vater suchst. Fülle deine Tasche, doch beeile dich und bitte die Schwäne, dich wieder auf die andre Seite zu bringen. Sitzt du dann auf deinem Pferd und hörst Geschrei und Getöse hinter dir, sieh dich unter keinen Umständen um. Du wirst verfolgt werden, aber sobald du dich meinem Haus näherst, bist du gerettet. Nun, junger Mann, habe ich dir alles gesagt, was du morgen zu tun hast. Sei frohen Muts und kehr zurück, so schnell du kannst. Ich aber möchte noch gern wissen, wie es dir bei meinen Brüdern ergangen ist.«

»Um die Wahrheit zu sagen, dein jüngster Bruder nahm mich freundlich auf. Und doch dachte ich, dass er mich ins falsche Bett gesteckt hätte, denn er ließ die liebe lange Nacht Schlangen und Frösche über mich herfallen. Dein zweiter Bruder sagte zu mir: ›Das musste so sein, und bei mir wird es dir sogar noch schlimmer ergehen‹, aber er setzte hinzu, in deinem Bett würde mich nichts mehr plagen.«

»Jetzt wollen wir schlafen gehen. Du brauchst dich nicht zu fürchten, denn hier gibt es tatsächlich keine Schlangen und Frösche.«

Der junge Mann legte sich ins Bett und schlief die Nacht hindurch friedlich. Am nächsten Morgen stand er frisch auf wie eine soeben gefangene Forelle. Nach dem Frühstück brachte der Alte ein Pferd aus dem Stall. Während er es sattelte, warnte er ihn vor einer hübschen Prinzessin. Er sollte sich bei ihr nicht allzu lange aufhalten, weil sie jeden Augenblick erwachen konnte. Dann würde er in eins der grässlichen Ungeheuer verzaubert, die die Tore bewachten.

Nun bestieg der Königssohn sein Ross und flog davon, geschwind wie eine Gewehrkugel. Schließlich erblickte er das Schloss. Er band sein Pferd an einem Baum fest und zog seine Uhr heraus. Es war schon kurz vor eins. Da rief er: »Schwan, Schwan, im Namen des Greifs vom Grünenwald, trag mich hinüber.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, waren sie auch schon ausgeführt. Zwei Schwäne schwammen nebeneinander, und der dritte schwamm ihnen voraus. Auf ihnen gelangte er im Nu hinüber. Schnell sprang er ans Ufer und marschierte an den Riesen, Löwen, Feuer speienden Schlangen und Drachen vorbei, die in tiefem Schlaf lagen, wenn auch nur für eine Stunde. Er ging ins Schloss hinein und wusste, dass er dabei Kopf und Kragen aufs Spiel setzte.

Zuerst wandte er sich nach rechts, kam durch mehrere Zimmer und gelangte in ein prächtiges Schlafzimmer. Auf einem goldenen Bett lag eine wunderschöne Prinzessin, auch sie schlief fest. Voller Bewunderung betrachtete er sie. Dann nahm er sein Strumpfband ab und band es ihr ums Bein, während er das ihre für sich behielt. Auch ihre goldene Uhr und ihr Taschentuch vertauschte er mit seiner Uhr und seinem Tuch. Er wollte ihr noch einen Kuss geben, doch sie öffnete schon halb die Augen. Da erinnerte er sich, dass die Zeit knapp war, lief die Treppe hinunter und durchquerte eilig die Küche. Auf dem Fußboden sah er die Köchin liegen, alle viere von sich gestreckt. In der einen Hand hielt sie das Messer, in der andern die Gabel. Im Garten fand er den Baum mit den Äpfeln und füllte damit seine Tasche. Als er wieder durch die Küche kam, war die Köchin schon halbwach, und er musste eilen, weil die Stunde fast um war. Er rief die Schwäne. Sie trugen ihn hinüber, obwohl er durch die Äpfel etwas schwerer war als zuvor.

Kaum hatte er sein Pferd bestiegen, hörte er ein Donnergetöse hinter sich. Der Zauber war gebrochen, und die Ungeheuer versuchten ihn einzuholen, aber vergebens. Wie froh war er, als er das Haus des ältesten Bruders erblickte. »Herzlich willkommen, mein Junge«, sagte der Alte zu ihm, als er vor dem Haus hielt. »Ich bin froh, dass du wieder da bist. Komm herein und iß etwas. Ich weiß, du wirst hungrig sein nach allem, was du durchgemacht hast. Schon viele Königssöhne sind hier vorbeigekommen. Alle wollten ins Schloss, aber keiner kehrte zurück. Du bist der einzige, der den Zauber gebrochen hat.«

Nachdem der Prinz gegessen hatte, blickte er sich um und fand, dass das Haus und der Garten abscheulich aussahen. Auch der alte Mann mit seinen ungeschnittenen, zottigen Haaren bot keinen schönen Anblick. Er konnte kaum gehen, denn seine Zehennägel waren lang und gebogen wie Widderhörner. Sie kamen zu einem Brunnen. Da gab der Alte dem Prinzen ein Schwert und gebot, ihm den Kopf abzuschlagen und in den Brunnen zu werfen. Gegen seinen Willen gehorchte der Prinz.

Doch kaum hatte er den Kopf in den Brunnen geworfen, da sprang der schönste junge Mann auf, den man sich nur vorstellen kann. Und an der Stelle des alten Hauses und des wüsten Gartens befand sich ein herrliches Schloss und ein ausgedehnter Park; Beim Abschied schüttelten sie sich kräftig die Hände, und der Königssohn begab sich zu den andern beiden Alten. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, er musste mit ihnen ebenso verfahren wie mit ihrem ältesten Bruder. Auch sie wurden zu schönen jungen Männern, und ihre alten Häuser verwandelten sich in prächtige Schlösser mit einer herrlichen Umgebung.

Auf seinem eigenen Pferd ritt der junge Prinz nun über Hügel und durch Täler, über Berge und durch Schluchten und achtete wohl darauf, seine Äpfel nicht zu verlieren. Am festgelegten Tage gelangte er endlich zum Kreuzweg, wo er seine Brüder treffen sollte. Sie waren aber noch nicht da, und er bemerkte auch keine Hufspuren. Weil er sehr müde war, legte er sich zum Schlafen nieder und band das Pferd an seinem Fuß fest. Die Äpfel legte er sich unter den Kopf. Kurz darauf trafen die beiden Brüder ein. Sie wollten ihn nicht wecken, sondern sprachen zueinander: »Wir sollten zuerst einmal nachsehen, was für Äpfel er unter seinem Kopf hat.« Sie nahmen einen und probierten ihn. Da fanden sie, dass er von den ihren sehr verschieden war. Darum vertauschten sie alle seine Äpfel gegen ihre eigenen. So schnell sie konnten, ritten sie zu ihrem Vater nach London, den Bruder ließen sie schlafend zurück.

Nach einer Weile erwachte er, und da er die Hufspuren erblickte, stieg er auf und setzte seinen Weg fort. Er dachte nicht daran, dass die Äpfel vertauscht sein könnten. Als er sich London näherte, hörte er die Glocken in der Stadt läuten, wusste jedoch nicht, was das zu bedeuten hatte. Er kam zum Schloss, und dort erfuhr er, dass sein Vater wieder gesund geworden war. Seine Brüder hatten ihm schon die richtigen Äpfel gebracht. Der König freute sich, seinen jüngsten Sohn wieder zu sehen, und war begierig, auch seine Äpfel zu kosten. Er fand sie sehr schlecht und fürchtete, dass sie giftig wären. Da wurde er sehr böse und schickte eilig nach dem Henker, der sollte dem jüngsten Sohn den Kopf abschlagen. Dem Henker tat der Königssohn leid. Er fuhr mit ihm hinaus in einen nahe bei der Stadt gelegenen Wald, schlug ihm aber nicht den Kopf ab, sondern ließ ihn laufen.

Im gleichen Augenblick kam ein großer, zottiger Bär an. Der Prinz, der arme Kerl, erschrak so sehr, dass er auf einen Baum kletterte. Der Bar riet ihm jedoch, herunterzukommen. Er musste dem Königssohn sehr zureden, ehe er herabstieg. »Ich will dir kein Leid antun«, sprach der Bär, »und es ist besser für dich, wenn du mit mir gehst, denn bei mir wirst du mit allem reichlich versorgt werden. - Ich erschrak auch sehr«, fuhr er fort, »als ich dich und den andern Mann sah. Denn ich glaubte, ihr hättet Gewehre mit und würdet auf mich schießen. Aber als der Mann mit dem Wagen davonfuhr und dich allein zurückließ, fasste ich Mut und kam heran, um zu sehen, wer du bist, und jetzt weiß ich es ganz genau. Bist du nicht der jüngste Königssohn? Ich habe dich und deine Brüder schon oft in diesem Wald beobachtet. Ich heiße Jubal und bin nur verkleidet. Und jetzt führe ich dich dahin, wo ich mit meinen Gefährten lebe.«

Der junge Prinz erzählte ihm unterwegs seine Geschichte von Anfang bis zu Ende. »Und hier bin ich nun unter deinem Schutz«, fügte er hinzu. Darauf antwortete der Bär: »lass gut sein, Bruder, solange du bei mir bist, wird es dir wohl ergehen.« Er führte ihn zu einigen Zelten. Seine Gefährten sahen die beiden kommen, und die Mädchen riefen: »Da ist ja unser Jubal und noch dazu mit einem jungen Mann.« Bald erkannten alle den Prinzen, denn sie waren ihm schon manches Mal im Wald begegnet. Jubal bat sie, recht freundlich zum Prinzen zu sein, und so erfüllten sie ihm denn jeden Wunsch.

Ohne den zottigen Bärenpelz war Jubal ein schöner junger Mann und bald der beste Freund des Prinzen. Viele glückliche Tage verbrachten sie im Wald. Nur eins bekümmerte den Königssohn: Er harte die goldene Uhr verloren, die der Prinzessin im Schloss gehörte, und er wusste nicht, wo.

Einst ging er mit Jubal im Wald umher, und sie gelangten zu dem Baum, unter dem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Der Königssohn sah zu den Zweigen hinauf und erblickte in den Zweigen die Uhr. »Jubal, Jubal«, rief er, »da oben im Baum ist meine Uhr.« Und im Nu war er hinaufgestiegen.

Während das geschah, hatte die Prinzessin im Schloss bemerkt, dass ihre Uhr, ihr Strumpfband und ihr Taschentuch vertauscht worden waren, und sie erkannte, dass einer der Söhne des Königs von England da gewesen sein musste. Mit vielen Bewaffneten brach sie auf und segelte nach England. Dort angekommen, ging sie gradewegs zum König. Sie bat ihn, seine Söhne zu holen, einen nach dem andern. Als sein ältester vor sie hintrat, fragte sie ihn: »Bist du jemals in meinem Schloss mit den drei Toren und den gefährlichen Torhütern gewesen?«

»Ja«, antwortete er. Da warf sie ein Taschentuch auf die Erde und verlangte, dass er, ohne zu stolpern, auf das Tuch trat. Aber wie er seinen Fuß darauf setzte, fiel er hin und brach das Bein. Nun wurde er von ihren Bewaffneten weggebracht. Der König rief seinen zweiten Sohn herbei. Ihm stellte sie die gleiche Frage, und ihm erging es wie seinem Bruder. Auch er wurde gefangen genommen. »Hast du nicht noch einen Sohn?« fragte die Prinzessin den König. Der begann zu zittern wie Espenlaub. Vor Angst wusste er nicht, was er sagen sollte. Schließlich schickte er nach dem Henker und fragte ihn, ob er seinen Sohn wirklich getötet hätte. »Er ist gerettet, Herr König.«

»Dann bring ihn sofort her, oder ich bin verloren.«

Zwei der schnellsten Pferde wurden vor den Wagen gespannt. Der Henker und ein Diener fuhren davon, um den Prinzen zu suchen. Als sie zu dem Baum gelangten, bei dem der Henker ihn freigelassen hatte, saß der Prinz oben in den Zweigen und war gerade dabei, die Uhr herunterzuholen. So entdeckte der Henker Jubal zuerst. Er fragte ihn, ob er nicht einen jungen Mann im Wald gesehen hätte. Jubal, der den prächtigen Wagen bemerkte, dachte, das könne nichts Schlechtes bedeuten. Darum zeigte er zum Baum hoch. Da bat der Mann den Königssohn herabzusteigen, denn es wäre eine Prinzessin gekommen, die ihn sehen wollte. »Ha, ha, ha, Jubal, mein Bruder, hast du jemals in deinem Leben so etwas gehört?«

»Nennst du ihn deinen Bruder?«

»Ja, denn er ist besser zu mir gewesen als meine Brüder.«

»Wenn er so freundlich zu dir war, dann soll er dich ins Schloss begleiten.«

Als der Prinz vor der Prinzessin erschien, fragte sie ihn, ob er in ihrem Schloss mit den drei Toren gewesen wäre. Er lächelte nur, und die Prinzessin sagte: »Tritt auf dieses Taschentuch, aber ohne zu stolpern.« Er trat viele Male auf das Tuch, tanzte sogar darauf, und es passierte ihm nichts. »Das ist er!« rief sie, und beide zogen das Strumpfband, das Taschentuch und die goldene Uhr heraus. Dann befahl sie, eine große Kiste herein zu tragen und zu öffnen. Eine kostbare Uniform kam zum Vorschein, wie sie nicht einmal ein Kaiser trug. Als der Prinz sie anlegte, konnte der König ihn kaum anschauen, so sehr blendeten ihn das Gold und die Diamanten auf dem Mantel seines Sohnes.

Die Prinzessin forderte den Prinzen auf, mit ihr heimzuziehen, in ihr Land, das er vom Zauber befreit hatte. Doch zuvor besuchte sie das Bärenlager. Sie überreichte den Waldbewohnern viele schöne Geschenke als Dank für die freundliche Aufnahme, die sie dem Königssohn gewährt hatten. Vor der Abreise ordnete der Prinz an, dass seine beiden Brüder eine Zeitlang eingesperrt, danach aber freigelassen werden sollten. Dem König riet er, ein andermal nicht so voreilig zu sein und einen Menschen nicht ohne guten Grund zu verurteilen.