[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Hund mit den kleinen Zähnen

Es war einmal ein Kaufmann, der reiste viel in der Welt umher. Auf einer seiner Reisen griffen ihn Diebe an, und sie hätten wohl sein Geld wie auch sein Leben genommen, wenn nicht ein großer Hund zu seiner Rettung gekommen wäre und die Diebe vertrieben hätte. Als der Hund die Diebe weggetrieben hatte, nahm er den Kaufmann in sein Haus mit, das war sehr hübsch. Er verband seine Wunden und pflegte ihn, bis er wieder gesund war. Sobald er wieder reisen konnte, machte sich der Kaufmann auf die Heimreise. Aber bevor er aufbrach, sagte er dem Hund, wie dankbar er war für seine Freundlichkeit, und er fragte ihn, welche Belohnung er ihm dafür anbieten könne. Er sagte, er würde sich nicht weigern, ihm das kostbarste Ding zu geben, das er besitzt.

Und so sagte der Kaufmann zu dem Hund: »Nimmst du einen Fisch an, den ich besitze und der zwölf Sprachen spricht?«

»Nein«, sagte der Hund, »den will ich nicht.«

»Oder eine Gans, die goldene Eier legt?«

»Nein«, sagte der Hund, »die will ich nicht.«

»Oder einen Spiegel, in dem du sehen kannst, was jeder denkt?«

»Nein«, sagte der Hund, »den will ich nicht.«

»Was willst du dann haben?« sagte der Kaufmann. »Ich will kein solches Geschenk haben«, sagte der Hund, »aber lass mich deine Tochter holen und sie in mein Haus nehmen.«

Als der Kaufmann das hörte, war er bekümmert, aber was er versprochen hatte, musste geschehen. Und so sagte er zu dem Hund: »Du kannst kommen und meine Tochter holen, wenn ich eine Woche zu Hause gewesen bin.« So kam der Hund am Ende der Woche zum Haus des Kaufmanns, um dessen Tochter zu holen. Aber als er hinkam, blieb er vor der Tür und wollte nicht hereinkommen. Aber die Tochter des Kaufmanns tat, wie ihr der Vater gesagt hatte, und kam aus dem Haus heraus. Sie war für die Reise gekleidet und bereit, mit dem Hund zu gehen. Als der Hund sie sah, sah er erfreut drein und sagte: »Spring auf meinen Rücken, und ich werde dich mit mir nehmen zu meinem Haus.«

So stieg sie auf den Rücken des Hundes, und fort ging es mit großer Geschwindigkeit, bis sie das Haus des Hundes erreichten, und das war viele Meilen weit weg. Aber nachdem sie einen Monat im Haus des Hundes gewesen war, fing sie an, den Kopf hängen zu lassen und zu weinen. »Warum weinst du?« sagte der Hund. »Weil ich zu meinem Vater zurückgehen möchte«, sagte sie. Der Hund sagte: »Wenn du mir versprichst, dass du zu Hause nicht länger als drei Tage bleibst, will ich dich hinbringen. Aber zuerst«, sagte er, »wie nennst du mich?«

»Einen großen, ekelhaften Hund mit kleinen Zähnen«, sagte sie. »Dann werde ich dich nicht gehen lassen«, sagte er.

Aber sie weinte so jämmerlich, dass er wieder versprach, sie nach Hause zu bringen. »Aber bevor wir aufbrechen«, sagte er, »sag mir, wie du mich nennst.«

»Oh, dein Name ist Süß-wie-eine-Honigwabe«, sagte sie. - »Spring auf meinen Rücken«, sagte er, »und ich bringe dich nach Hause.«

So trabte er mit ihr auf dem Rücken fort und dahin vierzig Meilen weit, bis sie an einen Zaunüberstieg kamen. »Und wie nennst du mich?« sagte er, bevor sie über den Zauntritt gelangten. Das Mädchen dachte, sie wäre schon sicher auf ihrem Weg, und sagte: »Einen großen, ekelhaften Hund mit kleinen Zähnen.« Aber als sie das sagte, sprang er nicht über den Zaun, sondern drehte auf der Stelle um und galoppierte zurück zu seinem eigenen Haus, und das Mädchen hatte er auf dem Rücken.

Es verging eine weitere Woche, und wieder weinte das Mädchen so bitterlich, dass der Hund ihr wieder versprach, sie zu ihres Vaters Haus zu bringen. So setzte sich das Mädchen wieder auf den Rücken des Hundes, Und sie erreichten den ersten Zauntritt wie vorher. Und da hielt der Hund an und sagte: »Und wie nennst du mich?«

»Süß-wie-eine-Honigwabe«, antwortete sie.

Da sprang der Hund über den Zaun, und es ging zwanzig Meilen weiter, bis sie dann an einen anderen Zauntritt kamen. »Und wie nennst du mich?« sagte der Hund und wedelte mit dem Schwanz. Sie dachte mehr an ihren Vater und an ihr Zuhause als an den Hund, und so antwortete sie: »Einen großen, ekelhaften Hund mit kleinen Zähnen.« Da geriet der Hund in großen Zorn, und er drehte auf der Stelle um und galoppierte wie zuvor zurück zu seinem eigenen Haus.

Nachdem sie eine weitere Woche lang geweint hatte, versprach ihr der Hund wieder, sie zu ihres Vaters Haus zurückzubringen. So stieg sie noch einmal auf seinen Rücken, und als sie zu dem ersten Zauntritt kamen, sagte der Hund: »Und wie nennst du mich?«

»Süß-wie-eine-Honigwabe«, sagte sie. Da sprang der Hund über den Zaun, und weiter ging's. Nun nahm sich aber das Mädchen vor, die liebevollsten Dinge zu sagen, die ihr einfallen wollten, und so erreichten sie ihres Vaters Haus.

Als sie zu der Haustür des Kaufmanns kamen, sagte der Hund: »Und wie nennst du mich?« Gerade in dem Augenblick vergaß das Mädchen, welche liebevollen Worte sie eigentlich sagen wollte, und fing an: »Einen großen -«, aber der Hund begann sich umzudrehen, und sie hielt sich am Türriegel fest und wollte gerade sagen; »ekelhaften«, als sie sah, wie bekümmert der Hund dreinschaute. Und weil sie sich erinnerte, wie freundlich und geduldig er mit ihr gewesen war, sagte sie: »Süßer-als-eine-Honigwabe.«

Als sie dies gesagt hatte, dachte sie, der Hund würde es zufrieden sein und davon galoppieren. Stattdessen aber stellte er sich plötzlich auf seine Hinterbeine, und mit den Vorderpfoten zog er seinen Hundekopf herunter und warf ihn hoch in die Luft. Sein Fellgewand fiel ab, und da stand der hübscheste junge Mann der Welt, und er hatte die schönsten und kleinsten Zähne, die man je gesehen hat. Natürlich heirateten sie und lebten miteinander glücklich und in Frieden.