[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der erzürnte Heilige

Es lebte einmal ein Alter mit seiner Alten. Sie hatten Land, doch bearbeiteten sie es meist nicht. Sie waren sehr arm, sie arbeiteten selten einmal, gewiss waren sie zu schwach dazu - immer lag das Land brach, nichts war gesät. Sie gingen oft in die Schenke. Alle spotteten über den Armen, soviel sie nur konnten. Alle haben schon gepflügt, doch sein Feld liegt noch da. Wenn er einmal anfängt zu pflügen, dann kommt weder seine Stute von der Stelle, noch kann er selbst etwas ausrichten. Er ist schwach, die Stute ist schwach. Er pflügt mit der Stute, doch wie -.

Da kommen zwei junge Herren des Weges gegangen. Und die jungen Herren sagen: »Helf Gott!«

»Danke den jungen Herren.« Sie fragen ihn: »Warum ist bei allen anderen das Land schon gepflügt und bei dir nicht?« Er antwortet: »Seht, ich selber kann nicht, und meine Stute ist zu schwach, und zu essen habe ich zu Hause auch nichts.«

»Dann«, sagen sie, »geh nur nach Hause. Wir werden jetzt ein bisschen pflügen.«

Er kam nach Hause. Da sagte seine Frau: »Kaum bist du weg, da kommst du auch schon wieder angekrochen!«

»Und warum komme ich wohl angekrochen? Zwei junge Herren sagten: ›Geh nach Hause, wir werden ein bisschen für dich pflügen.‹ Da bin ich eben nach Hause gegangen.« Das Weib schimpft ihn aus und sagt: »Geh, sie werden dir auch noch die Stute stehlen!« Er ging los, denn er konnte ihr Geschimpfe nicht mehr aushalten. Er sieht: Sie pflügen das Brachland allein, die Stute haben sie freigelassen. Die beiden pflügen, und der ganze Acker ist schon umgepflügt.

Er kommt heran zu ihnen. »Hast du was zum Säen?« Er sagt: »Ich habe nichts.«

»Na, dann bemühe dich und besorge dir wenigstens eine kleine Handvoll.« Er dankte, ging los und besorgte sich eine Handvoll. »Wenn der Weizen nur in den Boden kommt, dann ist schon alles gut.« Mit einer Handvoll haben sie alle Felder besät.

Es kam die Zeit, da der Weizen zu keimen begann. Auch er ging hinaus, als alle Welt hinauszog, die Äcker zu besuchen, und er ging mit seinem Weibe zu seinem Feld. Und sein Weizen ging auf wie am See das Schilfröhricht! Ganz dunkelgrün war sein Ackerstreifen.

Und er ging mit seinem Weiblein seinen Weizen besuchen. Er und sein Weiblein setzten sich auf der Wiese am Rande des Ackers nieder. Die Weizenhälmlein sprechen untereinander: »Peterchen, Peterchen, mir ist eng!« so raschelt es in einem fort.

Als sie lange genug bei ihrem Weizen gewesen waren, gingen sie am Feldrain entlang. Da treffen sie wieder die beiden jungen Herren. Sie sagen »Gelobt sei« und fragen: »Wenn ihr pflügt, wer hat es schwerer, das Pferd oder der Mensch?« Er antwortete: »Das Pferd - wohl deswegen, weil es den Pflug ziehen muss.«

»Mit Gott«, und die beiden jungen Herren gingen, wohin sie zu gehen hatten.

Wie die beiden so ihres Weges gehen, sagt der eine zum anderen: »Er wird diesen Weizen nicht ernten. Es soll ein Regen kommen und ein Hagel, und die werden ihn mit Eisschloßen zunichte machen.« Da ging der andere der beiden Gefährten zu dem armen Mann und sagte: »Verkaufe, denn du wirst den Weizen nicht ernten.« Da verkaufte er und bekam viel Geld. Als es aber heftig regnete und witterte, wurde alles vollständig zerschlagen - es blieb nur die schwarze Ackererde.

Und wieder fragte der eine der beiden Gefährten den anderen: »Dem armen Manne wurde wohl ein großer Schaden zugefügt?« Da sagte sein Gefährte: »Ich habe gehört, er hat vorher verkauft und viel Geld dafür bekommen.«

»Oh, dann warte, dann muss der Weizen wiederhergestellt werden. Der arme Käufer dauert mich - einen Unschuldigen hat es getroffen!« Und zu dem Alten kam wieder der Gefährte, der ihm schon einmal geraten hatte: »Tausche zurück! Der Weizen ist vernichtet - da wird der Käufer dir noch viel Geld erlassen!« Und jener tauschte mit Freuden zurück, und er erließ dem Armen noch viel Geld.

Da wurde das Wetterchen schön warm, ein milder feiner Regen rauschte hernieder - der Weizen begann wieder zu keimen, er spross empor, und wieder stehen die Halme wie eine Mauer. Der erste der beiden Gefährten sagt: »Da tut es ihm jetzt wohl leid, dass er verkauft hat?«

»Ich habe aber gehört, dass er es wieder zurückgekauft hat. Der andere hat ihm noch Geld dafür erlassen.« Darauf der Gefährte: »Dann ist er klüger als ich. Warte mal: Wenn er den Weizen gemäht hat und zu dreschen beginnt, dann soll er von jedem Drusch nur ein Pud haben.«

Der andere der beiden Gefährten kam wieder zu dem Alten: »Breite nicht die ganze Tenne voll, sondern lege nur immer eine Garbe hin, dann bekommst du jedes Mal ein Pud Weizen von einer Garbe!« So drosch er und drosch, bis er eine reiche Menge ausgedroschen hatte.

Der eine der Gefährten fragt: »Hat dieser arme Mann denn viel ausgedroschen?«

»Ich habe gehört: Eine Garbe hat er hingebreitet und hat von jeder ein Pud Weizen bekommen.« Das brachte den anderen in Wut: »Aha, er ist also klüger als ich!« sagte er zornig. »Es soll«, sagte er, »ein gewaltiges Gewitter kommen, der Speicher in Brand geraten und alles zu Asche verbrennen!« Der andere Gefährte berichtete wieder dem Armen: »Pass auf«, sagte er, »mach folgendes: Kaufe ein Pud und ein Pfund Wachs und gieße zwei Kerzen - eine aus dem ganzen Pud und eine andere aus dem Pfund und bringe sie zum Fest des Kirchenheiligen zum Altar und zünde beide an. Und wenn jemand dich fragt, warum du eine ganz große und eine ganz kleine anzündest, dann antworte: ›Sieh, die große brennt für die irdische Ernte, für den heiligen Paulus, und die kleine für den heiligen Petrus.‹« Als Paulus das hörte, sagte er: »Also für mich brennt er eine größere Kerze - nun, so soll er auch den Weizen ernten.« (Paulus war böse, weil er den Pflug hatte ziehen müssen, während Petrus ihn nur an den Griffen zu halten brauchte.)