[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Drache mit den sieben Köpfen

Es war einmal, wie noch nie - wenn es nicht gewesen wäre, würde man es nicht erzählen, - in einem Reich ein ungeheuerer Drache. Der hatte sieben Köpfe, lebte in einer Grube und nährte sich nur von Menschenfleisch. Wenn er zum Fressen auszog, floh alle Welt, sperrte sich in die Häuser ein und hielt sich verborgen, bis er seinen Hunger an irgendeinem Wanderer gestillt hatte, den sein Schicksal in den Tod getrieben hatte. Alle Menschen der Gegend zitterten vor der Bosheit und Grausamkeit des Drachens. Tag und Nacht beteten sie. Mit Gebeten und allem, was es gibt, versuchten sie es zu erreichen, dass Gott die arme Menschheit von diesem unersättlichen Untier befreie, aber vergeblich. Alle möglichen Zauberer wurden herbeigeholt, aber sie trugen mit ihren Künsten nur Schande davon.

Endlich, als der Kaiser sah, dass alles vergeblich war, beschloss er, dem Helden, der das Reich von diesem Schrecken befreien würde, seine Tochter zur Frau und das halbe Kaiserreich dazu zu geben und gab diesen Beschluss der ganzen Welt bekannt.

Schau, nachdem diese Nachricht in das Land gegangen war, beschlossen mehrere tapfere Männer, miteinander sich auf die Lauer zu legen und besprachen sich darüber, wie sie das Land von einem so schrecklichen Drachen befreien könnten. Sie einigten sich untereinander und beschlossen, ein Feuer am Rande der Stadt zu machen, die dem Ort, an dem der Drache hauste, am nächsten gelegen war, und wo sich auch der Sitz des Kaisers befand. Sie wollten dort der Reihe nach Wache halten, immer je einer, während die anderen schlafen sollten. Und damit nicht etwa der, der Wache halten sollte, einschliefe und vielleicht der Drache käme und sie alle fräße, taten sie ein Gelöbnis, dass derjenige, der das Feuer ausgehen lasse, getötet werde, zur Strafe dafür, dass er geschlafen habe, während er hätte wachen müssen.

Mit diesen Helden verbrüderte sich auch ein Jüngling aus rumänischem Stamme, der von dem Versprechen des Kaisers gehört hatte und gekommen war, auch sein Glück zu versuchen. Sie brachen alle auf, wählten einen Platz in der Nähe der Drachengrube und begannen Wache zu halten.

Sie lauerten einen Tag, zwei Tage, mehrere Tage, und es geschah nichts. Aber eines Tages, nach Sonnenuntergang, als unser kühner Jüngling an der Reihe war zu wachen, brach der Drache aus seiner Grube auf und näherte sich den Männern, die neben dem Feuer schliefen. Unserem Helden, der wachte, wurde das Herz wie ein Floh, aber er ermannte sich rasch, und siehe, er warf sich mit dem nackten Säbel in der Hand auf den Drachen und kämpfte mit ihm, bis er ihn sicher hatte und: hrrst!, schlug er ihm einen Kopf ab, hrrst!, schlug er ihm noch einen ab, und so, einen nach dem anderen, schlug er ihm sechs Köpfe ab. Der Drache krümmte sich vor Schmerz, schlug mit dem Schweif, dass man schaudern konnte vor Entsetzen. Unser Tapferer aber kämpfte auf Leben und Tod, während seine Genossen tief schliefen.

Als er sah, dass sie nicht erwachten, nahm er alle Kraft zusammen, warf sich noch einmal auf den furchtbaren Drachen und schlug ihm auch das Haupt, das ihm noch geblieben war, ab. Da floss schwarzes Blut aus dem unreinen Tier, siedete schrecklich auf und floss und floss, bis es das ganze Feuer ausgelöscht hatte.

Was sollte unser Held nun tun, damit seine Genossen das Feuer nicht ausgelöscht fänden, wenn sie erwachten? Denn es war ja ihre Abmachung, den zu töten, der das Feuer ausgehen lassen würde. Er machte sich also zuerst daran und schnitt die Zungen aus den Köpfen des Drachen, steckte sie zu sich, dann stieg er, so schnell er konnte, auf einen hohen Baum und blickte nach allen Richtungen, um zu sehen, ob er irgendwo Licht entdeckte. Er wollte dann dorthin gehen und ein wenig Feuer verlangen, um ihr ausgelöschtes Wachfeuer wieder anzuzünden.

Er suchte hier und dort und sah nirgends Licht. Noch einmal blickte er mit großer Aufmerksamkeit nach allen Seiten, und da entdeckte er in einer unglaublichen Entfernung einen Funken, der kaum noch leuchtete. Da kroch er von dem Baum herunter und brach dorthin auf.

Er ging und ging, bis er in einen Wald gelangte, in dem er die Abendröte antraf, die er aufhielt, damit die Nacht später aufhöre. Er ging dann weiter und weiter und fand die Mitternacht und musste sie binden, damit sie die Abendröte nicht einhole. Was sollte er tun, wie sollte er es anstellen, um zum Ziel zu gelangen? Er bat sie, ihm zu helfen, einen Baum auf den Rücken zu nehmen, den er, wie er sagte, von der Wurzel abgeschnitten habe. Er forderte sie auf, sich mit dem Rücken gegen den Baum zu stellen, um zu stoßen, während er ihn von der anderen Seite mit den Händen herausziehen wolle, damit er ihm dann auf den Rücken falle und er ihn zu seinem Arbeitsplatz bringen könne.

Die Mitternacht stellte sich aus Mitleid auf seine Bitte hin, mit dem Rücken gegen den Baum, den er ihr gezeigt hatte, und während sie sich bemühte, band er sie an den Baum fest und ging weiter, denn er hatte keine Zeit zu verlieren.

Er hatte nicht mehr weit zu gehen, da traf er auf die Morgenröte. Aber die Morgenröte nahm sich nicht viel Zeit, mit ihm zu sprechen; sie sagte, dass sie der Mitternacht nachgehen müsse, die sie verjagt habe. Er tat, was er tun konnte, und brachte auch sie gut unter, wie die beiden anderen, aber erst nach größerem Kopfzerbrechen. Dann ging er weiter und gelangte endlich zu einer großen Höhle, in der er das Feuer gesehen hatte.

Hier traf ihn neues Ungemach. In dieser Höhle lebten Riesen, die nur ein Auge mitten in der Stirne hatten. Er verlangte von ihnen Feuer, aber sie legten, statt ihm Feuer zu geben, Hand an ihn und banden ihn. Drauf stellten sie einen Kessel mit Wasser auf das Feuer und bereiteten sich vor, ihn darin zu kochen und dann aufzufressen.

Aber gerade, als sie ihn in den Kessel werfen wollten, hörte man Lärm nicht weit von der Höhle. Alle liefen hinaus und ließen nur einen Alten zurück, der das Essen fertig machen sollte. Als sich unser Held allein mit dem alten Riesen sah, sann er auf Rache. Der Riese band ihn los, um ihn in den Kessel zu werfen. Unser Held aber nahm ein Holzscheit und stieß es geradezu in das Auge des Alten, blendete ihn, und ohne ihm Zeit zu lassen, auch nur noch: krk! zu sagen, brachte er ihn zu Fall und stieß ihn in den Kessel.

Er nahm das Feuer, dessentwegen er gekommen war, brach glücklich auf und kam mit heiler Haut davon.

Als er zu der Morgenröte gelangt war, gab er ihr freien Weg. Dann machte er sich auf die Beine und lief, bis er zur Mitternacht gekommen war, band auch sie frei und ging dann auch zur Abendröte, die er wegschickte, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Als er bei seinen Genossen anlangte, schliefen die alle noch. Noch immer hatte das Licht des Tages nicht begonnen, sich zu zeigen, so lang war diese Nacht, da unser Held ihren Lauf aufgehalten hatte. So hatte er genügend Zeit gehabt, nach dem Feuer herumzulaufen, das er brauchte.

Er hatte noch nicht angefangen, das Feuer gut anzuzünden, als seine Genossen aufzuwachen begannen. Da sagten sie: »Diese Nacht war aber lang, Vetter!«

»Lang ja, Vetterchen«, antwortete unser Held und blies aus voller Brust, um das Feuer anzufachen. Sie standen auf, streckten und reckten sich. Aber wie erzitterten sie, als sie das riesige Ungeheuer tot neben, sich sahen und dazu den riesigen Blutsee. Sie rissen die Augen auf und mit großem Staunen bemerkten sie, dass die Häupter des Drachen fehlten. Unser Held aber erzählte nichts von dem, was er erlebt hatte, aus Furcht, es könnte bei ihnen Neid entstehen, und sie gingen alle zusammen in die Stadt.

Als sie in der Stadt angelangt waren, sahen sie, wie sich die ganze Welt, groß und klein, über die Tötung des Drachen freute, Gott lobte, dass die lange Nacht vorüber gegangen sei, sei, dass man noch einmal den Tag erleben könne und wie man den Retter bis in den Himmel hob.

Unser Held, der freilich auch das Fehlen der Drachenköpfe bemerkt hatte, zerbrach sich nicht viel den Kopf, denn er wusste sich reinen Herzens, und ging zum Kaiserhof, um zu sehen, was mit den Häuptern ohne Zungen geschehen würde, denn er hatte gleich bemerkt, dass hier irgendeine Teufelei im Spiele sei.

Siehe, da war der Koch des Kaisers, ein schwarzer, dicklippiger Zigeuner, aus Neugierde, um zu sehen, was es dort Neues gäbe, zu den Männern, die Wache standen, hinausgegangen, und als er sie schlafend fand und dabei das schreckliche Ungeheuer ohne Atem, stürzte er sich mit dem Hackbeil auf dieses und schnitt ihm die Köpfe völlig ab. Dann ging er mit den Köpfen zum Kaiser, zeigte sie ihm und rühmte sich, er habe die Heldentat vollbracht. Als der Kaiser sah, dass der Koch die Siegesbeute vorwies, hielt er eine große Tafel, um ihn mit seiner Tochter zu verloben, und nahm sich vor, eine große Hochzeit zu veranstalten, zu der er alle Kaiser einladen wollte.

Der Zigeuner zeigte aller Welt seine Kleider, die er voll Blut beschmiert hatte, damit ihm geglaubt würde. Als unser Held in dem Palast anlangte, saß der Kaiser in guter Laune bei Tisch. Das Zigeunerchen aber saß auf sieben Polstern an der Spitze des Tisches. Der Held trat an den Kaiser heran und sagte: »Mächtiger Kaiser, ich habe gehört, dass irgendwer sich vor deiner Majestät gerühmt hätte, dass er den Drachen ermordet habe. Es ist nicht wahr, Majestät, ich bin der, der ihn getötet hat.«

»Du lügst, Flegel«, schrie der Zigeuner aufgeblasen und befahl den Dienern, ihn hinauszuwerfen. Der Kaiser aber, dem es nicht sehr glaubhaft erschien, dass der Zigeuner diese Heldentat vollbracht haben sollte, sagte: »Womit kannst du deine Behauptungen beweisen, kühner Mann?« »Meine Behauptungen«, antwortete der Jüngling, »kann ich sehr gut beweisen; befehlt nur, man solle zuerst einmal feststellen, ob die Häupter des Drachen, die dort zur Schau aufgestellt sind, auch ihre Zungen haben.«

»Man soll nur suchen, man soll nur suchen«, schrie das Zigeunerchen. Es ängstigte sich schon, aber es stellte sich, als ob es ihn nichts angehe. Daraufhin wurde gesucht, und in keinem der Köpfe fand man eine Zunge. Die Gäste staunten und fragten einander, was das wohl zu bedeuten habe. Der Zigeuner, der bestürzt dastand und es bereute, dass er die Zungen in den Drachenhäuptern nicht gesucht hatte, bevor er sie dem Kaiser brachte, schrie laut; »Werft ihn hinaus, denn er ist ein Narr, der nicht weiß, was er redet.« Der Kaiser aber sagte: »Du, Jüngling; gibst uns also zu verstehen, dass der den Drachen getötet hat, der uns die Zungen zeigen kann.«

»Verschwind vom Erdboden«, kreischte der Zigeuner, der zitterte wie Espenlaub und gelb war wie Wachs, »siehst du nicht, Kaiser, dass dieser Armselige verrückt ist und hierher gekommen ist, um uns hinters Licht zu rühren?«

»Wer betrügt«, antwortete der Held ruhig, »wird seine Strafe finden.« Er begann die Zungen aus seinem Gewand zu nehmen und zeigte sie dem ganzen Hof, und so oft er eine Zunge zeigte, so oft fiel ein Polster unter dem Zigeuner zur Erde, bis er, mit dem letzten, auch vom Stuhl fiel, so sehr hatte sich das Scheusal erschreckt.

Darauf erzählte unser Held alles, was er erlebt hatte, und wie er es gemacht hätte, dass die Nacht so lange gedauert hatte.

Der Kaiser musste sich nicht lange bedenken, um einzusehen, dass der Held die Wahrheit erzählt hatte, und da er über den Zigeuner wegen seines Betrugs und seiner unverschämten Reden empört war, gab er einen Befehl. Gleich wurden zwei wilde Pferde und zwei Säcke mit Nüssen herbeigebracht. Der Zigeuner wurde an den Schwanz der Pferde und an die Säcke mit Nüssen gebunden, die Pferde aber wurden losgelassen. Sie liefen durch Sümpfe, und wo eine Nuss fiel, fiel auch ein Stück von ihm, bis es mit dem Zigeuner aus war.

Nach einigen Tagen aber, nachdem alles gehörig vorbereitet worden war, wurde die große Hochzeit gefeiert, bei der unser junger Rumäne die Tochter des Kaisers zur Frau nahm. Es war eine große noch nie erlebte Fröhlichkeit, und das Fest dauerte mehrere Wochen, an deren Ende der Held auch den Kaiserthron erhielt. Die schöne Prinzessin aber dankte Gott unter Tränen dafür, dass er sie von dem abscheulichen Zigeuner, dem unreinen Schwarzgesicht, befreit und ihr einen so heldenhaften Gatten gegeben hatte.

Auch ich war dabei und habe bei der Hochzeit mitgeholfen, indem ich mit dem Sieb Wasser herbeiholte. Am Schlusse der Hochzeit wurde ein Korb mit gedörrten Pflaumen gebracht, die in die geöffneten Mäuler geworfen wurden. Ich aber stieg in den Sattel und habe euch solches erzählt.