[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Astronom, der Arzt und der Bauer

Zwei Freunde von Kindheit auf, die die hohen Schulen des Auslandes besuchten, hatten die Bücherweisheit bis zum Bodensatz gründlich studiert, waren also rechte Büchersäcke geworden. Nachdem sie ihre Studien beendet hatten, kehrten sie nach Hause zurück, um, wie sie beabsichtigten, die ganze Welt zu belehren. Der eine war Sterndeuter, der andere Arzt. Da sie aber vermögenslos waren, hatten sie beschlossen, nicht geradewegs in den Mittelpunkt der Stadt zu ziehen, vielmehr mit ihren Belehrungen zuerst am Rande der Stadt zu beginnen, wo sie sich etwas zu verdienen hofften, um sich davon auszustaffieren. Wie sie es sich vorgenommen hatten, so gingen sie die Sache auch an.

Eines Tages erschienen sie im Hause eines Vorstädters. Hier fanden sie nur die Frau des Hauses. Ihr Mann war auf dem Felde, um einige restliche Kartoffeln zur Fütterung des Viehes zu ernten. Sie baten um Herberge. Währenddessen - es war inzwischen schon Abend geworden - traf auch der Mann der Frau vom Felde ein. Ihm trugen sie ihr Anliegen vor. Der Mann wollte sie gern beherbergen, und da er gehört hatte, dass sie berühmte Gelehrte seien, breitete er in der Stube alle guten Decken und Kissen, die er hatte, für sie aus. Er aber legte sich unter den Vorraum draußen, in den Fellmantel eingehüllt, schlafen. Bevor sie sich niederlegten, bereitete das Weib den Studierten Rühreier aus einigen Eiern, gab ihnen ein wenig Milch und ein bisschen Butter dazu. Für ihren Mann aber bereitete sie eine erschreckend große Menge Maisbrei und stellte ihn mit einer riesigen Schüssel Bohnen vor ihn hin, da es gerade in der Fastenzeit vor Weihnachten war. Der Mann aß mit Genuss, da er sehr hungrig war, schließlich schüttete er eine Kanne mit Wasser hinunter, so dass ihm die Ohren brausten.

Währenddessen traten die Gelehrten vor das Haus. Der Astronom blickte zum Himmel auf und sagte: »Welch schönes Wetter werden wir morgen haben!« Der Arzt hörte ihn bewundernd an und sagte dann: »Sieh dir diesen Mann an, morgen wird er nicht mehr unter den Lebenden weilen. Er wird bersten. Hast du gesehen, was und wie er gegessen hat?« Dann kehrten sie in das Haus zurück, um sich niederzulegen.

Bevor sie eingeschlafen waren, trat der Bauer noch einmal in die Stube und sagte: »Weib, komm, wir wollen die Sachen, die draußen im Hofe liegen, zusammen nehmen und unter Dach bringen, denn es wird, wie mir scheint, heute Nacht schneien.« Als die Gelehrten das hörten, konnten sie ihr Lachen nur mit Mühe unterdrücken, schwiegen aber.

Dann legten sich alle nieder und schliefen ein. In der Nacht noch, beim ersten Hahnenschrei, trat der Bauer in die Stube und weckte sein Weib, damit sie im Ofen ein Feuer anzünde. Da sagte der Arzt zu seinem Genossen: »Dies sind Zeichen dafür, dass er sich nicht wohl fühlt. Verhalte dich ganz ruhig. Warte noch ein Weilchen und du wirst sehen, dass er bersten wird.« Inzwischen ging der Bauer hinaus und kam mit einem guten Arm voll Holz zurück. Während er das Holz in seinem Arm angehäuft hatte und ins Haus zurückgekehrt war, war er ganz weiß vom Schnee geworden, denn es schneite wie mitten im Winter. Als ihn die Gelehrten so voll Schnee sahen, verwunderten sie sich. Der Bauer machte Feuer und stellte sich neben den Ofen, um sich zu erwärmen. Auch das Weib erhob sich und nahm den Spinnrocken. Sie arbeitete, und er erzählte ihr Geschichten vom Ofen her. Er dachte gar nicht daran zu bersten.

Nachdem es taghell geworden war, und die Gelehrten sahen, dass der Schnee hoch lag und der Bauer in bester Laune war, fragten sie ihn aus. »Wie ist es möglich«, sagte der Arzt, »das euch zum Teufel noch mal gar nichts fehlt, nachdem ihr gestern Abend einen großen Topf mit Bohnen und einen ganzen Maisbrei gegessen und dazu eine Kanne, mit Wasser getrunken habt?«

»Oh, sehr gut!« antwortete der Bauer. »Ich arbeite den ganzen Tag über und bis in den Abend hinein. Wenn ich hungrig nach Hause komme, esse ich immer so. Ich habe mich an diese Art zu essen gewöhnt und fühle mich wohl dabei und bin, Gott sei Dank, gesund.«

»Das ist gut!« sagte der Astronom, »aber woher wusstet ihr, dass es heute Nacht schneien werde?«

»Schaut, als ich von dem Feld zurückkehrte, da sah ich eine Sau, die Stroh sammelte und zu ihrer Lagerstätte trug. Dies ist das sicherste Zeichen dafür, dass es schneien wird.«

»Komm, gehen wir weiter«, sprach der Astronom zum Arzt und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Hier gibt es nichts für uns zu verdienen, wo auch die Schweine Astronomen sind, nicht mehr als eine erfrorene Zwiebel.«