Das Rebhuhn und die Füchsin

Einmal baute eine Elster ihr Nest auf einem hohen Baum und brütete Junge aus. Eine hungrige Füchsin erfuhr davon, lief zum Baum und rief: »Das ist mein Feld und mein Heuschlag, und auch der Baum darauf gehört mir. Wer sitzt denn da auf dem Baum?«

»Ich«, erwiderte die Elster. »Wirfst du mir freiwillig eines deiner Jungen herab, oder soll ich den Baum fällen?« fragte die Füchsin. »Nein, bitte, fälle nicht den Baum.« Die Elster war ernstlich erschrocken und warf eines ihrer Jungen hinab. Die Füchsin verschlang es und ging ihrer Wege. Am nächsten Tag erschien sie wieder und rief: »Das ist mein Feld und mein Heuschlag, und auch der Baum darauf gehört mir. Wer sitzt denn da auf dem Baum?«

»Ich«, erwiderte die Elster. »Wirf mir ein Junges herab, oder ich fälle den Baum!« Die Elster erschrak und warf das zweite Junge aus dem Nest. Die Füchsin verschlang es und trollte sich. Da flog ein Rebhuhn vorüber und fragte die Elster: »Weshalb bist du so traurig, liebe Nachbarin?« Die Elster klagte ihr Leid. »Wenn die Füchsin noch einmal kommt, sag ihr, sie möge den Baum fällen. Gib ihr auf keinen Fall mehr eins deiner Jungen«, belehrte das Rebhuhn die Elster. Als die Füchsin am dritten Tag wiederkam, sprach die Elster: »Fälle ruhig den Baum! Von meinen Jungen bekommst du keines mehr.«

»Wer hat dich das gelehrt, Unverschämte?« Die Füchsin war ehrlich empört. »Das Rebhuhn«, entgegnete die Elster.

Die erboste Füchsin ging zum Rebhuhn und sagte: »Was du für eine herrliche Stimme hast. Liebste! Kannst du auch mit geschlossenen Augen singen?« Das Rebhuhn schloss die Augen und sang. Da packte es die scheinheilige Füchsin. »Erteile anderen keine weisen Ratschläge, wenn du nicht selbst die Dumme bleiben willst!« Das Rebhuhn fragte erstaunt: »Liebste Freundin, willst du mich wirklich verzehren, ohne zuvor Allah für seine unendliche Güte zu danken?« Die Füchsin öffnete ihre Schnauze, um »Allah sei gedankt« auszurufen, da flog das Rebhuhn auf und davon. Es ließ sich auf einem steilen Felsen nieder und sang: »Verflucht sei, wer die Augen schließt beim Singen!« Die Füchsin aber antwortete mit einem anderen Lied: »Verflucht sei, wer Allah dankt, bevor er gegessen hat!«