[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das faule Mädchen

Eine Frau hatte eine sehr faule Tochter, die nicht arbeiten wollte. Da führte sie ihre Tochter auf einen Kreuzweg, und dort verprügelte sie sie. Da kam ein Herr gefahren, der war ein Bojar, und er fragte die Frau, warum sie das Mädchen so verprügelte. Und sie sagte: »Ach, lieber Herr, sie ist ja so eine furchtbare Arbeiterin! Sie verspinnt uns auch noch das Moos aus der Wand!« Da sagt der Herr: »Dann gib sie nur mir! Ich habe zu Hause genug zu spinnen.« Jetzt sagt die Frau: »Nehmt sie nur, nehmt sie, ich will sie gar nicht mehr haben!«

Als der Herr sie nun mit nach Hause genommen hatte, da stopfte er ihr den ersten Abend ein ganzes Fass voll mit Werg und ließ sie in eine Stube. Sie bekam es mit der Angst und dachte bei sich: Ich will nicht spinnen, und ich kann es nicht.

Da kommen an jenem Abend drei Laumen. Sie klopfen ans Fenster, und sie ließ sie schnell herein.

Da sagten sie: »Wenn du uns zu deiner Hochzeit einlädst, dann helfen wir dir heute Abend spinnen.« Da antwortete sie schnell: »Ja, spinnt nur, ich werde euch einladen.« So verspannen die Laumen am ersten Abend das ganze Fass. Das faule Mädchen schlief die ganze Zeit, aber die Laumen spannen ohne Unterlass.

Am Morgen kam der Herr nachsehen. Das Mädchen schlief noch, doch die Wand war voll gehängt mit gesponnenen Fäden. Wenn nun jemand in die Stube gehen wollte, dann ließ das der Herr nicht zu, sondern sagt: »Sie hat viel gearbeitet, sie muss sich ausschlafen.«

Am folgenden Abend stopft er ein ebensolches Fass voll Flachs, und wieder war es so wie am ersten Abend. Weil der Herr jetzt nichts mehr zu spinnen hatte, sagte er zu ihr: »Ich werde dich heiraten, wenn du eine so tüchtige Arbeiterin bist.«

Und so geschah es. Am Tage vor der Hochzeit sagte sie zu dem Herrn: »Ich muss noch gehen und meine drei Muhmen einladen.« Und er ließ sie gehen. Das Mädchen lud die drei Laumen ein, doch sie setzten sich, als sie auf die Hochzeit gekommen waren, hinter den Ofen. Nun kam der Herr, sie anzusehen, aber als er die Laumen gesehen hatte, sagte er zu seiner Braut, dass ihre Muhmen sehr hässlich wären. Und zu einer Laume sagte er, warum sie eine so lange Nase hätte. Sie antwortet dem Herrn: »Lieber Herr, das ist vom vielen Spinnen. Wenn du immerzu spinnst und der Kopf sich hin und her dreht, wird auch die Nase so lang ausgezogen.« Und die zweite fragte er, warum sie so dicke Lippen hätte. Und sie antwortete: »Lieber Herr, das ist vom vielen Spinnen. Wenn du immerzu spinnst und immerfort den Faden anfeuchtest, so werden dadurch die Lippen dick.« Die dritte fragte er, warum sie einen so dicken Hintern hätte. Und sie sagte: »Lieber Herr, das ist vom vielen Spinnen. Wenn du immerzu spinnst und immerfort sitzt, dann bekommst du auch solch einen breiten Hintern.« Als der Herr das gehört hatte, bekam er Angst. Er dachte, vielleicht wird seine Frau auch einmal so hässlich! Und schnell warf er die Spindel in den Ofen und verbrannte sie.