[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Elfenfest auf dem Gump-Hügel bei St. Just

Lange Zeit soll der Gump-Hügel der Spielplatz der Kleinen Leute gewesen sein. Viele der guten alten Leute durften ihr Treiben mit ansehen, und jahrelang haben sie dann ihre Enkel entzückt mit Geschichten von den Liedern, die sie gehört, und dem Anblick, den sie gehabt haben. Diese Elfen haben vielen ihrer Freunde kleine, aber wertvolle Geschenke gegeben; aber wehe über den Mann oder die Frau, die es wagte, den Grund zu betreten, auf dem sie sich in der Zeit ihrer großen Feste aufhielten.

Da war in St. Just ein habgieriger alter Knicker - sein Name tut nichts zur Sache, es genügt, dass er schwer bestraft wurde - nun, dieser alte Kerl hatte so viel gehört von den Reichtümern, die die Kleinen Leute verteilten, wenn sie ein Fest auf dem Gump feierten, dass er beschloss, etwas von den Schätzen zu holen. Er erfragte alles, was er von den Nachbarn erfragen konnte, aber seine Absicht behielt er für sich. Während der Herbst-Tagundnachtgleiche war es, die Nacht war fast wie ein milder Tag, und alles, was in einer solchen Nacht unterwegs war, hätte mit ihrem stillen Leuchten in Harmonie sein müssen. Aber eine dunkle Seele war da unterwegs und warf mit ihrem schwarzen Schatten einen kleinen Flecken Finsternis. Der alte Mann stahl sich zu dem Treffen der Guten Leute, wie manche sie gern nannten, und er hielt eifrig Ausschau nach den Schätzen, die er begehrte. Schließlich, als er noch nicht weit auf den Gump-Hügel gestiegen war, hörte er Musik von ganz bestrickendem Klang. Sie hatte eine besondere geheimnisvolle Wirkung. Je nachdem, ob die Töne feierlich und langsam oder schnell und heiter waren, wechselte der alte Mann von Tränen zu Lachen, und mehr als einmal war er gezwungen, nach dem Takt zu tanzen. Obwohl er von dem Herumwirbeln, zu dem er gezwungen wurde, ganz verwirrt war, hielt der alte Mann seinen Verstand zusammen und passte auf eine Gelegenheit auf, irgendeinen Elfenschatz zu fassen, aber es hatte sich bis dahin nichts Bemerkenswertes gezeigt.

Die Musik schien ihn zu umgeben und es war, als komme sie näher an ihn heran als zu Beginn. Und wenn ihn auch der Klang glauben ließ, die Musikanten seien über der Erde, so wurde er doch nicht frei von der Vorstellung, sie seien in Wirklichkeit darunter. Schließlich gab es einen schmetternden Klang, der ihn unbeschreiblich erschreckte, und der Hügel vor ihm öffnete sich. Nun flammte alles in vielfarbigen Lichtern auf. An jedem Grashalm hingen Lampen und jeder Ginsterbusch war mit Sternen erleuchtet. Aus der Öffnung des Hügels marschierte ein Heer von kleinen Koboldstrollen, so als wollten sie den Weg freimachen. Dann kam eine unendliche Zahl von Musikanten, die spielten auf Instrumenten aller Art. Ihnen folgten Soldaten, Schar auf Schar, und jede trug ihr Banner aufgerichtet, das sich ohne Hilfe eines Windhauches entfaltete und seinen Wappenschmuck zeigte. Alle stellten sich nach einer Ordnung über den Platz verteilt auf, einige hier, andere dort. Etwas gefiel unserm Freund ganz und gar nicht; von den seltsamsten Trollwesen formierten sich einige hundert so, als wollten sie den Platz einschließen, an dem er stand. Da aber keiner von ihnen über sein Schuhband hinausragte, meinte er, er könne sie leicht mit dem Fuß zerquetschen, wenn sie Böses vorhätten, und damit tröstete er sich. Nachdem sich dieser gewaltige Aufmarsch wie von selbst gruppiert hatte, kam zunächst eine Schar von Dienern und trug Gefäße aus Silber und Gefäße aus Gold und Pokale, die aus Diamant, Rubin und anderen kostbaren Edelsteinen geschnitten waren. Andere waren im Überfluss beladen mit den köstlichsten Fleischgerichten, mit Gebackenem, Eingemachtem und mit Früchten. Im Augenblick war der Boden bedeckt mit Tischen, und alles wurde in der genauesten Reihenfolge angeordnet, wobei sich jedes Grüppchen zurückzog, wenn es seine Bürde abgesetzt hatte.

Die Pracht dieser Szene überwältigte fast den alten Mann. Aber als er am wenigsten darauf vorbereitet war, wurde der Lichterglanz noch tausendmal stärker. Aus dem Hügel drängten sich Tausende und aber Tausende von lieblichen Damen und Herren, die waren geschmückt mit den kostbarsten Gewändern. Er meinte, die Menge der Herankommenden wolle kein Ende nehmen. Aber nach und nach veränderte sich auf einmal die Musik, und der wohllautende Klang, der sein Ohr traf, schien alle Sinne neu zu beleben. Seine Augen wurden klarer, seine Ohren schärfer und sein Geruchssinn feiner.

Die Luft wurde erfüllt von Blumendüften, die köstlicher waren, als er sie je gerochen hatte. Ohne dass etwas Störendes dazwischen war, sah er die strahlende Schönheit der vielen tausend Damen, die nun auf dem Gump waren; und ihre Stimmen vereinten sich in einem Chor, der war klar wie Silberglocken - es war eine Hochzeitshymne von äußerster Zartheit. Die Worte waren in einer ihm unbekannten Sprache, aber er sah, dass sie an eine neue Gruppe gerichtet wurden, die nun aus dem Hügel hervortrat.

Zunächst kam eine große Zahl von Mädchen, in den allerweißesten Florstoff gekleidet, die streuten Blumen auf den Gump. Das waren aber keine leblosen oder abgeschnittenen Blumen, sondern sie schlugen Wurzeln und wuchsen in dem Augenblick, in dem sie den Boden berührten.

Es folgte eine gleich große Zahl von Jungen, die hielten in ihren Händen Muscheln, die wie Harfen besaitet schienen, und damit brachten sie solch sanfte Melodien hervor, wie nur Engel sie hören und erleben können. Danach kamen ohne Ende Reihen auf Reihen von kleinen, grün und golden gekleideten Männchen, und nach und nach erhob sich da ein Wald von Bannern, die alle auf ein Zeichen hin entrollt wurden. Und nun kamen, auf Thronen sitzend und auf einem Podest über den Köpfen der Leute getragen, ein junger Prinz und eine Prinzessin, und die erstrahlten in Schönheit und Geschmeide wie Sonnen unter der himmlischen Sternenschar. Es gab viel feierliches Hin- und Hermarschieren, aber schließlich wurde das Podest auf einem Wall auf dem Gump niedergesetzt, und so wurde er verwandelt in Hügelchen von Rosen und Lilien. Und alle die Damen und Herren gingen darum herum, verneigten sich, und jeder sagte etwas zu dem Prinzen und der Prinzessin, als sie vorbeigingen und dann ihre Plätze an den Tafeln einnahmen. Obgleich niemand die Zahl dieses Elfenheeres zu zählen vermochte, gab es doch keine Verwirrung, alle die Damen und Herren fanden wie von selbst ihre Plätze. Als alle saßen, gab der Prinz ein Zeichen, und Diener in prächtigen Livreen stellten Tischchen auf das Podest, die dicht besetzt waren mit goldenem Geschirr und mit guten Sachen, und dann begannen alle, auch der Prinz und die Prinzessin, herzhaft zu schmausen. »Nun«, dachte der alte Mann, »dies ist der Augenblick für mich. Wenn ich nur bis zum Tisch des Prinzen hin kriechen könnte, dann wollte ich gewiss einen guten Griff tun und fürs ganze Leben ein reicher Mann sein.« Er dachte in seiner Habgier nur an dieses eine und achtete auf nichts anderes. Er kauerte sich nieder, als könnte er so der Beobachtung entgehen, und sehr langsam und verstohlen kroch er zwischen den Feiernden näher. Er sah mit keinem Blick, dass jene vielen tausend Trollchen kleine Schnüre über ihn geworfen hatten und die Enden der Fäden noch festhielten.

Die Gegenwart dieses selbstsüchtigen alten Sterblichen beunruhigte die Versammlung in keiner Weise, sie aßen und tranken und waren so fröhlich, als ob kein menschliches Auge auf sie blickte. Der alte Mann war erstaunlich vorsichtig, damit er die Schmausenden nicht störe, und brauchte daher viel Zeit, um, wie er es vorhatte, zur Rückseite des Walles zu gelangen. Zuletzt erreichte er die ersehnte Stelle, und zu seiner Verwunderung war hinter ihm alles dunkel und düster, aber vor dem Wall alles ein einziger Lichterglanz. Wie eine Schlange kroch er auf dem Bauch, zitternd vor Gier näherte er sich dem Prinzen und der Prinzessin. Als er über den Wall hinwegschaute, war er recht erschrocken zu sehen, dass die vielen tausend Augen in dieser Menge auf ihn gerichtet waren. Eine Weile schaute er nur und raffte indessen seinen ganzen Mut zusammen, dann nahm er seinen Hut ab, hob ihn vorsichtig in die Höhe, und so wie ein Junge einen Schmetterling fängt, wollte er den Prinzen, die Prinzessin und ihren kostbaren Tisch überdecken. Und als er sie schon fast gehabt hätte, ertönte ein schrilles Pfeifen, die Hand des alten Mannes blieb kraftlos in der Luft festgehalten, und um ihn herum wurde alles dunkel.

Sirr! sirr! sirr! In seinen Ohren tönte es, als wäre ein Bienenschwarm um ihn herum. Jedes Glied von Kopf bis Fuß war, als stecke es dicht voller Nadeln und werde mit Zänglein gezwickt. Er konnte sich nicht bewegen, er war an den Boden fest gebannt. Auf irgendeine Weise war er den Wall hinabgerollt und lag nun mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, und Arme und Beine waren durch Zauberketten an der Erde festgebunden. Daher konnte er sich nicht rühren, obgleich er große Qual litt, und seltsam schien auch seine Zunge mit Stricken gebunden zu sein, so dass er nicht rufen konnte.

Keiner kann sagen, wie lange er schon in diesem üblen Zustand gelegen hatte, da war es ihm, als liefen viele Insekten über ihn her, und im Mondlicht sah er eines der Trollchen auf seiner Nase stehen, und das sah ganz so aus wie eine kleine Libelle. Das kleine Ungeheuer sprang und stampfte mit großem Vergnügen da herum, und nachdem es auf diesem hervorstehenden Stück Mensch seinen Spaß gehabt hatte, lachte es ganz abscheulich und schrie: »Hinweg, hinweg, den Tag ich schmeck!« Auf das hin huschte das Heer der Kleinen Leute, das vom Leib des alten Mannes Besitz ergriffen hatte, im Nu davon und ließ unseren geschlagenen Helden allein auf dem Gump. Verwirrt, oder wie er sagte, verteufelt, lag er still da und suchte seine Gedanken zu sammeln. Schließlich ging die Sonne auf, und da entdeckte er, dass er mit Myriaden von Altweiberspinnweben an den Boden geknüpft war, die waren nun mit Tau übersät und glitzerten in der Sonne wie Diamanten.

Er schüttelte sich und war frei. durchnässt erhob er sich, er war ausgekühlt und beschämt. Verdrießlich machte er sich auf den Heimweg. Es dauerte lange, bis seine Freunde von dem alten Mann erfuhren, wo er die Nacht über gewesen war, und so ganz allmählich brachten sie die Geschichte zusammen, die ich euch berichtet habe.