[swahili, "Geschichte, Legende"]

Als ein Tusse eine Kirche baute

Inmitten von Norwegen, nahe eines herrlich gelegenen Fjord, gab es einst einen christlich geprägten und rechtschaffenden Mann. Ein Mann, der so gutherzig und dankbar für sein glückliches Leben war, das er eines Tages den Entschluss fasste, sich beim Herrgott dafür zu bedanken und deshalb eine Kirche bauen lassen wollte.

Da er aber der Zimmerei nicht mächtig war und zudem auch noch nie selbst eine Kirche gebaut hatte, blieb sein Unterfangen lange Zeit unerfüllt.

Bis zu jenem Tag, an dem ein Tusse an seinem Gehöft vorbeikam. Der Mann hatte ihm Gastfreundschaft gewährt und mit Trank und Speise bewirtet. Dabei kamen sie miteinander ins Gespräch und der Mann erzählte dem Tussen von seinem Herzenswunsch eine eigene Kirche bauen zu lassen.

Da sagte der Tusse: »Du möchtest eine Kirche bauen lassen? Nichts leichter als das! Wenn du es ehrlich willst und mir dafür die Sonne und den Mond gibst, so werde ich dir dafür eine Kirche bauen!«

Der Mann versprach es ihm und dachte sich aber dabei, das der Tusse die Kirche wohl nie so schnell fertig bringen würde, wie sie beide vereinbart hatten. Doch der Tusse war ein fleißiger Geselle und kam mit seiner Arbeit schneller voran als der Mann angenommen hatte.

Als dem gutherzigen Mann aber immer mehr gewahr wurde, wie schnell der Tusse die Kirche aufbaute, wurde er fast wahnsinnig vor Angst und er grübelte Tag und Nacht wie er sein Versprechen gegenüber dem Tussen wohl doch noch erfüllen konnte und ihn plagte auch großes Unbehagen darüber, was wohl geschehen wird, wenn der Tusse bemerkt, das er sein Versprechen nicht einlösen kann?

Der Tusse hatte unterdessen die Gedanken und Sorgen des Mannes wohl erraten und machte ihm ein Angebot, indem er zu ihm schließlich sagte: »Nun gut, wenn du meinen Namen erraten tust, so werde ich dir die Kirche umsonst fertig stellen!«

Doch die Sorgen des Mannes wurden dadurch nicht geringer. Tag und Nacht grübelte er jetzt dafür weiter darüber nach, wie wohl der wahre Name des Tussen lauten mochte?

Vor lauter Nachdenken ging er eines Tages in den nahe gelegenen Wald und suchte mit fieberhafte Gedanken nach einem Ausweg, als er plötzlich eine lieblich zwitschernde Stimme vernahm. Genau vor einer steil aufsteigenden Felswand. Fast schien es ihm, das die Stimme direkt aus dem grauen Granitstein kam?

»Du, du, du, mein Kindelein, morgen kommt Firik, dein Vater heim, mit Sonnen und mit Mondenschein, als Spielzeug für unser Kindelein!«

Da machte der Mann schließlich kehrt und ging nachdenklich wieder nach Hause. Schon von weitem sah er den Tussen auf dem Kirchturm stehen und ihm wurde gewahr, das die Kirche in jeden Moment fertig sein konnte und der Tusse rief bereits vom Kirchturm runter: »Nun, was ist? Ist die Kirche nicht so schön geworden, wie wir es verabredet haben?«

Und der Mann antwortete ihm: »Ja Firik! Sie ist wirklich sehr schön geworden!« Doch kaum hatte der Tusse von dem Mann seinen Namen gehört, fiel er vor Schreck auch schon vom Kirchturm und kam dabei ums Leben.