Minka, die Katze
Minka war den ganzen Tag allein. Ihr Frauchen ging am Morgen in ein Büro und kam erst spät am Abend wieder zurück. Das war der Katze so recht, Hauptsache, sie durfte in ihrer Wohnung mit den weichen Teppichen und Polstermöbeln bleiben, denn Katzen hängen an ihrem Zuhause.
Eines Tages aber geschah etwas, dass sich ihre Katzenhaare sträubten. Ihr Frauchen steckte Minka in eine große Tasche und trug sie mit sich hinunter ins Auto. Minka miaute, Minka zeigte die Krallen, es half nichts. Minka schrie während der ganzen Fahrt, und die dauerte gehörig lange. Als sie ausstiegen, waren sie am Meer, und alles roch anders als daheim: Es roch nach Fisch und nach Tran und besonders nach fremden Katzen. Minka war so beleidigt, wie eine Katze nur beleidigt sein kann und kümmerte sich noch weniger um ihr Frauchen, obwohl dieses hier öfter bei ihr war als sonst.
Eines Tages lag sie in der Sonne auf dem Balkon, als Beppo vorbeikam. Beppo war der struppigste Kater, den Minka je gesehen hatte, aber er hatte einen großen Vorteil, er kannte sich hier aus. Er wusste vom Fischmarkt, wo sich immer Leckerbissen für eine Katze fanden. Er wusste, auf welcher Mauer die Sonne am besten wärmte, und zuletzt war Minka sehr traurig, als sie mit ihrem Frauchen wieder nach Hause musste. Sie musste oft an Beppo denken und tröstete sich erst, als sie zwei Katzenkinder bekam, die ihr Frauchen Beppo und Beppa nannte und die bei der Mutter bleiben durften. Denen erzählte sie nun von dem Fischmarkt und von der Sonne auf der Mauer und auch vom Meer, an dem man so schön träumen konnte, wenn seine Wellen gegen das Ufer schlugen.
»Aber so weiche Polster und Teppiche wie hier gibt es dort nicht«, sagte sie jedes Mal, wenn sie zum Ende ihrer Erzählung kam. Sie sagte es als Trost, weil ihre kleinen Katzenkinder gar so sehnsüchtige Augen bekamen. »Und Polster sind ja auch recht angenehm. Man kann schließlich nicht alles haben.«