Des Fuchses böse Streiche
Einst diente der Kater beim Fuchs als Knecht. Da kam einmal der Wolf, den Fuchs zu besuchen, und dieser fragte ihn: »Nun, Wolf, wie ist es dir ergangen?«
Der Wolf fing an zu klagen und antwortete: »Bald hätte ich meine Zähne an den Nagel hängen müssen, wenn ich nicht mit Pekka (Peter) ein feistes Schwein zum Schlachten gefunden hätte.« Pekka war nämlich der Bär.
Der Fuchs erzählte dagegen, dass er einen gar flinken Knecht habe. ja, und dieser besitzt so eigentümliche Fliegen, dass sie dich in die Flucht zu jagen imstande sind. »Ei«, meinte der Wolf, »Das möchte ich sehen! Keine Fliege kann mir ja was antun, ebenso wenig wie ein Kater!«
Darauf ging der Wolf zu Pekka und sagte ihm: »Komm, Lass uns doch die merkwürdigen Fliegen ansehen, von denen Mikko (Michel) behauptet, dass sie dich und mich in die Flucht jagen können.«
Gut, Mikko führte nun den Wolf und Pekka zu einem Wespennest und sagte: »Hier, in diesem Beutelchen stecken sie.«
Der Wolf verlangte, dass Mikko die Fliegen selber zeigen sollte.
»Ei«, sagte Mikko, »befiehl doch dem Pekka, dass er das Nest öffne.«
Pekka machte sich nun dran das Nest zu öffnen, da, plötzlich, schossen die Wespen hervor und hängten sich an den Wolf und Pekka. Die beiden sprangen wie toll herum und suchten sich von ihren Peinigern zu befreien, denn diese stachen ganz entsetzlich. Zuletzt rief Pekka in seiner Angst nach seinem Weibe: »Gretel-Weibchen, Fettschenkel, komm mir zu Hilfe! Mikko's Fliegen töten mich!«
Doch Pekka's Weib hatte keine Lust zu kommen; sie rief ihm zu: »Ich mag nicht! Es wäre mehr schade um zweie als um einen!«
Darauf schrie er nach Mikko: »Komm und hilf uns!« Mikko ging hin, brach einen Zweig vom Baume und trieb damit die Wespen von des Wolfes und Pekka's Leibe fort.
Nun sagten die zwei: »Zeige uns jetzt deinen gewaltigen Knecht, aber sieh zu, dass wir nicht in seine Klauen geraten.«
Mikko meinte: »Wenn ihr uns zu einem Gastmahl einladen wollt, werden wir beide zusammen kommen und das Schwein fressen.«
Gut, sie wurden eingeladen, und Mikko nahm den Mittymys (Mietz) mit. Sie kamen hin, fingen miteinander an zu fressen, Mikko sowohl wie Mittymys, und bald war das Schwein aufgezehrt. Währenddessen lugten der Wolf und Pekka im Heidekraut aus einer Grube heraus und betrachteten die beiden; dabei bewegten sie etwas die Pfoten. Mittymys bemerkte das und sprang mit einem Satze den beiden ins Genick. Der Wolf und Pekka liefen nun wie besessen herum und meinten, wer weiß, was jetzt über sie gekommen sei. In ihrer Angst schrieen sie laut: »Mikko, hilf uns! Mikko, hilf uns!«
Mikko kam und fing an zu schelten: »Mittymys, gehe doch höflicher mit den Gesellen um! Du bist doch ganz unverschämt; die beiden haben uns zum Gastmahl eingeladen, und du willst deine Wirte töten!«
Da ließ Mittymys von ihnen ab.
Eine Tagesreise von da hatte der Wolf seinen Bau und sechs Junge darin. Einst hatte sich Mittymys dort eingeschlichen.
Der Wolf lief zu Mikko und versprach diesem den ganzen Bau, wenn er ihm den Mittymys aus dem Hause schaffen wollte.
»Warte, wart ein Weilchen!« sagte Mikko. »Ich will doch mal mein Weib um Rat fragen, wie ich den Mittymys aus deinem Bau heraustreiben kann.«
Wie nun Mikko nach Hause kam, fand er in dem eignen Bau einen Mann, der ihm die Jungen stehlen wollte. Da sagte Mikko zu ihm: »Wenn du mir meine Jungen lässest, will ich dir nach einigen Tagen einen Wolfsbau zeigen.«
»Gut«, meinte der Mann; »ich komme am Mittwoch wieder; führe mich dann hin.«
Darauf holte Mikko den Mittymys aus der Behausung des Wolfes heim und sann nun nach, was er jetzt anstellen sollte. In solchen Gedanken lief er in den Wald und fand dort von ungefähr ein festes langes Stück Tau. Dieses schleppte er zu einer großen gefallenen Kiefer. Wie er davor stand, kam der Wolf herangelaufen und fragte: »Wo sind Mittymys und Pekka?«
Mikko sagte darauf: »Was sollen wir jetzt tun? ich habe den Mittymys in diese Kiefer gesteckt und das Loch zugestopft, dass er nicht mehr heraus kann.«
Die beiden berieten sich nun, was weiter geschehen sollte. Zuletzt meinte Mikko, der schlaue: »Lass uns dieses Tau um die Kiefer binden und sie bis an den Wasserfall ziehen; dann stürzen wir sie hinein und Mittymys muss darin sterben.«
Gesagt, getan. Mikko spannte den Pekka und den Wolf vor die Kiefer, indem er zwei Schlingen aus dem Tau machte und sie fest um den Nacken der beiden knüpfte. Dann fingen sie an zu ziehen. Vorerst hatten Pekka und der Wolf den Mikko gemahnt: »Gib gut Obacht, Mikko, dass Mittymys nicht durch das Loch entkommt.« Da setzte sich Mikko auf die Kiefer, und Pekka und der Wolf zogen sie bis an den Wasserfall. Am Rande des Falles sprang Mikko schnell von der Kiefer ab und rief den Gefährten zu: »Ich will von hier aus stoßen, geht ihr beide nur ruhig ins Wasser, es ist hier nicht tief Zieht die Kiefer mitten in den Fall, der wird sie von selber hinunterschnellen.« Gut, Pekka und der Wolf zogen die Kiefer in den Strom, zogen sie längs den Steinen in den mächtigem Wirbel, bis sie der Strudel erfasste und dem Fall zuführte, Pekka und den Wolf mitsamt der Kiefer.
Nun schrie der Wolf: »Goldner Mikko, komm und hilf uns! Goldner Mikko, komm und hilf uns! Hier ist der Tod!« Und Pekka schrie: »Gretel-Weibchen, Fettschenkel, hilf aus der Not, hilf aus der Not!«
Doch das Gretel-Weibchen rief zurück: »Wer sich in den Wasserfall begibt, mag darin bleiben! Ich komme nicht!«
So starben die beiden; mit der Kiefer gerieten sie in den Fall, und die Gewalt desselben, tötete den Wolf und Pekka. Mikko's böse Anschläge gelangen ihm alle.
Bald darauf kam der Mann zu Mikko's Bau und sagte: »Zeigst du mir jetzt den Wolfsbau? Sonst nehme ich deine Jungen.« Da führte ihn Mikko an die Behausung des Wolfes, und der Mann nahm die Wolfsjungen heraus und tötete sie.
»Und nun gehe hin«, sagte Mikko zum Manne; »dort unterhalb des Wasserfalles findest du den Wolf und den Bär. Nimm die auch mit und Lass meinen Bau fortan in Ruh'.«
So glückte dem Fuchs alles, und seine Jungen wuchsen heran und liefen in den Wald. Der Mann konnte ihnen nichts mehr antun.