Der Fischotter und der Fuchs
An einem wunderschönen Abend führte ein Fischotter seine Jungen am Bach spazieren. Da vernahm er Hilfeschreie und eilte neugierig auf das Feld, von wo die verzweifelten Laute gekommen waren.
Als er endlich mit seiner ganzen Kinderschar dort angekommen war, sah er einen Fuchs, der zufrieden seine Pfoten abschleckte und sich ein paar Federn von der Nase pustete.
»Oh, du unverbesserlicher Schurke!« keifte der Fischotter, »hörte ich nicht soeben die Stimme der kleinen Henne des Priesters? jetzt sehe ich ihre hübschen Federn um dich verstreut. Sie war noch fast ein Küken! Du gewissenloser Mörder, nicht einmal vor den wehrlosen Kindern machst du halt. Pfui, schäm dich!« »Verehrenswürdige Frau Fischotter«, höhnte der Fuchs, »ist es Mitleid oder vielleicht nur der Neid, was aus Euch spricht?«
Der Fischotter, der in seinem ganzen Leben nur Fische gegessen hatte, weil er bisher nie ein Entchen oder eine Bisamratte erwischen konnte, richtete sich entrüstet auf. »Eine Frechheit ist das! Natürlich spricht nur Mitleid aus mir. Überhaupt esse ich keine Hühner. Niemand kann mich des Mordes beschuldigen! Niemand, sag' ich!«
»Das glaube ich gerne«, sagte der Fuchs lächelnd, »denn zu Eurem Glück gibt es Fische, und die sind bekanntlich stumm. Könnten sie aber wie die kleine Henne schreien, so würden sie Euch verfluchen, dass ihre Klagen und Verwünschungen vom Wasser empor zum Himmel schallten.« Der Fuchs drehte sich grußlos um und ließ den erbosten Fischotter stehen.