Der Esel und das Hundlein
Ein Esel sah, wie ein kleines Hündlein seinen Herrn täglich liebkoste, weshalb der Herr es auch liebte und ihm selbst seine Speise brachte. Da dachte er bei sich: »Wenn mein Herr das kleine, unsaubere Tier so heb hat, wie lieb würde er erst mich dann haben, wenn ich ihm auch so schmeicheln und ihn so liebkosen würde! Es müsste ihm von mir noch mehr gefallen, weil ich größer und wertvoller bin als der Hund.«
Als der Esel dies bei sich erwog, sah er den Herrn daherkommen. Da lief er ihm alsbald entgegen, erzeigte seine Freude durch sein Geschrei, sprang auf den Herrn ein, stellte sich mit seinen Vorderfüßen auf die Achseln des Herrn, beleckte ihm Mund und Angesicht, verwüstete sein Gewand und drückte den Herrn so hart, dass der seine Diener herbeirief, damit sie ihn von dem Esel befreien möchten. Da kamen sie mit Stangen, Stecken und Steinen, zerschlugen dem Esel den Rücken, zerbrachen ihm fast die Rippen und banden ihn wieder an die Krippe. So geschah es, dass er kaum sein Leben behielt.
Da zerbrach sich der Esel seinen gedankenarmen Kopf darüber, warum es denn nicht dasselbe sein solle, wenn zwei doch dasselbe täten.