Der Adler und der Sperber
Zu einem Sperber sagte prahlerisch ein Aar: »An Schärfe des Blickes kann sich kein Tier mit mir vergleichen!«
»Wohl möglich«, entgegnete der Sperber, »doch Lass uns in die Lüfte steigen, um es zu erproben!«
Der Adler war es zufrieden, und beide schwangen sich in den Äther empor und kreisten über einem Tale.
»Siehst du die Körner dort ausgestreut tief unten auf der Heide?« fragte der Aar seinen Begleiter.
»In der Entfernung willst du die Körner sehen?« fragte spottend der Sperber.
Statt zu antworten, schwebte der Adler hinab in die Tiefe. jauchzend stürzte er sich dort auf Körner, die über die kahle Erde verstreut waren. Ehe er sich's aber versah, hatte er sich in einem Netze gefangen. Von dem hatte er in seinem blinden Eifer nichts gewahrt.
Der Sperber, der ihm gefolgt war, erblickte ihn als Gefangenen, der sich vergeblich anstrengte, sich zu befreien.
»Was hilft der schärfste Blick«, sagte der Sperber da, »wenn man blind ist gegen die Gefahren, die uns mit Verderben bedrohen!«