[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie Manje zu ihrem Mann kam

Manje fragte einmal ihre drei Freundinnen: »Kommt ihr mit Fische fangen?«

»Wir kommen mit«, stimmten die drei zu, »aber wir fangen heute mal Würmer statt Fische, abgemacht?« Manje war einverstanden und - sie holte tatsächlich Würmer aus dem Wasser! Die anderen drei fingen natürlich Fische und sagten zu Manje: »Du darfst aber nicht in unsere Körbe sehen, sonst müssen wir annehmen, dass du stehlen willst.« Und so wusste Manje nicht, dass die anderen Fische gefangen hatten. Nach einiger Zeit erklärten die Mädchen: »Genug jetzt, kehren wir ins Dorf zurück.« Sie badeten noch und wuschen die Fische, und dabei forderten sie Manje auf: »Bring doch deine Fische auch her, mal sehen, was du gefangen hast.« Als Manje ihnen die Würmer zeigte, lachten die anderen sie aus und sagten zu ihr: »Du bist aber dumm! Warum hast du denn keine Fische? Meinst du etwa, man kann diese Würmer essen?« Manje weinte bitterlich. Da gab ihr jedes der Mädchen ein paar Fische ab. Nun hießen die anderen Manje vorausgehen, aber kaum war sie eine Weile gelaufen, riefen sie ihr zu: »Warum beeilst du dich denn so, etwa, weil wir dir von unseren Fischen abgegeben haben?«

»Dann geht ihr doch voraus«, antwortete

Manje und blieb nun hinter den Freundinnen zurück. »Du gehst aber langsam!« beschwerten die sich bald darauf. Manje wurde wütend: »Warum ärgert ihr mich nur dauernd! Ich mag eure Fische gar nicht.« Sie nahm die Fische und warf sie auf den Weg, drehte sich um und lief zum Fluss zurück.

Am Fluss traf sie den Mekir beim Angeln. »Was willst du?« fragte der Mekir, und Manje antwortete: »Fische will ich! Wenn du mir welche gibst, werde ich deine Frau, dann komme ich morgen mit meiner Mutter zu dir.« Da gab ihr der Mekir Fische, und Manje machte sich damit auf den Heimweg.

Zu der Zeit kamen ihre drei Freundinnen im Dorf an, und Manjes Mutter fragte nach ihrer Tochter. Da erzählten die Mädchen: »Deine Manje ist ziemlich einfältig, fängt sie doch tatsächlich Würmer statt Fische! Nachher hat sie sich geschämt und ist zum Fluss zurück, um Fische zu holen.« Als die Mutter das hörte, lief sie gleich los, um ihre Tochter zu suchen. »Ich komme schon!« rief Manje, nachdem sie ihre Mutter entdeckt hatte. Und nun ließ sich die Mutter noch einmal von Manje berichten, warum sie nicht mit den anderen zurückgekehrt war. »Sie haben mich hintergangen«, begann Manje. »Wir hatten vereinbart, heute mal keine Fische zu fangen, und ich hab's geglaubt. Aber die anderen haben mich angeführt, darum bin ich zum Fluss zurück. Dort war der Mekir. Er gab mir Fische, und ich hab ihm dafür versprochen, seine Frau zu werden.«

»Wie konntest du das nur tun!« rief die Mutter erschrocken. »Warum bist du nicht lieber ohne Fische nach Hause gekommen?«

Am nächsten Tag begaben sich Manje und ihre Mutter hinaus zum Mekir, und die Mutter sprach: »Ich will dir deine Fische zurückbringen.«

»An den Fischen liegt mir nichts«, entgegnete der Mekir, »aber deine Tochter hat mich gern. Sie hat es mir selbst gesagt.«

»Aber ich bin mit einer solchen Heirat nicht einverstanden«, erklärte Manjes Mutter und wandte sich mit ihrer Tochter zur Flucht. Der Mekir verfolgte die beiden. Da begegneten Manje und ihre Mutter einer Antilope. »Warum seid ihr so in Eile?« sprach die Antilope sie an, und sie gaben zur Antwort: »Der Mekir ist uns auf den Fersen.«

»Geht nur in mein Haus, ich werde schon mit ihm fertig«, beruhigte die Antilope die beiden. Aber als sie den Mekir kommen sah, rief sie voller Angst: »Das ist ja ein Riese, mit dem kann ich es nicht aufnehmen!« und rannte davon. Manje und ihre Mutter machten nun ebenfalls, dass sie fort kamen.

Ein Weilchen später hielt der Tukur die Flüchtenden an und erkundigte sich nach dem Grund ihrer Eile. »Wir fliehen vor dem Mekir«, teilten sie ihm mit. Und der Tukur sprach: »Versteckt euch in meinem Haus, ich werde mich zum Kampf stellen!« Kurz darauf war der Mekir da. »Hast du Manje und ihre Mutter hier gesehen?« fragte er, und der Tukur gab zurück: »Hattest du mich etwa zu ihrem Hüter bestellt?« Da brüllte der Mekir los: »Heraus mit der Wahrheit! Sagst du mir nicht sofort, wo die beiden sind, werden wir miteinander kämpfen!«

»Das ist mir nur recht«, erwiderte der Tukur. Der Kampf begann. Und während nun einer den anderen zu überwinden versuchte, hob der Tukur den Mekir plötzlich hoch, warf ihn zu Boden und schlug wie wild auf ihn ein. Da bekam es der Mekir nun doch mit der Angst zu tun und lief davon.

Der Tukur aber sprach zu den Frauen: »Andere Antilopen fürchten den Mekir wegen seiner Größe. Ich bin zwar klein, habe aber den Großen trotzdem besiegt!« Darauf erklärte er Manjes Mutter: »Deine Tochter gefällt mir sehr.« Und sie erwiderte: »Du hast uns heute gerettet, das ist wunderbar! Dir gebe ich meine Tochter gern. Schließlich gehörst du zum Dorf, der Mekir dagegen ist ein Wilder und dazu als boshafter Kerl bekannt.«